Begegnungszonen leisten einen wichtigen Beitrag zur Attraktivität und Fussgängersicherheit eines Quartiers. In Baden wurden solche bislang von politischen Akteuren angestossen. Grünen-Einwohnerrat Steven van Petegem fordert nun den umgekehrten Ansatz.
Werden Begegnungszonen signalisiert, bedeutet das, dass Fussgängerinnen und Fussgänger Vorrang vor dem motorisierten Verkehr und Velos haben – Fussgängerstreifen gibt es daher generell nicht. Meistens handelt es sich dabei um Strassen in Wohn- oder Geschäftsquartieren. Zudem wird die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h reduziert, das Parkieren ist nur an gekennzeichneten Stellen erlaubt.
Das Konzept wurde in der Schweiz als Vorreiterland am 1. Januar 2002 eingeführt – es feiert in diesem Jahr also sein 20. Jubiläum als offizieller Teil des Schweizer Verkehrsrechts. Mittlerweile sind hierzulande bereits über 600 Begegnungszonen entstanden. Inzwischen gibt es das Konzept auch in anderen Ländern wie Belgien, Österreich oder Frankreich.
Die Vorteile von Begegnungszonen: Für Fussgängerinnen und Fussgänger wird der Aufenthalt im entsprechenden Strassenraum sicherer und attraktiver. In Wohnquartieren steht die Verkehrsfläche den Menschen für Spiel und Sport zur Verfügung. In Geschäftsbereichen ermöglicht das fussgängerfreundliche Verkehrsregime ein angenehmes und sicheres Flanieren.
In Baden gibt es solche Begegnungszonen beispielsweise in den Wohnquartieren an der Lägernstrasse oder an der Martinsbergstrasse. Letztere Zone wurde auf ein Postulat von Einwohnerrätin Nadia Omar (team) aus dem Jahr 2019 hin realisiert.
Ohnehin wird in Baden die Umstellung von Tempo 30 auf Tempo 20 meist von politischen Akteuren initiiert. Das will Einwohnerrat Steven Van Petegem (Grüne) nun aber ändern.
Er plädiert für einen sogenannten Bottom-Up-Ansatz, also von unten nach oben. Van Petegem wünscht sich, dass die Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner die Entwicklung einer Begegnungszone initiieren und mitgestalten können – statt dass sie von politischen Akteuren angestossen wird. Im entsprechenden Vorstoss beauftragt er den Stadtrat, zu prüfen, wie dafür die Rahmenbedingungen geschaffen werden können.
In anderen Städten wie Bern, Basel, Aarau und neuerdings auch Solothurn würden solche Konzepte bereits existieren und auf positive Resonanz stossen, argumentiert Van Petegem. Dabei handle es sich zudem nicht um Standardgestaltungen. Stattdessen würden die Hintergründe der Gesuche sowie die Vorstellung, wie die Begegnungszone aussehen soll, gemeinsam mit den Anwohnerinnen erarbeitet und die Projekte zusammen realisiert.
In Aarau beispielsweise ist die Einreichung eines Gesuchs für eine Begegnungszone in Wohnquartieren seit Mitte 2020 möglich, wie Van Petegem in seinem Postulat weiter festhält. Grundlage sei eine Unterschriftensammlung, bei der sich mindestens 50 Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner positiv dazu äussern.
In der Zwischenzeit sind laut van Petegem 13 Gesuche eingegangen. Eine erste Zone wurde bereits umgesetzt, vier weitere sollen demnächst realisiert werden. Die Planung und Umsetzung der restlichen Gesuche erfolge gestaffelt über die kommenden Monate.
Die Rückmeldungen aus der ersten umgesetzten Zone in Aarau sind positiv, schreibt Van Petegem. Und weiter: «Die Sicherheit hat sich verbessert und es gibt mehr Raum für Begegnungen.» Der Grünen-Einwohnerrat ist überzeugt: «Die Zahlen und Erfahrungen aus Aarau zeigen, dass der Bedarf da ist und auch die Bevölkerung in Baden von einem solchen Angebot Gebrauch machen würde.»