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Sechs wahre Geschichten sollen die Badener Bevölkerung für Menschen am Rande der Gesellschaft sensibilisieren – und für mehr Solidarität sorgen. Hinter der Kampagne steckt das Sozialwerk Hope.
«Die Flasche, mein bester Freund», «Zuhause in der Gammel-Wohnung» oder «Nur ein billiges Hotelzimmer»: Das sind drei von sechs Titeln, die seit Freitag auf Plakaten in der Badener Innenstadt ins Auge stechen. Wer sich einige Minuten Zeit nimmt, der kann unter den Titeln die dazugehörigen, realen Geschichten nachlesen. Wie zum Beispiel diese:
«Während Corona habe ich meinen Temporärjob als Küchengehilfe verloren. Bei der Arbeit habe ich mich voll eingesetzt, habe gerne und viel gearbeitet. Doch statt der versprochenen Festanstellung folgte die Entlassung. Nun stehe ich ohne Job da. Das Geld wird knapp. Die Betreibungen häufen sich. Werde ich ein Leben lang in Hotelzimmern wohnen?»
Und wer wissen will, wie die Geschichte weitergeht, der scannt den aufgedruckten QR-Code oder konsultiert gleich selbst die Website des Sozialwerks Hope. Die Person aus der erwähnten Geschichte hat sich bei der Beratungsstelle für Wohnungssuchende des christlichen Sozialwerks Hope Baden an der Stadtturmstrasse gemeldet.
Die Institution, die sich für Menschen am Rande der Gesellschaft einsetzt, steckt denn auch hinter den Plakaten, auf denen alle Geschichten mit der Aussage «Hoffnung. Das ist Baden.» enden. Es geht nicht darum, die Organisation selbst bekannter zu machen – das Hope ist gut verwurzelt in der Stadt. Sondern auf die Schicksale aufmerksam zu machen, denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hope tagtäglich begegnen.
«Diese Menschen leben mitten unter uns, fallen oft aber gar nicht auf», erklärt Deborah Schenker, die im November die Geschäftsführung des Sozialwerks übernommen hat. Der Grundgedanke hinter der Kampagne sei, die hiesige Bevölkerung zu sensibilisieren und ihren Blick für diese Menschen zu schärfen. «Sie sind Teil unserer Gesellschaft», so Schenker.
Die Geschichten auf den Plakaten würden nicht irgendwo auf der Welt passieren, sondern genau hier, unter uns:
«Das sind wahre Geschichten aus der Region, die prototypisch für ganz viele andere stehen.»
Es sei wichtig, «dass wir als Gesellschaft mit diesen Menschen solidarisch sind und ihnen unsere Hilfe anbieten.»
Bereits im vergangenen Jahr war die Kampagne durchgeführt worden; noch unter Federführung von Schenkers Vorgängerin Daniela Fleischmann. «Da die Thematik durch die Coronakrise noch an Brisanz zugenommen hat, wird die Plakataktion in einem grösseren Rahmen wiederholt», erklärt Schenker. Es sind nun mehr Menschen in die Kampagne involviert: «Wir konnten viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unserem Team für einen Extra-Einsatz gewinnen», zeigt sie sich erfreut.
Diese werden am Samstag, 8. Mai, vor der Migrosbank an einem Stand anzutreffen sein, um Interessierten mehr über das Leben von Randständigen in der Region zu berichten. Eine davon ist auch Marjanka Choque, stellvertretende Leiterin des Wohnzentrums. Dort finden Menschen einen Übergangswohnplatz mit Tagesstrukturen, um Folgen der Obdachlosigkeit – wie Krankheit oder Verwahrlosung – vorzubeugen oder daran zu arbeiten.
Choque hat sich, während sie ein Praktikum im Hope gemacht hat, in ihrer Bachelor-Arbeit mit dem Thema Obdachlosigkeit befasst und sich speziell mit Menschen aus dem Hope auseinandergesetzt. Sie sagt:
«Dabei habe ich gemerkt, dass diese Menschen nur eine schlechte bis gar keine Lobby haben.»
Sie hält Öffentlichkeitsarbeit deshalb für besonders wichtig und stellte sich nur zu gerne für die Kampagne zur Verfügung.
Die Plakate stehen bis 16. Mai auf dem Bahnhofplatz, an der Badstrasse und auf dem Schlossbergplatz.