Stadtratssitz
Badener alt Stadtrat Reto Schmid wagt eine präzise Wahlprognose

Am Sonntag kommt es in Baden zum ersten Wahlgang um einen Stadtratssitz: Reto Schmid, Kenner der Badener Politik, sagt, wie die Kandidaten Jürg Caflisch (SP), Mario Delvecchio (FDP) und Erich Obrist (parteilos) abschneiden werden.

Pirmin Kramer
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Reto Schmid. Spichale

Reto Schmid. Spichale

Alex Spichale

Reto Schmid (41) ist ein Kenner der Badener Politik: Zwanzig Jahre politisierte er hier für die CVP, zuletzt fünf Jahre lang im Stadtrat, ehe er den Sitz 2013 aus familiären Gründen räumte. Er begann vor Jahren, Wahlprognosen zu erstellen. Je lokaler die Wahl, desto präziser trafen Schmids Prognosen ein, die er aber nur wenigen anvertraute. Auf Bitte des «Badener Tagblatts» wagt er nun seine erste öffentliche Wahlvoraussage für den Dreikampf um die Stadtratswahl von kommendem Sonntag. «Sie beruht auf Wählerstärken, vielen persönlichen Gesprächen und Analysen von früheren Abstimmungen.»

Abgeschlagen auf Platz 3 landet Jürg Caflisch (SP), mit mehr als 500 Stimmen weniger als der Erstplatzierte. «Die SP ist zwar in Baden mit rund 19 Prozent Wähleranteil die zweitstärkste Partei hinter der FDP. Ich gehe aber davon aus, dass Caflisch nur rund zwei Drittel der SP-Wähler auf seiner Seite hat. Zwar unterstützen ihn auch Grüne (10% Wähleranteil) zu rund zwei Dritteln und viele Team-Wähler (18% Wähleranteil). Eine Analyse früherer Grossratswahlen zeigt aber: Caflisch erhält kaum Wechselstimmen aus dem bürgerlichen Lager. Diese fehlen ihm, um mit den Konkurrenten mithalten zu können. Von FDP- und SVP-Wählern wird er kaum Stimmen erhalten. Caflisch schafft es im 1. Wahlgang auf 1650 bis 1800 Stimmen.»

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich Mario Delvecchio (FDP) und Erich Obrist (parteilos), maximal 200 Stimmen Differenz werden sie trennen. «Erich Obrist ist für fast alle bis auf die SVP-Sympathisanten wählbar. Er darf auf bedeutende Unterstützung von eigentlichen Wählern der SP, Grünen, Team, CVP, EVP und GLP zählen. Sogar FDP-Sympathisanten werden den Namen Obrist auf den Zettel schreiben. Delvecchio wiederum darf auf grosse Unterstützung seiner FDP (20 Prozent Wähleranteil) zählen, sowie auf Stimmen von CVPlern. Matchentscheidend für Delvecchio wird sein, ob er es schafft, die SVP-Sympathisanten (15 Prozent Wähleranteil) geschlossen hinter sich zu scharen. Die Schwierigkeit für Delvecchio besteht darin, dass der Bürgerblock in den letzten Jahren bei Persönlichkeitswahlen vermehrt nicht linientreu abstimmte.»

Der Gewinner des 1. Wahlgangs wird Erich Obrist heissen. «Ein Punkt war in Baden schon oft entscheidend: Der Bekanntheitsgrad. Stephan Attiger (FDP) schaffte die Wahl zum Stadtammann 2005 gegen den auch in der Wirtschaft bestens vernetzten Favoriten Lukas Voegele (CVP), weil man ihn einfach besser kannte. Obrist ist ein stadtbekannter Politiker, Delvecchio diesbezüglich ein unbeschriebenes Blatt. Obrist erhält im 1. Wahlgang 2300 bis 2450 Stimmen, Delvecchio 2200 bis 2350 Stimmen, bei voraussichtlich 55 Prozent Wahlbeteiligung. Dank Heim-Bonus gewinnt Obrist den 1. Wahlgang.»

Nicht mehr antreten zum 2. Wahlgang wird Jürg Caflisch, «wegen seines aussichtslosen Rückstands».

Wahlsieger wird am 22. November Erich Obrist. «Viele Caflisch-Stimmen werden im 2. Wahlgang zu Erich Obrist abwandern, der dadurch den Sprung in den Stadtrat schafft.»

Die letzte Aussage betrifft Schmid selber. «Falls ich mit meinen Voraussagen weit daneben liege, werde ich in Zukunft die Finger von öffentlichen Wahlprognosen lassen», sagt er lachend. Wen er selber wählt, verrät er nicht.