Mit Ugo Rondinone legt ein weltbekannter Künstler Hand an bei der Umgestaltung der Halle 37. Die Investoren des Trafo 2 haben von sich aus einen Projektwettbewerb für Kunst am Bau lanciert. 170000 Franken soll das Kunstwerk kosten.
«Kunst ersetzt Religion, eine Galerie ersetzt Kathedralen», äusserte sich der Schweizer Künstler Ugo Rondinone vor gut einem Jahr in einem Kulturmagazin. Nun lässt er seinen Worten quasi Taten folgen. Wenn Besucher in knapp einem Jahr das Trafo 2 mit den neu gestalteten Industriehallen 36 und 37 betreten, wird ihr Augenmerk ziemlich schnell auf die imposante Glasfassade seines Projekts «Die vier Jahreszeiten» fallen.
Auch Planer mit ins Boot geholt
Dass das Trafo 2 künftig ein Farbtupfer im Gebiet Baden Nord bilden wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn anders als bei öffentlichen Bauten ist bei privaten Vorhaben das Einplanen von Kunst am Bau nicht Pflicht. Die Investoren Werner Eglin und Dres Kern waren sich schnell einig, dass bei der denkmalgeschützten Halle Kunst Platz haben muss. Anders als bei öffentlichen Bauten habe man nicht nur die Handwerker, sondern auch die Planer mit ins Boot geholt – und zwar erst nachdem die einzelnen Aufträge vergeben waren. «Wir wollten eine Beteiligung an einem Kunstwerk bewusst freiwillig gestalten und waren umso erfreuter, dass unsere Idee auf grossen Anklang stiess», so Eglin.
Nicht lokale Künstler gesucht
Es war schliesslich Ukurba – die Vereinigung von Unternehmen aus der Region Baden – welche die Idee zu einem Projektwettbewerb anregte und die Kosten desselben trägt. «Wir sind der Meinung, dass das Trafo mit seiner industriellen Vergangenheit ein gutes Kunstwerk und eine relevante Kunst verdient», sagt Urs Wiezel von Ukurba und Mitglied der Jury. Die Organisation des Projektwettbewerbs oblag Simone Müller. «Weil die Halle 37 künftig vor allem ein öffentlicher Stadtplatz sein wird, wollten wir mit der Kunst am Bau den öffentlichen Charakter der Halle unterstützen und dem Ort nach der Sanierung eine neue Identität geben.» Wenn Kunst im öffentlichen Raum als Erinnerung beim Betrachter zurückbleibe, dann sei ein wichtiges Ziel erreicht, so Müller.
Fünf Künstlerinnen und Künstler lud die Jury für den Projektwettbewerb ein; vier Projekte wurden eingereicht. «Wir haben für einmal nicht primär Künstler aus der Region gesucht, sondern bewusst solche, die es sich gewohnt sind, solch grosse Räume und Flächen zu bespielen», sagt Müller. Mit gutem Grund steht doch ein Raum mit 80 Meter Länge, 14 Meter Höhe und 16 Meter Breite zur Verfügung. Dabei seien für die Kunst am Bau alle Flächen freigeben worden, die den Betrieb nicht beinträchtigen. «Skulpturen sowie Arbeiten mit künstlichem Licht waren von Anfang an ausgeschlossen; wegen des Betriebs der Halle selbst und des Hotels», sagt Müller.
Insgesamt 660 farbige Fenster
Mit grosser Mehrheit hat sich die Jury schliesslich für das Projekt von Rondinone entschieden – laut der «Bilanz 2013» immerhin der 12. wichtigste Künstler der Schweiz. Total 660 eingefärbte Glasscheiben werden oberhalb der Halle 37 angebracht. «Die Idee mit den eingefärbten Gläsern hat die Jury sofort angesprochen», sagt Müller. Dank der farbigen Glasscheiben – je nach Lichtverhältnis, Sonnenstand oder Zeit ändert sich das Erscheinungsbild – könne der Besucher den Raum immer wieder aufs Neue wahrnehmen. «Zudem ist die Kunst auch von aussen sichtbar, wodurch die umgebauten Hallen besser wahrgenommen werden», sagt Müller.
Auch Werner Eglin schwärmt vom Siegerprojekt: «Ich bin sicher, die Fensterfassade wird zu einem Markenzeichen des Trafo 2; das ist auch in Sachen Marketing von nicht unterschätzbarem Vorteil.»
Finanziert wird das 300 Quadratmeter grosse Kunstwerk durch Beiträge der Handwerker und Planer sowie durch einen bedeutenden Beitrag der Investoren selbst. Das Budget beträgt rund 170 000 Franken.
Den ausführlichen Jurybericht mit allen Projekteingaben finden Sie hier.