SRF-«Rundschau»-Beitrag
Badener Politiker nimmt zu Mörgeli-Kritik Stellung: «Ich bin kein Tierschutz-Fundi»

Alt Nationalrat Christoph Mörgeli kritisierte in der "Weltwoche", der Badener Einwohnerrat Benjamin Steiner habe als SRF-Mitarbeiter einen einseitigen Rundschau-Beitrag produziert. Jetzt nimmt Steiner zu den Vorwürfen Stellung.

Martin Rupf
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Christoph Mörgeli kreidet dem Rundschau-Beitrag Steiners über Tierversuche an, er sei politisch gefärbt.

Christoph Mörgeli kreidet dem Rundschau-Beitrag Steiners über Tierversuche an, er sei politisch gefärbt.

AZ/zvg/Screenshot Rundschau/Montage: mwa

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein alt Nationalrat einem kommunalen Parlamentarier Beachtung schenkt. Doch so geschehen in einem «Weltwoche»-Artikel letzte Woche, als Christoph Mörgeli (SVP) in seinem Artikel indirekt den Badener Einwohnerrat Benjamin Steiner (Team Baden) kritisierte, indem er einen SRF-Beitrag beanstandete. Unter dem Titel «Es linksgrünt in der ‹Rundschau›» unterstellte er Steiner, einen einseitigen Beitrag verfasst zu haben. Dazu muss man wissen: Der ausgebildete Tierarzt Steiner absolvierte dieses Jahr ein sechsmonatiges Praktikum bei der «Rundschau» von SRF. Quasi als Abschlussarbeit durfte Steiner einen Beitrag über die Zusammensetzung der kantonalen Tierversuchskommissionen produzieren, der am 1. November ausgestrahlt wurde.

Ganz offensichtlich gefiel Mörgeli nicht, was er zu sehen bekam. Dabei störte ihn nicht nur der – aus seiner Sicht einseitige – Inhalt der Sendung, sondern vielmehr der Umstand, dass mit Steiner «ein Linkspolitiker» als SRF-Mitarbeiter tätig war. Denn das sei «strikt verboten». Um die Brisanz respektive seine These zu unterstreichen, erwähnt Mörgeli, dass Steiner unter anderem Mitinitiant der Aktion «Geri bleibt» gewesen sei nach Auffliegen der Nacktfotos. Und zudem sei Steiner eng mit dem Badener alt Nationalrat Jonas Fricker befreundet, «der sich mit einem Tierschutzvotum samt Auschwitz-Vergleich um Kopf und Kragen geredet hat», so Mörgeli.

Benjamin Steiner, der seit Anfang 2013 im Einwohnerrat von Baden sitzt, reagiert gelassen auf den Vorwurf von Mörgeli: «Es ging im Beitrag nie darum, zu sagen, Tierversuche seien schlecht oder gut.» Thema sei vielmehr die Zusammensetzung der Tierversuchskommissionen gewesen. Anders als von Herrn Mörgeli behauptet, sei es nicht darum gegangen, den Umstand zu «skandalisieren», dass sich die Kommission nicht zur Hälfte aus Tierschützern, sondern mehrheitlich aus Forschungsvertretern zusammensetze. «Fakt ist, dass beim fraglichen Gesuch Uni und ETH in der Tierversuchskommission anteilsmässig sehr stark vertreten waren und es drängt sich die Frage auf, ob dies im Sinne des Gesetzgebers ist. Doch jetzt sind die Forschungsvertreter deutlich in der Mehrzahl», so Steiner. Er kann die Aufregung nicht verstehen. Dass die Sendung wie von Mörgeli behauptet einseitig gewesen sei, stimme einfach nicht. «Wir haben ausführlich einen Forscher zu Wort kommen lassen und auch der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger konnte darlegen, weshalb die Tierversuche gesetzeskonform sind.»

Aufgrund seiner Ausbildung zum Tierarzt habe er das nötige Wissen für die Realisierung der Sendung mitgebracht. «Natürlich liegt mir das Schicksal von Tieren am Herzen, sonst wäre ich nicht Tierarzt geworden. Gleichzeitig bin ich aber daran interessiert, dass die Wissenschaft vorankommt», stellt Steiner klar. Dass der Vorwurf von Mörgeli, er habe einseitig zuungunsten von Tierversuchen berichtet, ins Leere laufe, beweise nicht zuletzt der Umstand, dass er während sechs Jahren für die Pharmabranche gearbeitet habe. «Die Forschung ist wichtig, Tierschutz ebenfalls. Es macht darum wenig Sinn, grundsätzlich für oder gegen Tierversuche zu sein. Es braucht immer eine Güterabwägung, und diese soll korrekt durchgeführt werden. Auch sei er bei keiner einzigen Tierschutz-Vereinigung Mitglied, «was ganz klar zeigt, dass ich kein Tierschutz-Fundi bin».

SRF sieht kein Problem

Zum Vorwurf, er hätte mit seinem politischen Mandat als Einwohnerrat die Sendung gar nicht machen dürfen, will Steiner keine Stellung nehmen. Diese Frage müsse die Reaktionsleitung der «Rundschau» beantworten. Das tut diese in besagtem «Weltwoche»-Artikel: Für seinen Bericht über die Affenversuche sei er als Tierarzt hinreichend ausgebildet gewesen. Auf die Frage, ob es in der «Rundschau» üblich sei, dass Praktikanten eigenständig Beiträge gestalten, antwortete Redaktionsleiter Mario Poletti: «Benjamin Steiner hat den Beitrag nicht eigenständig gemacht, sondern in enger Zusammenarbeit mit unserem erfahrenen Redaktor Georg Humbel, der auch den Lead in der Story hatte.»

So oder so liegt Mörgeli wohl nicht ganz richtig, wenn er von «einem strikten Verbot» spricht. Vielmehr sind die SRF-Richtlinien diesbezüglich etwas ungenau: «SRF-Mitarbeitende haben das Recht, ein öffentliches Amt zu bekleiden oder sich darum zu bewerben. Ämter in lokalen Institutionen sind meistens unproblematisch.» Im gleichen Paragraf steht dann aber auch: «Sie verzichten auf Mandate wie etwa Parlamentsmandate.»