Gerichtsurteil
Badener Schläger muss für 30 Monate hinter Gitter

Das Bezirksgericht verurteilte einen Schläger zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Er hatte wiederholt und aus nichtigem Grund zugeschlagen. Jetzt droht ihm die Ausschaffung.

Rosmarie Mehlin
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Der Badener Schläger muss hinter Gitter (Symbolbild)

Der Badener Schläger muss hinter Gitter (Symbolbild)

AZ

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte der Badener Gerichtspräsident Bruno Meyer als Einzelrichter den damals 21-jährigen Sergej (Name geändert) der versuchten vorsätzlichen Körperverletzung schuldig gesprochen und zu neun Monaten Gefängnis unbedingt verurteilt. Sergej hatte im Februar 2011 im Metro Shop einen 30-Jährigen nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung spitalreif geprügelt. Sergej hatte seinen Angriff vergeblich massiv heruntergespielt: Das Geschehen war von einer Überwachungskamera gefilmt worden. Inzwischen ist das Urteil rechtskräftig, die Strafe hat Sergej aber noch nicht angetreten. Dennoch sitzt er seit über sieben Monaten hinter Gittern und sass dieser Tage erneut vor Gericht. Diesmal vor dem fünfköpfigen Richtergremium unter Vorsitz von Bruno Meyer.

Zugeschlagen, aus nichtigem Grund

Sergej hatte wieder brutal zugeschlagen, wieder im Metro Shop und wieder aus nichtigem Grund. Am ersten März-Samstag dieses Jahres hatte er zusammen mit seinem Kumpel Mike in einem Lokal in der Badener Innenstadt den Boxkampf von Wladimir Klitschko gegen Jean-Marc Mormeck verfolgt und tüchtig Alkohol konsumiert. Auf dem Heimweg war den beiden Walid über den Weg gelaufen. Nach einer kurzen Diskussion hatte Walid von Mike eine Ohrfeige kassiert, Sergej hatte eine draufgegeben, dann waren die Fäuste geflogen, und nachdem Walid am Boden lag, war er auch mit Füssen getreten worden.

Als eine Passantin die Polizei alarmierte, hatten sich die Schläger aus dem Staub gemacht. Walid war mit einer Rissquetschwunde und Hämatomen im Gesicht sowie einem leichten Schädel-Hirn-Trauma ins Spital eingeliefert und von dort nach zwölf Stunden wieder entlassen worden. Der bereits einmal wegen Raubes verurteilte Mike ist seither spurlos verschwunden und zur Verhaftung ausgeschrieben. Sergej kam in U-Haft und hat inzwischen vorzeitig den Strafvollzug angetreten.

Keine Lehre absolviert

1999 war er aus der Ukraine hierhergekommen, hat nach der Realschule keine Lehre absolviert, als knapp 18-Jähriger einen Sohn gezeugt, sich in wechselnden Jobs betätigt und im Hotel Mama gewohnt. Wie schon vor Jahresfrist trat er in dunkelblauem Anzug, schwarzem Hemd und gemusterter Krawatte vors Gericht und gab den Mann von Welt. Dort erklärte er, Walid, mit dem er damals wegen vorübergehender innerfamiliärer Probleme in einer WG wohnte, habe ihm 250 Franken geklaut gehabt. Er habe ihn deshalb im Metro Shop zur Rede gestellt. «Ich habe ihm aber lediglich eine einzige Ohrfeige und einen einzigen Schlag ins Gesicht versetzt – mehr wirklich nicht.»

Die Aussagen eines Zeugen zeichneten indes ein ganz anderes Bild und auch Walids Schilderungen tönten weitaus dramatischer. Daran vermochte auch nichts zu ändern, dass Sergej seinem Opfer für beschönigende Aussagen 500 Franken in die Hand gedrückt hatte.

Gemäss Antrag des Staatsanwaltes sollte Sergej diesmal eine dreijährige Freiheitsstrafe kassieren. Der Verteidiger war der Meinung, der Zeuge habe masslos übertrieben, sein Mandant hingegen sage die Wahrheit: Er habe sich keiner versuchten schweren, sondern lediglich einer leichten Körperverletzung schuldig gemacht. Dafür sei eine Strafe von einem Jahr angemessen, allerdings wohl oder übel unbedingt, angesichts von Sergejs Rückfälligkeit.

Nicht mehr tolerierbar

Das Gericht sprach den nunmehr 22-Jährigen schuldig gemäss Anklage und verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren unbedingt. Es sei erstaunlich, dass das Opfer nicht schwerere Verletzungen erlitten hatte, stellte Präsident Meyer fest. Er erinnerte Sergej daran, dass er ihm an der Verhandlung vor Jahresfrist energisch ins Gewissen geredet und ihn nicht mit Samthandschuhen angefasst hatte – sichtlich erfolglos. Erneut betonte Meyer, dass solche Gewalt-Eskalationen aus nichtigen Anlässen bei uns nicht mehr toleriert werden: «Die Bevölkerung hat die Nase voll! Und ich bin überzeugt, dass das Migrationsamt Sie nach Vollzug der Strafe des Landes verweisen wird», gab er dem kopfschüttelnden Sergej mit auf den Weg zurück ins Gefängnis.