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In Badener Kulturkreisen befürchtet man, dass die Aarauer bei der «Mittleren Bühne Aargau» in der Alten Reithalle ihr eigenes Süpplein kochen. Dabei ist es ein kantonale Projekt.
Das Projekt einer «Mittleren Bühne Aargau» für die freie Theaterszene wurde seinerzeit von der Stadt Baden initiiert, nachdem das Theater am Brennpunkt seinen Betrieb einstellen musste. Die beiden Projekte im Kurtheater und im ehemaligen Hotel Linde mussten sich aber dem Aarauer Projekt «Oxer» in der Alten Reithalle geschlagen geben (siehe Kasten).
Kein Wunder, beobachtet man die Realisierung des Projekts in Baden heute mit Argusaugen. Dabei kommen auch kritische Stimmen auf: «Die Oxer-Geschichte ist verworren und wird in der Stadt Aarau abgehandelt», sagt Anita Rösch, Leiterin des Theaters im Kornhaus (Thik) in Baden. Dabei müsste dies vielmehr kantonal geschehen, denn das Theaterhaus sei allen im ganzen Kanton und nicht nur der Stadt Aarau mit dem Theater Tuchlaube etc. «versprochen» worden. «In der Theaterstadt Baden weiss zum Beispiel kaum jemand, dass Marco Läuchli im Amt ist, geschweige denn, was seine Aufgabe sein soll», sagt Rösch.
Aus dem Bewerbungsverfahren für eine «Mittlere Bühne Aargau» für die freie Theaterszene ging 2006 das Aarauer Projekt in der Alten Reithalle als Sieger hervor. «In baulicher, finanzieller und künstlerischer Sicht ragt Aaraus Bewerbung heraus», begründete der unabhängige Fachmann damals. Knapp zehn Jahre sind seither vergangen; noch immer wartet der Aargau auf den «Oxer», wie das Projekt seinerzeit genannt wurde. «Oxer» meint im Pferdesport ein Hindernis, das sowohl punkto Weite wie auch Höhe Anforderungen stellt – der Name hätte passender nicht gewählt werden können. Zwar hiess der Aarauer Einwohnerrat 2008 einen Projektierungskredit von 1,1 Mio. Franken gut. Doch weil sowohl in der Stadt Aarau wie auch im Kanton der Sparstift angesetzt wird, muss das Projekt überarbeitet beziehungsweise redimensioniert werden. So soll es neu nicht mehr 20 Mio. Franken, sondern nur noch 16. Mio. Franken kosten. Und auch die Betriebskosten von jährlich 2 Mio. Franken wurden auf 1,3 Mio. Franken gesenkt. Bau- und Betriebskosten wollen sich die Stadt und der Kanton beziehungsweise das Kuratorium hälftig teilen. Ursprünglich war die Eröffnung auf das Jahr 2016 vorgesehen; jetzt dürfte das nicht mehr vor 2019 der Fall sein. Seit vier Jahren wird die Alte Reithalle erfolgreich von einer Interessengemeinschaft und dem Theater Tuchlaube zwischengenutzt. (mru)
Marco Läuchli ist der Mann, der wieder frischen Wind ins «Oxer»-Projekt bringen soll. Auf Mandatsbasis soll er die Situation evaluieren. Läuchli teilt die Befürchtungen von Anita Rösch nicht: «Die ‹Mittlere Bühne› muss und wird ganz klar ein Aargauer Projekt werden. Für Aarau alleine wäre die ‹Mittlere Bühne› ohnehin zwei bis drei Schuhnummern zu gross», ist Läuchli überzeugt. Und doch sind Röschs Befürchtungen nicht ganz aus der Luft gegriffen. So wurde unlängst eine Arbeitsgruppe aufgelöst, der auch Patrick Nöthiger, Leiter Kultur der Stadt Baden, angehörte. «Vor ein paar Wochen erhielt ich von der Stadt Aarau ein entsprechendes Schreiben», bestätigt Nöthiger. Er werde sich im Juni mit Läuchli treffen und sich über den Projektstand und das geplante weitere Vorgehen austauschen.
Der Aarauer Stadtrat Hanspeter Hilfiker (FDP) bestätigt: «Wir haben die Arbeitsgruppe aufgelöst, nachdem sie seit zwei Jahren nicht mehr getagt hat.» Die ehemalige Arbeitsgruppe sei aber zur Kick-off-Sitzung der Neu-Evaluation eingeladen gewesen. Hilfiker betont, es handle sich selbstverständlich immer noch um ein Aargauer Projekt. «Aber natürlich sind wir im engen Austausch mit örtlichen Theaterinstitutionen und vor allem mit dem Theater Tuchlaube in Aarau, das die ‹Mittlere Bühne› dereinst betreiben soll», so Hilfiker. Daraus aber abzuleiten, hier entstehe ein Aarauer Projekt, sei falsch. «Anfang Jahr hat nun auch noch das Aargauer Sinfonieorchester sein Interesse an der Alten Reithalle kundgetan.» Würde das Sinfonieorchester sich beteiligen, wäre der kantonale Bezug noch mehr gegeben, so Hilfiker. «Und vor allem darf man nicht vergessen, dass das Aargauer Kuratorium in der Steuergruppe ebenfalls vertreten ist.»
Könnte es gar sein , dass sich die Stadt Baden – jetzt, wo es in Aarau nicht wirklich vorwärtsgeht – wieder ins Spiel bringt für eine «Mittlere Bühne»? «Ich bedauere natürlich, dass die ‹Mittlere Bühne› nicht wie ursprünglich vorgesehen eröffnen kann», sagt die Badener Stadträtin Daniela Berger (SP). Denn der Bedarf sei auch heute noch gegeben. «Wenn wir in Baden ein geeignetes Objekt hätten, würden wir uns vielleicht tatsächlich wieder in die Diskussion einbringen. Doch dies ist nicht der Fall, weshalb es auch kein Zurück auf Feld 1 gibt.»
Und Kuratoriumsmitglied Walter Küng sagt: «Die Frage kann man nicht einfach so beantworten.» Vielmehr stelle sich die Frage, wo es produzierende Gruppen gebe, die solche Räume füllen könnten. Auch Küng hält ganz klar fest: «Die ‹Mittlere› Bühne ist ganz bestimmt kein Aarauer Projekt, sondern wird wie versprochen als Aargauer Projekt realisiert werden.»