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Baden
Die Festmüdigkeit sitzt noch vielen in den Knochen. In der Stadt ist Ruhe eingekehrt, bis auf die Festarbeiter, welche die Überreste der letzten Bauten entfernen. Ein Rückblick auf das grosse Fest im Gespräch mit Komitee-Präsident Adi Hirzel.
Adi Hirzel, wie geht es Ihnen ein paar Tage nach der Badenfahrt?
Adi Hirzel: Wieder besser (schmunzelt). Zuerst war ich doch etwas erschöpft, denn ich blieb in diesen zehn Tagen jeweils bis Festende. Und ich habe mir eine leichte Erkältung geholt. Zum Ausruhen blieb kaum Zeit, denn im Büro wartete einiges an Arbeit.
Rückblickend: Was war Ihr schönster Augenblick?
Vom Festerlebnis her das Hecht-Konzert mit dieser Super-Stimmung und der herrlichen Publikums-Kulisse. Und dann, ganz persönlich, waren es die rührenden Momente, wenn wildfremde Menschen auf mich zukamen, mich sogar umarmten und sich bedankt haben für das tolle Fest. Das hat mich sehr berührt.
Die schönsten Augenblicke der Badenfahrt 2017:
Auch das Ergebnis des Bändeli-Verkaufs dürfte ein schönes Erlebnis gewesen sein?
Die Zahlen sind noch nicht bekannt. Gut, die Indikatoren sagen, dass wir über Budget liegen.
Die Bändeli wurden entgegen aller Prognosen zum Renner.
Genau das haben wir uns auch vorgestellt. Man kaufte das Bändeli nicht wegen der Kontrollen, sondern weil es zum Fest gehörte, weil man es einfach haben musste.
Nach dem ersten Wochenende mussten nachträglich divers Massnahmen getroffen werden.
Wurden Sie überrannt?
Eigentlich nicht. Sie müssen es so sehen: Wir haben das Fest im stillen Kämmerlein geplant. Da kann man bei dieser Grössenordnung nie alles genau vorausplanen. Es braucht Anpassungen während des Festes. Zuerst haben wir die Zuschauerströme beobachtet, dann reagiert. Darum bin ich sehr froh über die Flexibilität im Komitee und die hervorragende Zusammenarbeit mit der Polizei, die ja darin vertreten ist. Wir haben auf die Schwachstellen reagiert, es gab dann mehr Busse, mehr Toiletten, die Hochbrücke wurde gesperrt und einiges mehr.
Auf die grosse Sause folgt der Abbau:
1,3 Millionen Besucher, ist da die Maximalgrösse – bezogen auf die kritischen Punkte – nicht erreicht?
Ich denke ja. Gut, die Erwartungen wurden vom Super-Wetter natürlich mehr als gestützt.
Das Komitee feierte den Festauftakt im Trafo. Das fanden einige dann doch befremdend.
Halt! Das war weder unsere Erfindung noch unser Anlass. Die Behörden wollten einen VIP-Anlass. Er wurde von der Stadt Baden bezahlt. Wir machten ihn bewusst ausserhalb des Festgebiets.
Zurück zur Grösse: Sie bedeutete auch viele Betrunkene, zahlreiche Polizei- und Samaritereinsätze.
Die Betrunkenen sind ein Spiegel der Gesellschaft, und es waren vergleichsweise nicht mehr Betrunkene als früher. Den Alkohol können und wollen wir ja nicht verbieten.
Bei Jugendlichen schon.
Bei den in den Medien erwähnten Fällen hatten sich die Jugendlichen bereits vor Festbeginn mit Alkohol eingedeckt. Ein Drink kostet am Fest 13 Franken, das ist zu viel, als dass sich Jugendliche volllaufen lassen würden.
Bezahlt das Komitee eigentlich all diese Sicherheits- und Sanitätskosten?
Wir haben dafür einen grossen Posten budgetiert. Wir nehmen dabei ein grosses Risiko auf uns, denn die Defizitgarantie der Stadt beträgt lediglich 250 000 Franken.
Dennoch: Die Helferschaften waren am Anschlag. . .
. . . weil wir auch mit dieser Badenfahrt den Nerv des Volkes getroffen haben, und die Menschen sind gekommen. Da sage ich nur: Entweder machen wir eine Badenfahrt, oder wir lassen es sein.
Aber keine, die noch grösser ist.
Da bin ich mit Ihnen völlig einig. Auch bei den Bauten müssen wir wieder etwas zurückdenken, doch, wenn Sie die Ehrendinger «universALL» ansprechen – die übrigens eine Attraktion war: Wir wollen die Gemeinden, wenn sie mitmachen, auch nicht zurückbinden.
Wie war die Disziplin der Beizen?
Die Abschlusszeiten funktionierten bestens. Da hatten wir keinen Ärger.
Aber mit der Lautstärke.
Anders war es mit den Dezibel. Wir haben die Lautstärke regelmässig kontrolliert und auch an drei Orten die Musik abgestellt. Vielleicht müssen wir ein nächstes Mal von Beginn weg härter durchgreifen.
Stimmen sagen, es brauche eine Rückbesinnung. Eine Badenfahrt, die sich wieder mehr auf Baden besinnt.
Auch das würde ich in gewissen Teilen bestätigen. Das Festgebiet war jedoch gelungen, die Limmat in der Mitte, das Langgezogene vom Kurpark bis zur Aue, die abgesperrte Hochbrücke, es hat sich vieles bewährt. Auch den Schulhausplatz könnte man in Zukunft wieder absperren.
Wie sieht Ihre Zukunft im Komitee aus?
Zuerst muss ich wirklich «verluften», und dann weiterschauen. Wenn ich in Zürich wohnhaft bleibe, bin ich etwas weit weg. Ich habe mir Gedanken gemacht, nehme aber keinen Entscheid vorweg.
Wie geht es überhaupt weiter?
Erst kommt die ganze Nachbearbeitung, dann folgt erst einmal Ruhe. Nach etwa zwei Jahren ist es Aufgabe des Präsidenten, zusammen mit dem Vorstand zu überlegen, wann welches Fest stattfinden soll.
Das bestimmen zwei Vereine, derjenige des Stadtfestes und der Badenfahrt?
Richtig, die haben auch zwei Kassen.
Aber etwa die gleichen Leute und denselben Präsidenten.
In etwa, ja. Aber es gibt immer wieder personelle Wechsel.
Auf welches Jahr tippen Sie: 2023 – 100 Jahre Badenfahrt – oder auf 2022 – 175 Jahre Spanischbrötlibahn?
Da bitte ich um etwas Geduld. Wir werden sehen.