Bilanz
Badenfahrt: Schwarze Zahlen für Vereine - wird der Gewinn gespendet?

Dank des guten Wetters hat sich das Volksfest für die meisten Beizenbetreiber finanziell ausbezahlt. Viele überlegen sich, einen Teil des Gewinns für einen wohltätigen Zweck zu spenden.

Martin Rupf
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Viele Gäste, hohe Umsatzzahlen: Die Badenfahrt war für Vereine und Organisatoren finanziell ein Erfolg.

Viele Gäste, hohe Umsatzzahlen: Die Badenfahrt war für Vereine und Organisatoren finanziell ein Erfolg.

Luis Hartl

Man kann kaum glauben, dass die Badenfahrt und mit die hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad erst drei Wochen zurückliegen. Auch in der Stadt selbst sind fast alle Spuren des grossen Volksfestes verschwunden. Die meisten der knapp 100 Vereine dürften in diesen Tagen ihre letzten Rechnungen begleichen und ihr Projekt finanziell abschliessen.

Die Frage steht im Raum: Hat das Badenfahrt-OK so gut abgeschlossen, dass es wie vor fünf Jahren am Stadtfest den Vereinen einen Teil der Umsatzabgaben zurückzahlen kann? 2012 zahlte das OK den Vereinen die Hälfte ihrer Umsatzabgaben zurück – total 230 000 Franken. Zusätzlich erhielt die Stadt Baden einen Beitrag von 50 000 Franken für die Kulturförderung.

OK-Präsident Adi Hirzel macht den Vereinen – ohne konkret zu werden – Hoffnung: «Nicht zuletzt dank des Wetters lief es tatsächlich sehr gut.» Noch sei es zu früh, genaue Zahlen zu nennen, da auch noch viele Verpflichtungen offen stünden. «Aber so viel kann man sagen: Wir werden ganz bestimmt kein Minus schreiben», verrät Hirzel. Sollte wie beim Stadtfest ein anständiger Gewinn resultieren, sei eine Teil-Rückzahlung der Umsatzabgaben und ein Beitrag an die Kulturförderung denkbar. Aber erst müsse man jetzt sauber abrechnen und abschliessen.

Blick ins Festgebiet ennet der Hochbrücke mit Riesenrad und weiteren Festbeizen.
34 Bilder
Leinen los heisst es auf der Hochbrücke bei Herrn Schmidt.
Das Finale des Festspiels mit Merker Bianca und Musical Space Dream.
Festbeizen in neuen Dimensionen: «universALL» und «Dorian Grey».
Adrian Stern vor heimischem Publikum mit lokalen Musikern.
Badenfahrt 2017: Die schönsten Augenblicke
Wer verliebt sich bei diesem Anblick nicht in das malerische Baden?
Die serbische Beiz "Kolo Baden" bot ein gemütliches Plätzchen an der Limmat und bot Live-Musik.
Einfach toll – die Badenfahrt bei Nacht. Schön war's: Die Badenfahrt 2017 bleibt in bester Erinnerung.
Die Projektion "Ouroburus" von Pascal Arnold beleuchtet den Stadtturm an der Badenfahrt. (21. August 2017)
Die Zurzibiet-Beiz "Baumhuus" auf dem Schlossbergplatz.
Festbesucher auf dem Schlossbergplatz. (21. August 2017)
Der erste Samstagabend wurde zu einer langen Partynacht. Die Dancefloors waren pumpenvoll. Im Bild: Charlies Dampfer.
Kreativ gestaltete Bars zierten die Limmat-Hochbrücke an der Badenfahrt. Das grosse Volksfest zählte mehr als 1,2 Millionen Besucher.
Umgekehrt: Die Zürcher Zünfte beehren die Aargauer Badenfahrt.
Nächtliches Baden mit Blick auf die Hochbrücke.
Exklusiv: Die Spanischbrötlibahn durfte als erste durch den neuen Bustunnel fahren.
Hoch hinaus.
Auch für Kinder ist die Badenfahrt ein Heidenspass.
Die SNCF-Lokomotive 30.R.1244 war am ersten Festsonntag mit ihrem Halt in Baden ein Publikumsmagnet.
Bei diesem Anblick schlägt wohl so manches Kinderherz höher – und nicht nur.
Hier steigt zehn Tage lang Party: unter der Hochbrücke.
Die Kreativität kennt keine Grenzen an der Badenfahrt: ein Pool in der Bar.
Die Raketenbeiz – ein Hingucker.
Jauchzen und Kreischen in der Lunapark-Region.
Innig: Ein Kuss während des Konzerts der Pedestrians
Mit allen Sinnen dabei: Der Dirigent des Wasserspiels, das beim Tränenbrünneli aufgeführt wird.
Leidenschaftlich: Adrian Stern bei seinem Konzert
Aufregend: Eine temporeiche Fahrt im Lunapark
Ausgelassen: Die Party-Nacht im Oceans Club
Konzentriert: Gezielter Wurf an den Kubb-Meisterschaften im Kurpark
Vorfreude: Blick aus dem Führerstand der Dampflock
Dynamisch: Ein Mädchen misst seine Kraft am Box-Automaten
Kreischend: Das Service-Team der Polygon-Bar in bester Laune

Blick ins Festgebiet ennet der Hochbrücke mit Riesenrad und weiteren Festbeizen.

Sandra Ardizzone

Diverse Spenden-Ideen

Doch sind die Vereine überhaupt auf eine Teil-Rückzahlung angewiesen? Oder anders gefragt, wie gut haben die Vereine abgeschlossen? Das «Badener Tagblatt» hat alle Vereine um Auskunft gebeten. Das Resultat: Die grosse Mehrheit schreibt wohl nicht zuletzt wegen des perfekten Wetters schwarze Zahlen. Viele Vereine überlegen sich darüber hinaus, einen Teil ihres Gewinns – nach erfolgten Helferesten – für einen wohltätigen Zweck zu spenden.

Die Idee mit einer Spende fände man sehr schön und werde sicher auch im OK diskutiert», heisst es bei den Quartiervereinen Meierhof und Altstadt, welche die «HAltBar Fabrigg & Cie» geführt haben. «Am Liebsten würde ich eine Spende Schutz und Rettung zukommen lassen für deren unermüdliche Arbeit zur Sicherstellung von Ordnung und Gesundheit. Die Tatsache, dass unsere Polizei hier in Baden bei Verhaftungen regelmässig vom Mob angegriffen wurde, gibt mir sehr zu denken», sagt Lukas Frey.

Von Anfang an einem guten Zweck hat sich die Beiz Favela auf dem Bahnhofplatz verschrieben. Die Einnahmen kommen Kindern mit Gehbehinderungen und Amputationen in Brasilien und Vietnam zugute. «Sollte das OK noch etwas zurückzahlen, würden auch diese Gelder zu 100 Prozent gespendet.»

Auch die «Integrierbar» des Lion Clubs Baden war der Wohltätigkeit verpflichtet. So habe man drei soziale Projekt verfolgt, indem afghanischen Flüchtlingen in der Beiz mitgeholfen hätten, Essen von der Arwo angeboten wurde und die Hängematten aus Bali stammten. «Ein allfälliger Gewinn werden wir wie jedes Mal spenden. Da wir mit Flüchtlingen zusammengearbeitet haben, wird eine Spende auch in diese Richtung gehen, gemäss dem Motto unserer Beiz», sagt Philipp Wyss.

Auch Rotaract, die Jugendorganisation von Rotary, tut Gutes und spricht darüber. «Wir spenden unseren Überschuss zu 100 Prozent für einen Guten Zweck. Der Gewinn geht an die Stiftung Vision Himalaja aus Brugg, welche in Zusammenarbeit mit einer nepalesischen Augenklinik mobile Augenoperationscamps in abgelegenen Gebieten im Himalaja ermöglicht», sagt Rouven Grünig. Da man für einen Guten Zweck arbeite, würde man es natürlich sehr begrüssen, wenn das Badenfahrt-OK im Fall eines Überschuss diesen an die Vereine rückerstattet.

«Diese Rückerstattung würden wir ebenfalls vollumfänglich spenden.»
Auch bei «Le Durt» geht man von schwarzen Zahlen aus. «Unser Vereinskonzept ist ja schon dahingehend ausgelegt, dass bei einem Überschuss der Gewinn einer gemeinnützigen Organisation zugesprochen wird. So spendeten wir nach dem Stadtfest 15 000 Franken der Organisation Hope», sagt Frank Boller.

Auch bei der Beiz «Change» findet man Gefallen an der Idee einer Spende, aber: «Wir finden, das Badenfahrt-OK soll von seinem erwarteten Gewinn etwas im Namen aller Festbeizen für wohltätige Zwecke oder Kulturförderung spenden», sagt Arthur Hardmeier. Ebenfalls eine klare Botschaft an das OK hat der Verein SC Siggenthal mit seiner «Fassbar». «Wir hoffen schon, dass da auch an die Beizenbetreiber etwas zurückfliesst. Schliesslich lebt das Fest von der Vielseitigkeit, und man konnte ja immer wieder lesen, wie erfolgreich das Fest war», sagt Rafael Anderes. Speziell mit dem Verkauf von Tagespässen sei das Budget wohl mehr als nur erreicht.

Zum Teil hohe Auslagen

Nebst vielen Gewinnern gibt es aber auch Beizen, die offen kommunizieren, dass es hätte besser laufen können. So etwa bei der «Fahrbar» des Stadtturnvereins Baden. «Trotz guter Vorbereitung, Sicherheitskonzept und Absprache mit OK und der Polizei, wurde uns am ersten Samstagabend ein grosser Strich durch die Rechnung gemacht», sagt Hansruedi Hagen. Weil die Hochbrücke gesperrt wurde, sei der gesamte Festbesucherstrom aus Richtung Wettingen direkt in das Festgebiet Obere Halde/Weite Gasse gegangen. «Mit dem Umsatz der Festbeiz können wir daher nicht zufrieden sein. Ob es eine schwarze Null gibt oder nicht, werden wir erst nach dem Erhalt aller Rechnungen wissen.» Sollte wider Erwarten ein Gewinn herausschauen, würde in die Jugendförderung fliessen. STV-Präsident Hagen: «Wie bekannt ist, wird vonseiten der Stadt und des Sponsoring der Sport in Baden nicht gross gefördert.»

Auch der Verein Agnes 2.0 – gegründet durch den Kantonsspital Baden in Kooperation mit dem Regionalen Pflegezentrum – präsentiert eine durchzogene Bilanz: «Obwohl das Wetter perfekt war und die Umgebung am Kirchplatz als eine der schöneren Festplätze galt, werden wir wohl nicht mit positiven Zahlen glänzen», sagt André Leimgruber. Der Umsatz sei zwar deutlich höher als geplant ausgefallen, ebenso aber die Auslagen. «Sollte doch noch ein Gewinn erzielt werden, werden wir ihn intern verwenden. Eine Teilrückzahlung an unseren Verein würden wir begrüssen, um zumindest das Defizit ausgleichen zu können.»