Im Familienbetrieb Spitzbueb steht Paolo Ghitti (23) schon sein halbes Leben in der Backstube. Nun hat er die Berufsprüfung zum Chefbäcker absolviert.
Im Büro von Pierluigi Ghitti (57) in Baden-Dättwil hängt ein eidgenössisches Diplom. Auf gutem Weg zum Bäckermeister ist nun sein älterer Sohn Paolo (23). Als schweizweit jüngster Absolvent hat dieser laut Mitteilung der Bäckerei Spitzbueb die Berufsprüfung zum «Chef Bäcker-Konditor-Confiseur» in der Fachrichtung Bäckerei, wie der Bildungsgang heute heisst, bestanden. Nächstes Jahr soll mit der Höheren Fachprüfung der zweite Schritt zum sogenannten Betriebsleiter folgen.
Der Sohn schaut zu seinem Vater hoch. «Ich will mindestens so gut werden wir er», beschreibt Paolo seine Ambitionen. Schon mit elf Jahren stand er als Aushilfe in der Dättwiler Backstube. Mit 18 machte er den Lehrabschluss im «Spitzbueb» und übernahm die neueröffnete Filiale in Rütihof. Heute ist er meistens in der Bäckerei in Wettingen anzutreffen.
Natürlich geniesse er als Nachkomme des Firmengründers gewisse Privilegien, räumt Paolo ein. Vorteile bei der Berufsprüfung verschaffe einem dies aber keine, eher stehe man wohl unter einer gewissen Beobachtung.
Rund 50 Angestellte zählt der Betrieb, und die praktische Prüfung fand in einer Spitzbueb-Bäckerei statt, wo Paolo auch trainiert hatte. 58 Produkte musste der junge Berufsmann innerhalb von zwei Tagen herstellen, neun davon ohne Vorankündigung und damit ohne Möglichkeit, ein Rezept vorzubereiten.
«Die Experten bewerten nicht nur das Aussehen, sondern auch das Aroma, den Geschmack, die Textur, die Konsistenz usw.», weiss Pierluigi Ghitti, der einst im Vorstand des Aargauer Bäcker-Confiseurmeister-Verbands für die Berufsbildung zuständig war.
Paolo Ghitti gehörte zu jenem Drittel, das die Prüfung bestand. Und er war der Einzige des Jahrgangs, der keine Berufserfahrung in mehreren Betrieben vorweisen konnte. Vater Pierluigi sagt:
«Es ist sicher nicht immer einfach für Paolo gewesen, sozusagen unter den Augen eines fordernden Vaters sein Können unter Beweis zu stellen.»
Paolo hat bereits eine Belohnung erhalten: Er darf nun auch die blütenweisse Bäckerjacke mit der Aufschrift «P. Ghitti» tragen. (az)