Von 2019 bis 2021 wurde Badmintonspieler Tobias Künzi aus Ennetturgi dreimal in Folge Schweizer Meister. Jetzt will sich der 24-Jährige für die Olympischen Sommerspiele 2024 qualifizieren.
Tobias Künzi hat sich wie so viele im Kindesalter als Fussballer versucht. Kein Wunder, wohnte er doch nur wenige Schritte vom Sportplatz Steig in Ennetturgi entfernt. Zwei Kollegen aus dem Quartier gingen ins Badminton und erzählten ihm, wie lässig das sei. So ging er als Erstklässer auch mit.
Ironischerweise hörten seine beiden Sandkastenkollegen sehr bald wieder auf – und der heute 24-Jährige schaffte es, die Nummer 1 der Schweiz zu werden. Mit dem Fernziel Olympische Spiele 2024 in Paris.
Eine Zeit lang spielte er Fussball und Badminton parallel. Doch schon früh zeigte sich sein Talent und Künzi gewann seine ersten regionalen Turniere. Aus ihm hätte aber auch ein Handballer werden können. Sein Vater spielte jahrelang beim TV Endingen in der Nationalliga und war danach erfolgreicher Juniorentrainer.
Tobias Künzi ist nicht nur erfolgreich, er brennt auch für seinen Sport. So organisiert er einen sportlichen Leckerbissen der besonderen Art: Der dreifache Meister tritt am Samstag, 17. September, gegen Nicolas Müller, den amtierenden Schweizer Meister, an. Türöffnung in der Mehrzweckhalle Brühl in Gebenstorf ist um 16.30 Uhr. Der Showdown beginnt eine Stunde später. Der Eintritt ist frei, dafür kann man beim Tippspiel mitmachen. Anschliessend gibt es ein gemütliches Abendessen sowie Buffet- und Barbetrieb. Künzi hofft, dass viele aktive und ehemalige Spieler kommen, aber auch Leute, die noch nicht mit Badminton in Berührung kamen und diesen attraktiven und unglaublich schnellen und faszinierenden Sport kennen lernen möchten. Letztes Jahr kamen 300 Zuschauer. Künzi hofft, dies nun deutlich zu übertreffen.
«Doch Handball war eigentlich nie ein Thema», meint Künzi mit einem Lachen. Dafür setzte er bald ganz auf den schnellen Sport mit dem Shuttle und liess den grösseren Ball liegen.
Die Primarschule in Untersiggenthal und die Bezirksschule in Turgi besuchte er noch normal, auch wenn er mal eine Turnstunde auslassen durfte, um ein zusätzliches Training einzuschieben. Danach wurde der Aufwand zu gross und er besuchte die Sportkanti in Aarau, an welcher er den Stoff auf fünf Jahre verteilen konnte.
Denn bereits in der Kanti absolvierte er sechs Trainingseinheiten auf dem Feld und zwei im Kraftraum. «In der Schule ist es mir leicht gefallen. Das hat sicher geholfen», erklärt er. So konnte er das grosse Pensum unter einen Hut bringen.
Direkt nach der erfolgreichen Matura ging er nach Bern. Denn Badminton hat nicht wie viele andere Sportarten den nationalen Stützpunkt in Magglingen, sondern in der Bundesstadt. Ein Jahr wollte er sich als Vollprofi nur auf den Sport konzentrieren und absolvierte jeden Tag zwei Einheiten. «Das war wirklich megacool», gibt er zu.
Trotzdem schrieb er sich danach an der Uni Bern ein. «Auch das war gut für den Kopf.» Aber er stieg langsam ein. Normalerweise könnte man den Bachelor in drei Jahren erreichen, Künzi lässt sich dafür bewusst mehr Zeit. «Der Fokus liegt nach wie vor auf dem Badminton. Ich mache so viel Uni, wie es eben geht.»
Denn mittlerweile ist er bei sieben Trainings auf dem Feld und drei Einheiten im Kraftraum angelangt. So ziemlich das Maximum von dem, was möglich und verkraftbar ist. Künzi ist wie sein Vater von der Postur her nicht gerade ein Kleiderschrank. Was beim Badminton jedoch ziemlich hinderlich wäre.
So investiert er im Kraftraum viel in seine Explosivität, denn die Beschleunigung ist zentral in seinem Sport. In einem Match über drei Sätze können es schon mal 500 bis 600 Ausfallschritte sein, um den Shuttle noch zu erreichen. Und das alles bei höchstem Tempo.
Jetzt im September beginnt die Saison wieder und dauert bis Mai. Er spielt Interclub in der Nationalliga A mit dem Team Argovia und wird dafür auch entschädigt. Zudem bekommt er etwas vom nationalen Verband und dem Kanton Aargau. Daneben hat er Materialsponsoren und zwei Stiftungen, die ihn unterstützen.
Und um das Puzzle vollständig zu machen, hat er noch persönliche Sponsoren. «Ich finanziere mich selber», betont er, was – auch für einen erfolgreichen Badmintonspieler – in der Schweiz nicht selbstverständlich ist. Reich wird er trotzdem nicht, sagt der Schweizer Meister von 2019, 2020 und 2021. «Ich komme über die Runden», gibt er lächelnd zu.
Das grosse sportliche Ziel sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Die Qualiphase beginnt im Mai des nächsten Jahres. Bis jetzt hat er vor allem Turniere in Europa bestritten. In Zukunft wird er voraussichtlich auch vermehrt in Nord- und Südamerika sowie Afrika antreten, um die nötigen Punkte zu sammeln, was jedoch wieder höhere Reisekosten verursachen wird. Die Trips nach Asien kann er sich sparen, denn da ist die Konkurrenz unendlich gross.