Baden
«Baldegg»-Wirte nehmen das «Negerweizen» von der Karte

Auf der Baldegg in Baden wurde bis vor kurzem das «Negerweizen» angeboten. Die Wirte des dortigen Restaurants reagierten überrascht auf die Reaktionen und nennen das Bier zukünftig «Cola-Weizen».

Katharina Herzig
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Das Restaurant Baldegg bietet im Sommer bayerische Spezialitäten an. (Archiv)

Das Restaurant Baldegg bietet im Sommer bayerische Spezialitäten an. (Archiv)

Pirmin Kramer

Vor kurzem erhielt die Redaktion den Hinweis eines Lesers, im Restaurant Baldegg stehe das «Negerweizen» auf der Karte. Dazu seine Frage: «Darf man das?»

Zur Erklärung: Wenn man in Bayern einen «Neger» oder ein «Negerweizen« bestellt, bekommt man ein Mischgetränk aus Weizenbier und Cola serviert.

Monique und Bernd Schendel, die Wirte des Restaurants Baldegg, reagierten auf die telefonische Nachfrage zum «Negerweizen» erschrocken, da sie sich nichts Böses dabei gedacht hatten.

«Unsere Heimatstadt München hat nicht umsonst den Beinamen ‹Weltstadt mit Herz›. Dies beinhaltet eine grosse Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Menschen anderer Hautfarbe», erklären sie in einer schriftlichen Stellungnahme.

In München habe es über Jahre eine grosse amerikanische Kaserne mit vielen dunkelhäutigen Soldaten gegeben. Monique Schendel denkt dabei an ihre Jugend zurück. Damals sei das schönste Volksfest immer das «Fest der deutsch-amerikanischen Freundschaft» gewesen, wo man in direktem Kontakt mit den Soldaten bei amerikanischen Grillspezialitäten und bayrischem Bier bis spät in die Nacht feierte.

In der Stellungnahme heisst es weiter: «So wie das Schweizer Panaché in Bayern Radler heisst, so nennt man bei uns ein Cola-Weizen ‹Neger›. In Bayern würde niemand auf die Idee kommen, dahinter einen eventuell fremdenfeindlichen Akt zu sehen.»

Den beiden leuchte aber ein, dass dieser Begriff in der heutigen Zeit politisch nicht mehr korrekt ist. «Wir werden die Begrifflichkeit daher in ‹Cola-Weizen› ändern und bitten Gäste, die sich dadurch provoziert gefühlt haben, um Entschuldigung.»

Darüber, was rassistisch ist und was nicht, kann man sich streiten. Nicht nur beim «Negerweizen», sondern auch beim «Mohrenkopf», kann man sich fragen, ob der Begriff schlau gewählt ist. Wie «Neger» ist auch «Mohr» laut Duden eine Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, die verbunden mit dem Kolonialismus und der Sklaverei einen abwertenden Charakter hat.

Obwohl die Begriffe «Neger» und «Mohr» heute oftmals verpönt sind, sind sie dennoch im deutschen Sprachgebrauch verankert, ohne dass unbedingt beleidigende Absichten verfolgt werden. Während einige Firmen wie Villars und Migros ihr Produkt nicht mehr als Mohrenkopf verkaufen, verwenden andere Firmen, wie Dubler und Othmar Richterich, ein auf Mohrenköpfe spezialisierter Familienbetrieb, die Bezeichnung des Mohrenkopfs weiterhin.

Heikel sei nicht der Name, sondern das, was man damit verbindet, soll Richterich einmal gesagt haben. Dies ist wohl auch der Grund, wieso das «Russ’n-Weizen», ein Mix aus Weizenbier und Limonade, weiterhin auf der Baldegg angeboten wird.