Der Wettinger Reto Steimer hat auf Bali ein Tierheim für Strassenhunde aufgebaut. Nun haben Unbekannte versucht, die Tiere zu vergiften. Über das Motiv kann er nur mutmassen.
Im November hat der Wettinger Reto Steimer sein privilegiertes Leben in der Schweiz aufgegeben und auf der indonesischen Insel Bali ein Tierheim für Strassenhunde eröffnet. In der 3+-Sendung «Adieu Heimat» – die erste Folge über sein Abenteuer wurde vor zwei Wochen ausgestrahlt – erzählte er mit einem strahlenden Lachen davon, wie glücklich er mit seinem Entscheid sei, wie viel Dankbarkeit er von den Tieren erfahre.
In der Zwischenzeit ist dem 30-Jährigen das Lachen aber vergangen. Denn die Situation in seinem neuen Zuhause hat sich zugespitzt: «Bei mir im Tierheim wurde ein Giftanschlag verübt», erzählt er dieser Zeitung mit belegter Stimme. Die unbekannten Täter hätten mit der Absicht, die rund 19 bei ihm lebenden Hunde zu töten, Rattengift und Giftalgen in seinen Wassertank gemischt.
Am Samstagmorgen habe er bemerkt, dass mit den Tieren etwas nicht stimme, erzählt Steimer weiter. Daraufhin sei er mit ihnen zum Tierarzt gefahren, der ihm bestätigte, dass sie alle tot wären, hätten sie mehr vom Wasser getrunken. Die Hunde bekämen nun Medikamente, damit sie die aufgenommenen Giftstoffe abbauen können.
Doch damit nicht genug: Ihm wurde ausserdem eine Kriegserklärung an die Haustüre gemalt, wie er sagt. Ein weisser Strich – auf Bali das Zeichen dafür, dass er böse sei, dass er verschwinden soll, erkärt Steimer. Warum die Einheimischen zu derart drastischen Mitteln greifen, darüber kann er nur mutmassen: «Ich bin der einzige Ausländer in diesem Ort, und die Leute können nicht verstehen, warum ich so viel Geld in Hunde investiere.»
Auf Bali sind Hunde nämlich nicht gerne gesehen, sie gelten als Abschaum, werden verstossen, dem Tod überlassen. Dass jemand, dazu noch ein Fremder, sein Geld lieber dafür verwendet, diese Tiere statt die Menschen im Dorf zu unterstützen, führe wohl zu diesem Hass. «Dabei habe ich ihnen ja auch Arbeit gegeben, indem ich Einheimische mit Reparaturen beauftragt habe», sagt Steimer.
Die aktuellen Vorkommnisse lösen bei ihm grosse Angst aus: «Mir war sofort klar, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwinden und meine Hunde in Sicherheit bringen muss», sagt Steimer. Gesagt, getan: Mittlerweile sind er und seine Tiere an einem sicheren Ort untergebracht.
Diese Notunterkunft kostet ihn jedoch 2000 Franken im Monat. Geld, das Steimer, der für seine Liebe zu den Vierbeinern bislang über 20 000 Franken Erspartes aus eigener Kasse ausgegeben hat, nicht besitzt. Und Geld, das er jetzt mithilfe seines Vereins Furry Luck Bali mit Sitz in Wettingen kurzfristig aufzutreiben versucht.
Steimer ist verzweifelt. «Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann», sagt er. Die Miete für die Unterkunft, aus der er nach wenigen Wochen bereits wider vertrieben wurde, habe er für ein Jahr im Voraus bezahlen müssen. «Dieses Geld kriege ich nicht zurück», sagt der Wettinger. «Ich muss jetzt wieder komplett bei Null anfangen. Und das nur, weil mich irgendein Hundehasser im Dorf auf dem Kieker hatte.»