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Das Bergrestaurant auf der Lägern wird Ende Jahr neu eröffnet – der Umbau des Gasthauses ist genauso spektakulär wie die Aussicht.
Es liegt zwar im Kanton Zürich, aber es lockt auch zahlreiche Wanderer und Ausflügler aus dem nahen Aargau an: Das Restaurant Hochwacht, das auf 853 Metern über Meer mitten auf dem Felsgrat der Lägern steht und mit einer grandiosen Aussicht über das Wehntal, das Furttal und Limmattal, über die Stadt Zürich und den Zürichsee bis zu den Alpen auftrumpft. Von Baden aus wandert man gute zwei Stunden über den Grat hierher.
Bald wird man hier auch wieder einkehren können. Die Bauarbeiten für den Umbau der Hochwacht gehen in den Schlussspurt. Vor drei Wochen feierten Planer und Handwerker Aufrichte. Nach dem Innenausbau soll das Gasthaus vor den Festtagen im Dezember wiedereröffnen. Es ist höchste Zeit: Seit drei Jahren gab es kein Wirtshaus mehr auf dem langen Grat zwischen dem Wettinger «Schartenfels» und der «Krone» in Regensberg.
Seit 1689 gab es auf der Hochwacht, die schon seit frühester Zeit Signal- und Wachposten war, ein hölzernes Wachthaus. 1888 wurde hier oben die erste Waldschenke eröffnet. 1895 baute Gastwirt Fritz Hofer ein paar Meter weiter auf dem Felsgrat das Wirtshaus «Zur hohen Wacht». Es war ein quadratischer Turm mit Burgzinnen und einer Gartenbeiz. Hofer holte als begeisterter Hobbyarchäologe die Steine für seinen Turm von der nahen Burgruine Alt-Lägern. Er war hier oben Koch, Kellner und Musikant in einem.
Nach vielen Besitzerwechseln und – mehr oder weniger geglückten – An- und Umbauten kaufte 2014 Sibylle Hauser aus Niederweningen die in die Jahre gekommene Hochwacht – samt Ökonomiegebäude, Wald und Landwirtschaftsland. Ihr ist das Wirtshaus eine Herzensangelegenheit.
Bei einem Gang über die Baustelle sagt Hauser: «Weil die Hochwacht ausserhalb der Bauzone liegt, war der Umbau alles andere als einfach. Aber es ist eine einmalige Gelegenheit und eine grosse Chance.» Nicht nur logistisch ist der Aufwand grösser als im Tal, auch die Bewilligungen und die Versorgung mit lokaler, erneuerbarer Energie waren komplex. Früher gab es hier nur eine schwache Stromleitung.
Der Zürcher Architekt Johannes Leibundgut, der die Pläne für den Umbau entworfen hat, hat für alles eine gute Lösung gefunden: Das Warmwasser etwa wird mit einer Solaranlage auf dem Turmdach produziert. Über eine unterirdische Leitung wird das Wasser teilweise auch ein paar Meter weiter in einen ehemaligen Bunker der Armee gepumpt, der jetzt als Wärmespeicherbecken dient und wo mittels Wärmetausch die Heizenergie für das Haus produziert wird.
Die «Hoferstube», in der einst die legendäre «Bergmarie» bediente, wird originalgetreu und mit viel Liebe zum Detail restauriert – inklusive historischem Täfer und dem grünen Kachelofen mit der Jahrzahl 1895. «Wir wollten so viel wie möglich von der historischen Bausubstanz erhalten», sagt Leibundgut.
Der Turm von Fritz Hofer ist im Inventar der schützenswerten Bauten eingetragen. Seine Fassade aus Lägernkalkstein und Mörtel mit Lägernsand wird nur ausgebessert, wo es nötig ist. Im Obergeschoss und im alten Dachstock des Turms entsteht die neue Wirtewohnung mit Balkon. Von hier aus wird der neue Wirt oder die neue Wirtin den allerbesten Blick in alle vier Himmelsrichtungen, über die Täler und auf den Zürichsee haben.
Die Hochwacht gehört seit 1903 offiziell zur Gemeinde Boppelsen, nachdem sie lange Zeit versehentlich zu Regensberg gezählt wurde. Ein kleiner Spickel des Hauses, in dem früher die private Küche der alten Wirtewohnung lag, gehört zur Gemeinde Schleinikon. Hier sass man einst noch länger bei einem letzten Bier beisammen: Schleinikon hatte eine spätere Sperrstunde als Boppelsen. Jetzt entsteht hier die neue Wehntalerstube, mit prächtiger Aussicht über das Tal.
Das Gasthaus soll ganzjährig geöffnet haben. Es bietet 86 Sitzplätze im Inneren und rund 150 Plätze unter den alten Bäumen im Garten. Es gibt zwar schon einige Interessenten, aber die Pacht ist immer noch ausgeschrieben: «Idealerweise sollte man sich auch um die Land- und Forstwirtschaft kümmern», sagt Franziska Arnold, die für die Verpachtung zuständig ist. «Zwingend ist es aber nicht. Wir möchten jemand finden, der mit Herzblut Gastgeber ist.»
Wer hier oben wirtet, hat auf jeden Fall Wohnsitzpflicht. Und man muss damit klarkommen, dass Gasthaus und Garten an manchen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt sein werden – an manchen Tagen im Winter aber kaum eine Menschenseele den Weg auf den Lägerngrat findet. Die Vorfreude auf die Wiedereröffnung ist bei allen Beteiligten gross: Reservationen für das Bergrestaurant nimmt Sibylle Hauser jetzt schon entgegen.