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Die Abbrucharbeiten sind weitgehend erledigt: In der grossen Liegenschaft mit den drei ehemaligen Badhotels Verenahof, Bären und Ochsen entsteht eine Gesundheitsklinik samt Restaurant. Ein Rundgang führt zu einer Entdeckung und historischen Besonderheiten.
Das Ziel besteht nach wie vor: Das neue Badener Thermalbad, das Ärzte- und Wohnhaus sowie die Gesundheitsklinik im Verenahof-Geviert sollen zeitgleich bis im Spätherbst 2021 fertiggestellt werden. «Die Bauarbeiten auf den drei Baufeldern sind sehr anspruchsvoll, vor allem die Bauarbeiten im Verenahof-Geviert erweisen sich als komplexer als angenommen», erklärt Gesamtprojektleiter Anthony Strub. «Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass die Gebäude in einem schlechteren Zustand sind als angenommen, befinden», so der 56-Jährige. Als Folge davon seien schlichtweg aufwendigere Bauarbeiten nötig.
Am Zeitplan halten die Verantwortlichen nichtsdestotrotz fest. «Es ist unser grosses Bestreben, die Bauarbeiten zügig und gleichzeitig zu vollenden», bekräftigt Strub. «Die Coronakrise hat es uns sicher nicht einfacher gemacht.» Planung und Koordination, die bei solch einem Jahrhundertprojekt laufend nötig sind, wurden erschwert. «Aber wir haben die Bauarbeiten nie stoppen müssen.»
Die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden ist Mehrheitseigentümerin der Verenahof AG, die das Bäderprojekt mit dem neuen Thermalbad «Fortyseven», dem Ärzte- und Wohnhaus auf dem früheren Staadhof und der Klinik im Verenahof-Geviert realisiert. Die historischen Bäderhotels Verenahof, Bären und Ochsen, die seit 2002 leer stehen, bilden das Geviert, das von aussen als ein Gebäude wahrgenommen wird.
Bei Erhalt der Baubewilligung im April 2016 war die Stiftung noch vom 1. September 2018 als Eröffnungstag für Thermalbad, Wohn-Ärztehaus sowie Klinik ausgegangen, bei 2,5 Jahren Bauzeit. Der Startschuss für das Jahrhundert-Bauwerk erfolgte schliesslich im Frühjahr 2018. Ein halbes Jahr später musste die Eröffnung auf das Frühjahr 2021 verschoben werden. Der Grund damals: Im Aushub fanden sich dreimal mehr Altlasten als erwartet, sogenanntes Inert-Material. Diese musste auf der Baustelle getrennt und in speziellen Deponien entsorgt werden.
Die Gesundheitsklinik mit Hotel wird 70 Zimmer beinhalten. Dazu kommen Saunas, Massageräume und weitere Wellness-Dienstleistungen. Ärzte und Therapeuten werden hier Patienten behandeln. Vorgesehen ist zudem – im Verenahof-Lichthof – ein öffentliches Restaurant und eine Bar mit Lounge.
Die Abbrucharbeiten im Innern sind weitgehend erledigt. Alte Teppich- und Parkettböden wurden herausgerissen, Türen entfernt. Stattdessen dominieren noch graue Betonwände und unverkleidete Holzdecken. Vielerorts sind die Aufbauarbeiten für den Innenausbau im Gang, wie sich bei einem Augenschein zeigt.
Der Rundgang führt zum Elefantensaal, wo der alte Parkettboden nach der Restauration wieder verlegt wird. «Er wird das Prunkstück», sagt der 46-jährige Christian Dill, Projektleiter des Basler Architekturbüros Villa Nova. «Der Elefantensaal wird für gesellschaftliche Anlässe, Tagungen, Seminare oder Feste gemietet werden können.»
Die Basler sind Spezialisten für Sanierungen von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden. Sie hatten Ende 2017 die Leitung der Arbeiten im Verenahof-Geviert von Stararchitekt Mario Botta übernommen. Dieser hat nach wie vor die Leitung bei Thermalbad und Ärztehaus inne.
In einem Zimmer im ersten Stock werden gerade historische Holzbalken quasi in neue Balken eingepackt. Primär ist das wegen Brandschutz-Vorschriften nötig. «Ich bin aber nicht unglücklich über die neuen Träger», sagt Strub. Der Boden, der die Balken später überdecken wird, kann so deutlich mehr Gewicht tragen.
Im zweiten Stock kam es zu Beginn der Bauarbeiten zu einer Entdeckung – dem Ochsensaal. Dank Aufzeichnungen wusste man bereits vom Festsaal. An seiner Stelle waren fünf Hotelzimmer eingebaut und dafür Zwischenwände aus Holz und Gips hochgezogen worden. Hier soll nun ein grosszügiges Patientenzimmer in historischer Ambiance und mit modernem Komfort entstehen.
Man muss wissen: Das Gesicht des Verenahof-Gevierts hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geändert. Die Eigentümer bauten an und um, rissen Wände ein, zogen neue hoch. Wer sich in Baugeschichte auskennt, kann hier eine wahre Zeitreise unternehmen.
Im Keller, wo es wegen der an die Oberfläche dringenden Thermalquelle nach Schwefel riecht, erkennt das geschulte Auge an einer Wand roten Mörtel. Dieser ist ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass die Wand schon von den Römern erstellt worden ist.
Die Bauarbeiter haben Zugang zu allen Räumen – die grosse Ausnahme bildet das Hermann-Hesse-Zimmer. Die Tür zum Zimmer ist verschlossen. Der deutsche Literaturnobelpreisträger logierte über Jahre regelmässig im Verenahof und liess sich dadurch zum Buch «Der Kurgast» inspirieren.
Architekt Dill hat den Schlüssel dabei und öffnet die Tür. Im leeren Zimmer nimmt der mächtige Ofen, die Form einer Litfasssäule ähnlich, eine dominante Stellung ein. Die Fenster sind noch bedeckt von schmucklosen Vorhängen. Die Innenrenovation wird den Glanz früherer Jahre zurückbringen.
Wegen des Denkmalschutzes bestehen für diesen Raum klare Vorgaben. «Für uns war immer klar, dass wir es so weit möglich erhalten möchten», sagt Strub. Das Zimmer symbolisiert die enge Verbindung von Hesse mit Baden. Nach der Sanierung wird es zu einem Schmuckstück. Die Bindung zum Literaturnobelpreisträger kann das nur stärken.
Eindrücke von der Thermalbad-Baustelle: