Region Baden
Bauer vom Hagel hart getroffen: «Die Erdbeerpflanzen sind komplett vernichtet»

Für einen Erdbeerbauern ist die Saison nach dem Sturm vorbei. Immerhin schöpfen die Weinbauern etwas Hoffnung.

Frederic Härri
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«Nach dem starken Hagelschlag sind die Erdbeerpflanzen komplett vernichtet. Die Erdbeersaison 2018 ist abgeschlossen.»
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Diese beiden ernüchternden Sätze aus dem automatischen Anrufbeantworter bekommt man zu hören, wenn man bei Frei’s Hoflädeli in Ehrendingen anruft.
So heftig wütete der Hagelsturm in Ehrendingen – die Erdbeersaison ist vorbei, auf der Apfel-, Kirsch- und Zwetschgenplantage hingegen konnten Netze schlimmeres verhindern
Die Erdbeeren sind nicht mehr zu retten.
Nach den Frostschäden im vergangenen Jahr ist dies ein weiterer Rückschlag nicht nur für Bauer Erich Frei, sondern für auch die anderen betroffenen Bauern der Region.
Der Hagelsturm vom Mittwochabend hat gravierende Spuren im Bezirk Baden hinterlassen.
Ein paar wenige pflücken noch die letzten Erdbeeren, bevor sie verfaulen. Dabei müssen sie teilweise knöcheltief durch den Schlamm waten.
Diese Erdbeeren müssen noch am selben Tag gegessen oder verarbeitet werden.
Denn durch die Hagelschäden faulen sie schneller.
Die Feuerwehr musste am Mittwochabend die Strasse neben dem Erdbeerfeld von Erich Frei zwischen Ehrendingen und Freienwil zeitweise sperren.
Von weitem deutet kaum etwas auf die Zerstörung hin auf dem Erdbeerfeld von Erich Frei.
Das Hagelnetz auf der Apfel-, Zwetschgen- und Kirschplantage von Erich Frei hat seine Pflicht erfüllt.
Auch wenn der Hagel das Netz an einigen Stellen bis auf den Boden drückte.
Das Netz hat den Hagel grösstenteils abgefangen.
Langsam schmelzen die Hagelkörner...
... und das Wasser tropft auf den Boden.
Wo Bauer Erich Frei kein Netz über die Bäume gespannt hat, hat der Hagel grosse Schäden angerichtet, wie hier bei diesen Bäumen.
Unter diesen Bäumen, geschützt durch das Hagelnetz, sieht es ganz anders aus.
Ein paar Hagelkörner gelangten durch das Netz...
... und beschädigten die Zwetschgen.
Auch diese Kirschen konnte das Netz nicht schützen.
Auch der Raps wurde in Mitleidenschaft gezogen
Den Mais hat es auch stark getroffen. In ein paar Tagen wird sich zeigen, ob er dennoch gedeiht oder ob die Ernte zerstört ist.
Dasselbe gilt für die Zuckerrüben
Auch sie könnten noch wachsen, trotz Schäden

«Nach dem starken Hagelschlag sind die Erdbeerpflanzen komplett vernichtet. Die Erdbeersaison 2018 ist abgeschlossen.»

Stefanie Garcia Lainez

«Nach dem starken Hagelschlag sind die Erdbeerpflanzen komplett vernichtet. Die Erdbeersaison 2018 ist abgeschlossen.» Diese beiden ernüchternden Sätze aus dem automatischen Anrufbeantworter bekommt man zu hören, wenn man bei Frei’s Hoflädeli in Ehrendingen anruft. Der Hagelsturm vom Mittwochabend hat im Bezirk Baden verheerende Spuren hinterlassen. Nach den letztjährigen Frostschäden ist es für die Erdbeer- und Weinbauern der nächste Rückschlag.

Als dramatisch schätzt auch Michael Wetzel vom Weingut Goldwand in Ennetbaden die Situation ein. «Obwohl die Ausmasse der Schäden am Rebberg noch nicht abzusehen sind, ist klar, dass wir mit einer stark reduzierten Ernte rechnen müssen.» Er habe an den Trieben viele verletzte oder abgeschlagene Blätter feststellen müssen. «Das Laub wird nachwachsen, doch bei den beschädigten Trauben sind die Chancen geringer, dass sie erhalten bleiben», bedauert Wetzel. Jammern wolle er deswegen aber nicht. Er schöpfe Hoffnung daraus, dass die Trauben im Gegensatz zu früheren Jahren sehr früh am Blühen seien. «Dadurch ist es gut möglich, dass sich die Pflanzen nach dem ersten Schock wieder erholen.»

Man habe sehr viel Glück gehabt, sagt Christian Steimer von Steimer Weinbau in Wettingen. «Grössere Hagelkörner sind uns erspart geblieben.» Im Gegensatz zu anderen Rebbergen in der Region, von denen er Bilder gesehen habe. «Bei dem Anblick ist es mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen.» Weil sich Unwetter über der Lägern in der Regel teilen, bleibe Wettingen oftmals von Hagel verschont. Und doch stellt Steimer fest: «Einen solchen Sturm habe ich hier noch nie erlebt.»

Anders als in Ehrendingen ist die Erdbeerernte auf den Feldern in Wettingen und Spreitenbach nicht in Gefahr. «Wir haben keinen Hagelschaden erlitten», sagt Ulrich Lüscher vom Lüscherhof in Wettingen erleichtert. Auf dem Selbstpflücker-Feld von Guido Weber in Spreitenbach sind leichte Schäden durch die sintflutartigen Regenfälle entstanden. «Ein Teil der Erdbeeren wurde in Mitleidenschaft gezogen. Bald wird das Wasser eintrocken, dann werden wir sehen, wie sich die Situation darstellt.»

Der Natur ausgeliefert

Weber denkt, dass Hagelstürme in den nächsten Jahren zur Normalität gehören werden. Doch welche Möglichkeit haben Bauern, um sich dagegen zu schützen? Nebst Hagelversicherungen setzen einige Betriebe wie der Lüscherhof auf Abfangnetze. «Sie haben den Vorteil, dass sie nicht nur Hagel abhalten, sondern auch Regentropfen zerstäuben lassen», erklärt Ulrich Lüscher.

Auch beim Weingut Goldwand hat man sich schon überlegt, Netze einzuführen. Michael Wetzel hat aber auch Vorbehalte: «Um einen ganzen Rebberg abzudecken, muss viel Geld investiert werden.» Einen ganzheitlichen Schutz gebe es ohnehin nicht, ergänzt Christian Steimer. «Man ist der Natur zu grossen Teilen einfach ausgeliefert.»

Video-Beitrag von TeleM1 zum Thema: