Trotz Lärm und Staub konnte die Rehaklinik ihre Bettenauslastung im letzten Jahr auf einem hohen Niveau halten. Im Juni steht nun eine grosse Zügelaktion bevor.
Während auf der Talseite die Bauarbeiten für den fünfstöckigen Neubau zügig voranschreiten, legen auch die Finanzkennzahlen der Rehaklinik Bellikon einen Zacken zu: Der Betriebsertrag stieg im vergangenen Jahr auf 76,85 Millionen Franken – 2,29 Mio. mehr als 2014. Neben dem Ertrag wuchs auch der Betriebsaufwand: um 2,35 auf 76,77 Mio. Franken. Unter dem Strich resultiert für die Klinik somit ein Ertragsüberschuss von 30 000 Franken.
«Wir sind mit dem Abschluss sehr zufrieden», sagt Toni Scartazzini, Direktor der Rehaklinik Bellikon. «Wir haben dieses Resultat erreicht, trotz fortlaufenden Bauarbeiten bei Vollbetrieb der Klinik.» Dies sei nicht zu unterschätzen, würden doch die Mitarbeitenden durch die Bauarbeiten zusätzlich belastet. So müssten sie sicherstellen, dass die medizinische Betreuung auch in den fünf Provisorien in Bellikon und Dättwil qualitativ auf dem gleich hohen Niveau gewährleistet ist. Dass der Rehaklinik der Spagat zwischen Vollbetrieb und Bauarbeiten gelang, zeigt die hohe Bettenauslastung von 96,1 Prozent.
Doch wie erklärt sich, dass der Betriebsaufwand im Vergleich zum Vorjahr um über 2 Mio. gestiegen ist? «Die Anzahl schwerer Fälle ist im Berichtsjahr weiter angestiegen», sagt Kommunikationsleiterin Burga Martinelli. In anderen Worten: Die auf Unfall-Rehabilitation spezialisierte Klinik hat mehr Patienten mit schweren Verletzungen behandelt. Diese reichen von starken Verbrennungen über Unfälle, die Amputationen zur Folge haben, bis hin zu gravierenden Schädel-Hirn-Traumata.
«Solche Patienten benötigen eine intensivere Behandlung.» Aus diesem Grund habe man den Stellenplan erhöht: um 3,4 Prozent auf 368,9 Vollzeitstellen (siehe Tabelle rechts). Weil das Personal der kostentreibende Faktor ist – rund 70 Prozent der gesamten Kosten–, steigt auch der Aufwand. Zudem bedinge das Bauprojekt rasches Handeln und Eingehen auf spezielle Situationen, was meistens auch mit Kosten verbunden sei.
Die Klinik hat auf die steigenden Zahlen schwer verletzter Patienten reagiert: Sie stockt den Bereich Intermediate Care, wo Patienten rund um die Uhr betreut werden, bis Ende 2017 auf. Trotzdem ist man in Bellikon bestrebt, einen ausgeglichenen Patienten-Mix zu haben, nicht nur beim Verletzungsgrad, sondern auch bei den allgemein und zusatzversicherten Patienten. Martinelli: «Ziel ist es, jedem verunfallten Menschen eine optimale Rehabilitation anbieten zu können.»
Was die Arbeiten des 300 Mio. Franken teuren Bauprojekts betrifft, liegt die Klinik im Zeitplan: Während Ende Februar die ersten beiden Stockwerke des Neubaus zu sehen waren, sind es heute bereits alle fünf Etagen. «Es geht rasant voran», sagt Martinelli. Ab Juni starten im Neubau die Arbeiten für die Rohinstallation und die Fassadenarbeiten beim Anbau. Gleichzeitig zügelt die orthopädische und handchirurgische Rehabilitation vom Provisorium an ihren rundum erneuerten, definitiven Standort.
«Ein weiterer Meilenstein ist damit erreicht, da wir dort unsere Patienten in modernen Räumlichkeiten behandeln können», sagt Toni Scartazzini. Ein Provisorium bringt nicht nur längere Wege für Patienten mit sich, sondern auch administrativen Mehraufwand: So gab es seit dem Start der Bauarbeiten im August 2013 weit über 20 Umzüge innerhalb der Klinik.
Erst vor kurzem gezügelt hat die Gastronomie: Statt wie bis anhin im Zelt nehmen Patienten, Angehörige und Mitarbeitende ihre Mahlzeiten nun in neu konzipierten Restaurants ein. Die Rehaklinik soll dann im Winter 2017 ihren Betrieb im neu- und umgebauten Bereich vollständig aufnehmen.