Nachruf
Beherzt und herzlich zugleich — zum Gedenken an Eugen Bättig

In Baden galt Eugen Bättig als prägende Figur, er brachte seine klare bürgerliche Meinung zum Beispiel in Leserbriefen im Badener Tagblatt zum Ausdruck. Zwei Wochen nach seinem 95. Geburtstag musste er von seinem Leben Abschied nehmen.

Roman Huber
Drucken
Scharfsinnig, menschenfreundlich und gewinnend: Eugen Bättig.

Scharfsinnig, menschenfreundlich und gewinnend: Eugen Bättig.

zvg

Er hatte zwar nie ein politisches Mandat. Doch in Baden galt Eugen Bättig als prägende Figur; herzhaft und scharfsinnig, wenn es um Politik, Religion oder Gesellschaft ging, mitunter auch angriffig. Seine klare bürgerliche Meinung brachte er bis vor kurzem etwa in Leserbriefen im Badener Tagblatt zum Ausdruck. In bester Erinnerung ist den Katholiken noch, als Stadtpfarrer Wettstein im Mai 1994 seine Hochzeit bekannt gegeben hatte. Während für seinen Verbleib sogar Unterschriften gesammelt wurden, plädierte Bättig zusammen mit urkatholischen Gleichgesinnten für dessen Absetzung.

Wenn die Schlacht geschlagen war, machte er im christlichen Sinne seine Feinde oft zu Freunden. Seine spontane, menschenfreundliche und gewinnende Art half ihm dabei. Da waren seine Freunde vom Blau-Club Olten, alte Jungmannschäftler, die zu Kriegszeiten durch den Jura gestreift waren. Sie erbauten sich 1932 ihre «Berglihütte» in Oberbuchsiten, wo sie sich noch Jahrzehnte später regelmässig trafen. 1965 war Eugen Bättig Gründungsmitglied des Ambassador-Clubs Baden und engagierte sich lange Zeit für die gute Sache. Schliesslich sang er ab der Pensionierung bis Ende letztes Jahr mit Begeisterung im Kirchenchor Cäcilia Baden mit.

Die Familie brachte ihm neue Erfüllung

Eugen Bättig wurde als viertes von sechs Kindern in Sursee geboren, wo die Eltern das Restaurant «Krone» führten. Nach Bezirksschule und Banklehre führte ihn seine kaufmännische Laufbahn in den Handels- und schliesslich in den Pharmabereich. 1953 heiratete er Rosmarie Baumgartner, mit der er nach Baden umzog. Der Ehe entsprossen zwei Töchter und zwei Söhne. Bei der Hoechst-Pharma in Zürich machte Eugen Bättig Karriere bis zum Direktor. Der fordernde Berufsalltag blieb nicht ohne Folgen. 1986, nach einem Zusammenbruch, schrieb seine Frau Rosmarie einen Brief an die Konzernleitung, die ihm eine vorzeitige Pensionierung ermöglichte. Fortan stand seine Familie im Zentrum seines Lebens und Schaffens, was ihm neue Erfüllung brachte. Die Bättigs zogen von Baden in ein Terrassenhaus in Ennetbaden, wo Besuche der Familien ihrer Kinder und von Freunden zur Tagesordnung gehörten. Anfang 2017 zogen die beiden ins Alterszentrum Kehl, nicht zuletzt wegen der Erkrankung von Rosmarie, die kurz darauf verstarb. Trotz dieses schweren Schlags behielt Eugen Bättig seinen Lebensmut, sein Interesse am Geschehen und seine Vitalität.

Noch ein letztes Mal gross Geburtstag gefeiert

Mit 95 Luftballons, einer fröhlichen Familienrunde mit Kindern, Enkel- und Urenkelkindern feierte er im Juli den 95. Geburtstag. Zwei Wochen später musste er von seinem reich erfüllten Leben Abschied nehmen – ungern, wie er in seinem selbstverfassten Lebenslauf vor­aussagte. Doch: «Gott hat es so gewollt. Ich danke ihm für alles, was ich dank seiner Güte erfahren durfte», fügte Eugen Bättig an.