Baden
Ben Hur mal anders: «Klar nehmen wir es auf die Schippe»

Am Freitag feiert «Ben Hur», die neue Produktion der «Badener Maske», Premiere. Besucher dürfen sich auf eine schräge Interpretation freuen.

Rosmarie Mehlin
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Das Theater findet auf dem Kirchplatz in Baden statt. (Archivbild)

Das Theater findet auf dem Kirchplatz in Baden statt. (Archivbild)

Alex Spichale

73 Jahre hat die «Badener Maske» (BM) – das Theater auf dem Thespis-Karren – inzwischen auf dem Buckel. Jahrzehntelang war sie alljährlich durch die Lande gezogen. Inzwischen wird alle zwei Jahre eine neue Produktion auf die Bretter gezaubert: schräg und quietschfidel, nicht selten mit einem weltbekannten Klassiker als Vorlage. «Frei nach Shakespeare, nach Goldoni, nach Molière, nach Goethe» war unter anderem im Programmheft zu lesen. Morgen Abend nun hat ein Stück frei nach Lew Wallace und William Wyler Premiere: «Ben Hur». Wallace hatte die Story 1880 zwischen Buchdeckeln veröffentlicht; Wyler hatte sie mit seiner monumentalen Verfilmung von 1959 weltberühmt gemacht.

Nun hat Walter Millns das Leben des fiktiven jüdischen Fürsten Judah Ben Hur kräftig durcheinandergeschüttelt, aufs Höchste konzentriert und als Regisseur auf den Thespis-Karren gepfeffert: «Ich hatte schon lange davon geträumt, den Stoff als Theaterstoff zu adaptieren», schmunzelt der in Schaffhausen lebende Theatermann. Der Schalk in den Augen des 55-Jährigen ist nicht zu übersehen: «Natürlich nehmen wir das Ganze auf die Schippe.» Es ist, nach «Sganarell» (2014) und «Die Arche» (2016) seine dritte Arbeit mit der BM. «Ich arbeite u-gerne mit ihr. Die Leute sind super und haben Mut zum Risiko.» Auch der Thespis-Karren hat es Millns angetan: «Die Spielfläche von gut 2 × 5 Meter ist so absurd, dass sie Raum für wahrlich verrückte Einfälle bietet.»

Seit März liegen gut und gerne 160 Probenstunden plus zwei Proben-Wochenenden hinter dem Ensemble. Alle acht Spielerinnen und Spieler verkörpern je drei Rollen – Barbara Gebhart sogar deren vier. «Am liebsten davon ist mir die des Quintus Arrius, Konsul von Rom». In Baden bestens bekannt von den Cordulafeiern als Frau Klingefuss, hat die Inhaberin eines Malergeschäftes und BM-Präsidentin bereits in rund 20 Produktionen auf dem Thespiskarren gestanden – mit ungebrochener Leidenschaft. Damit steht sie nicht allein da: Ob auf oder hinter der Mini-Bühne, ob vor oder nach einer Vorstellung, ob jung oder alt, ob langgedient oder BM-Frischling: Alle packen mit Begeisterung an, wo immer Not am Mann oder an der Frau ist.

Nach den beiden Vorstellungen in Baden wird der Thespiskarren bis zum 9. September an zwölf weiteren Orten in der Region und in Lenzburg Station machen, seit längerem auch wieder mal in Klingnau sowie zum Finale – dem Stück entsprechend – als Novum im Römerlager Windisch. Wie es die Tradition will, wird für die Plätze auf den Bänken zum Schluss eine Kollekte erhoben. Seit letztem Jahr gibt es nun aber auch 15 VIP-Plätze. Für 30 Franken bekommt man einen reservierten Stuhl mit Rückenlehne, ein Cüpli an der Bar und eine Wolldecke für den Fall der Fälle.

Premiere morgen Freitag 20.30 Uhr auf dem Badener Kirchplatz, bei Regen unter der Hochbrücke. www.badenermaske.ch