Wahlsieg
Benjamin Steiner holt die Mehrheit für Rot-Grün im Badener Stadtrat – was Verlierer Jaecklin anders machen würde

Benjamin Steiner erhält auch beim zweiten Wahlgang der Stadtratswahl die meisten Stimmen. Er bringe grüne Werte mit in den Stadtrat, sagt er im Interview.

Pirmin Kramer, Philipp Zimmermann
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Alle kamen zum Restaurant Rebstock in der Badener Halde, um Benjamin Steiner zur Wahl in den Stadtrat zu gratulieren: Seine Eltern, sein Wahlkampfteam, Stadtammann Markus Schneider (CVP) – und auch Stefan Jaecklin (FDP), sein Konkurrent, der das Rennen um den freien Sitz in der Regierung verloren hat.

Steiner: «Ich freue mich über das sehr klare Resultat, das noch deutlicher ausgefallen ist als beim ersten Wahlgang.» Er konnte den Abstand auf seinen Verfolger vergrössern: Steiner erhielt 3345 Stimmen – 141 mehr als im ersten Wahlgang. Gleichzeitig holte Jaecklin 2798 und damit 51 Stimmen weniger als im Herbst. Die Stimmbeteiligung betrug 52,9 Prozent.

«Geholfen hat sicher, dass ich kon stant geblieben bin in meinen Anliegen und Voten», so Steiner. Ich setze mich für grüne Werte und städtebauliche Visionen ein.» Der Rückhalt in der Bevölkerung sei sehr gross gewesen, «das habe ich gespürt und auch gesehen, viele Leute haben Plakate aufgehängt von mir. Dafür bin ich dankbar.»

Am Sonntagmorgen sei er noch nervös gewesen. «Ich hatte einen sehr starken Gegner. Es war eher davon auszugehen, dass es kein sehr klares Resultat geben würde. Nun bin ich sehr erleichtert.» Es habe sich bewahrheitet, was er nach dem ersten Wahlgang gesagt habe: «Die Stimmen von Luzi Stamm, der im zweiten Wahlgang nicht mehr antrat, werden nicht automatisch zu Jaecklin gehen», hatte Steiner prognostiziert.

Jaecklin: «Der Abstand wurmt schon ein wenig»

«Wir haben es nicht geschafft, genug zu mobilisieren», bilanzierte Stefan Jaecklin. Angesichts der eidgenössischen Abstimmungen mit der Konzernverantwortungsinitiative sei es für Steiner wohl leichter gewesen, die eigenen Anhänger zu mobilisieren. «Ich gratuliere ihm zu seinem sehr guten Resultat und wünsche ihm viel Erfolg im Stadtrat», sagt Jaecklin.

Was ihn schon ein wenig wurme, sei der Abstand. «Was ich im Nachhinein anders machen würde: Ich würde versuchen, meine Positionen und die Unterschiede zu den Konkurrenten schon im ersten Wahlgang klarer darzustellen und rüberzubringen.»

Er sei nun froh, dass der Marathon zu Ende sei. «Der Wahlkampf dauerte sehr lange, acht Monate.» Eine Welt breche für ihn nicht zusammen: «Ich bin Einwohnerrat, diese Rolle macht mir grossen Spass. Ich habe diverse Ideen, wie wir die Stadt weiterbringen können.» Ob er bei den Gesamterneuerungswahlen des Stadtrats nächstes Jahr wieder antrete, wisse er noch nicht. «Das hängt von der Situation insgesamt ab, ob es Rücktritte gibt im Stadtrat und welche weitere Kandidatinnen und Kandidaten antreten.»

Jubel im linken Lager: Der Badener Grossrat Jonas Fricker (Grüne) ballt die Faust.
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Neu-Stadtrat Benjamin Steiner (Team Baden) wird von seiner Mutter Lis Steiner umarmt.
Glückwünsche gibts auch vom Badener Stadtammann Markus Schneider (CVP).
Fairer Verlierer: Der unterlegene Stefan Jaecklin (FDP) gratuliert Steiner zum Sieg.

Jubel im linken Lager: Der Badener Grossrat Jonas Fricker (Grüne) ballt die Faust.

Michael Wuertenberg

Team wieder doppelt im Stadtrat vertreten

Sehr gross war die Freude beim Team Baden. Die Partei ist nun mit Steiner und Ruth Müri doppelt im Stadtrat vertreten. Parteipräsidentin Iva Marelli: «Hinzu kommt, dass Baden nun wieder von einer links-grünen Mehrheit regiert wird. Ich sagte immer, dass es sich um eine Richtungswahl handelt. Das Resultat ist klar ausgefallen, was uns riesig freut.» Die bürgerlichen Parteien sind nach wie vor zu dritt im Stadtrat vertreten, mit Markus Schneider, Matthias Gotter (beide CVP) und Philippe Ramseier (FDP). Die vier anderen Stadt räte gehören dem links-grünen Lager an oder werden diesem zugeordnet: Benjamin Steiner und Ruth Müri (Team), Regula Dell’Anno (SP) und Erich Obrist (parteilos, ehemals SP).

Der Badener Stadtrat setzt sich neu wie folgt zusammen:

- Markus Schneider (Stadtammann, CVP)

- Regula Dell'Anno (Vizeammann, SP)

- Philippe Ramseier (FDP)

- Matthias Gotter (CVP)

- Ruth Müri (Team)

- Erich Obrist (parteilos)

- Benjamin Steiner (Team)

Stefan Jaecklin sagt zu den Mehrheitsverhältnissen: «Die Hoffnung war, dass wir ein Gegengewicht bilden können. Das ist nun nicht der Fall, und das tut uns ein wenig weh.» Seine Partei, die FDP teilt mit: «Trotz eines engagierten Wahlkampfs ist es uns leider nicht gelungen, den Abstand aus dem ersten Wahlgang zu verkleinern. Dieses Resultat ist enttäuschend. Wir sind hoch motiviert, die Gesamterneuerungswahlen 2021 in Angriff zu nehmen.»