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Die Schulpflegepräsidentin von Baden schlägt Alarm. So belasten immer mehr Kinder und Jugendliche mit sozialen Auffälligkeiten alle Beteiligten über Gebühr. Die sich zuspitzende Problematik bringt Lehr- und Schulleitungspersonen an ihre Grenzen. Auch die Betroffenen leiden unter den Odysseen.
Seit 14 Jahren ist Brigitte Caviezel Mitglied der Badener Schulpflege. Im kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der Stadt Baden 2019 berichtet sie über eine Problematik, die sie als «eine der grössten Herausforderungen für Lehrpersonen und Schulleitungen» bezeichnet: Kinder und Jugendliche mit ausgeprägten sozialen Auffälligkeiten.
«Schaue ich auf meine lange Schulpflegetätigkeit zurück, stelle ich fest, dass sich diese Problematik zugespitzt hat», so Caviezel. Und sie warnt: «Natürlich handelt es sich um Einzelfälle. Aber sie belasten alle Beteiligten über Gebühr.» Lehr- und Schulleitungspersonen würden dadurch an ihre Grenzen gebracht. Ihre Forderung: Die Gesellschaft und die Politik müssten der Problematik entgegenwirken.
Die Schwierigkeit bestehe nicht nur in Baden, sondern im ganzen Kanton, ist sich Caviezel sicher, die auch dem Vorstand der Aargauischen Schulpflegepräsidentinnen und Präsidenten angehört. «Insbesondere ist zu beobachten, dass immer jüngere Kinder betroffen sind.
So kommt es vor, dass bereits Kindergartenkinder im Klassenverband nicht mehr tragbar sind und beispielsweise ein Time-out, also ein vorübergehender Schulausschluss, verordnet werden muss.» Vereinzelt müsse bereits in diesem Alter nach einer Sonderschullösung auf Grund sozialer Auffälligkeiten gesucht werden.
Und teils müssten Jugendliche gar aus Institutionen weggewiesen werden, die eigentlich auf schwierige Fälle spezialisiert sind, da sie auch für diese nicht tragbar sind. «Nach einer Odyssee von Sonderschul- und Heimplatzierungen landen sie dann wieder in der Regelschule.» Schliesslich sei die Volksschule verpflichtet, die Beschulung der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten, und jedes Kind habe richtigerweise auch das Recht darauf, so Caviezel.
Und wie könnte das Problem angepackt werden? «Zum Beispiel durch Frühförderung gefährdeter Kinder und der gezielten Beratung und Unterstützung der Eltern», schlägt Caviezel vor. Hoffnungen setzt sie in die «neue Ressourcierung Volksschule», die gleichzeitig mit dem neuen Aargauer Lehrplan auf das Schuljahr 2020/21 in Kraft treten wird. Der pädagogische Gestaltungsraum der Schulen werde vergrössert: Es sei Aufgabe der Schulleitung, die Mittel so einzusetzen, dass damit eine möglichst grosse pädagogische Wirkung erzielt wird.
Brigitte Caviezel: «Ich hoffe, dass die neue Ressourcierung auch eine gewisse Entlastung bringt im Zusammenhang mit Schülerinnen und Schülern, die sozial auffällig sind.» Voraussetzung dazu seien allerdings ausreichende Ressourcen. «Gerade auf der Stufe Kindergarten und Primarschule sinken diese aber auf Beginn des neuen Schuljahres.»