Startseite
Aargau
Baden
Dem geht Matthias Egger, Professor am Institut für Sozial- und Präventivmedizin an der Uni Bern in seiner Studie nach. Aus dieser geht hervor, wo im Bezirk die Menschen am längsten leben und was die Gründe sind. Die Ergebnisse sind überraschend.
Die Lebenserwartung in einzelnen Gemeinden des Bezirks Baden unterscheidet sich zum Teil deutlich. Das zeigt eine Studie, die Forscher der Universität Bern mittels Volkszählungs- und Sterblichkeitsdaten erarbeitet haben.
Nirgendwo im Bezirk stehen die Chancen auf ein langes Leben so gut wie in Bergdietikon: 85,8 Jahre alt werden Frauen, 81,8 Jahre alt werden Männer im Schnitt. Zum Vergleich: Im zweitplatzierten Ennetbaden beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute 30-jährigen Mannes bereits ein halbes Jahr weniger.
In Turgi und Würenlingen, die am Schluss der Bezirksrangliste liegen, leben Männer gar mehr als zwei Jahre weniger lang als in Bergdietikon. Bei den Frauen sind die Unterschiede kleiner, aber immer noch deutlich: In Bergdietikon (85,8), Ennetbaden (85,5) und Würenlos (85,5) werden Frauen rund ein Jahr älter als in Neuenhof, Würenlingen oder Turgi (alle 84,6).
Würenlingens Ammann André Zoppi zeigt sich auf Anfrage überrascht über die verhältnismässig tiefe Lebenserwartung in seiner Gemeinde: «Ich habe das Gefühl, die Menschen in unserem Dorf werden immer älter und gesünder. Jedes Jahr steigt die Zahl der Termine, an denen ich 80- oder 90-Jährigen persönlich gratulieren darf.»
Für Bergdietikons Ammann Gerhart Isler liegt der Grund für den Spitzenrang in der Lebenserwartungs-Rangliste auf der Hand: «Wir leben hier inmitten der Natur, und wir bewegen uns auch viel draussen, treiben Sport, gehen spazieren, geniessen die Umgebung. Gleichzeitig profitieren wir von der Nähe zur Stadt Zürich. Ich glaube, Bergdietikon hat alles, was Menschen für ein glückliches Leben brauchen.»
Tönt wie ein Werbespot – und stimmt zum Teil mit der Meinung der Wissenschaftler überein. Studienautor Matthias Egger, Professor am Institut für Sozial- und Präventivmedizin an der Universität Bern, erklärt: «Hauptgrund für die regionalen Unterschiede sind sozioökonomische Faktoren wie Ausbildung, Einkommen, Zivilstand und Religion, die auf komplexe Art und Weise zusammenspielen.»
Entscheidend für eine hohe Lebenserwartung sei ein gesundes Leben. «Wer über eine gute Ausbildung verfügt, weiss tendenziell genauer, was ein gesundes Leben ausmacht. Und je höher der Bildungsstandard, desto höher in der Regel auch das Einkommen. Dieses wiederum ermöglicht ein Leben an einem gesunden Wohnort, also zum Beispiel nicht direkt an einer stark befahrenen Strasse.»
Wer in einem Quartier mit Grünflächen, wenig Verkehrsbelastung und einer starken Gemeinschaft wohnt, lebe länger. «Für Menschen mit geringer Schulbildung und kleinem Einkommen sind Wohnungen in solchen Quartieren aber häufig nicht erschwinglich, und sie müssen auf weniger attraktive Wohnlagen ausweichen.» Ein Blick auf die Einkommensstatistik des Bezirks stützt die These: Bergdietikon und Ennetbaden liegen dort – ebenso wie bei der Lebenserwartung – an der Spitze.
Generell zeigt die Studie: Wer auf dem Land lebt, stirbt früher als ein Städter; ein Mann im Topkader lebt im Vergleich zu einem Arbeitslosen bis zu 13 Jahre länger, und ein verheirateter Mann kann mit 5,4 Lebensjahren mehr rechnen als ein Single. Bei den Frauen beträgt der Unterschied 4 Jahre. Zudem leben Katholiken etwas länger als Protestanten.