Wettingen
Bestverdiener im Aargau: Der Lohn des Gemeindeammanns wird bald wieder diskutiert

Der Wettinger Gemeindeammann gehört zu den Bestverdienenden im Aargau. Der Lohn liegt sogar über dem des Badener Stadtammanns. Eine Motion will das nun ändern.

Claudia Laube
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Das Wettinger Rathaus. (Archivbild)

Das Wettinger Rathaus. (Archivbild)

Sandra Ardizzone

Die Aufgaben von Gemeinde- und Stadtammännern sind vielfältig und zeitintensiv. Und die Frauen und Männer in diesem Amt stehen in der Öffentlichkeit: Wer aus der Haustür tritt, ist kaum je Privatperson, sondern gleich bei der Arbeit. Was für diese Tätigkeit eine gerechte Entschädigung ist, das steht regelmässig zur Diskussion – auch in Wettingen.

Die Aargauer Gemeindeammännervereinigung empfiehlt bei Gemeinden mit über 7000 Einwohnern einen Lohn von 220'000 Franken. Aktuell verdient der Gemeindeammann des grössten Dorfes im Aargau – mit rund 21'000 Einwohnern – jährlich 237'000 Franken, hinzu kommen Spesen von 6000 Franken. Wann dieser Lohn das nächste Mal zum Traktandum im Einwohnerrat wird, das ist noch nicht klar, aber die Motion ist eingereicht: Die beiden Einwohnerräte Orun Palit (GLP) und Martin Fricker (SVP) fordern darin die Senkung des Salärs des Gemeindeammanns auf 200'000 Franken für die nächste Legislaturperiode 2022–2025. Schon 2014 hatte Fricker, damals noch nicht Mitglied des Einwohnerrats, einen Vorstoss eingereicht, in dem er eine Senkung auf 200'000 Franken forderte. Weil Löhne aber nur jeweils auf eine neue Legislaturperiode hin reduziert werden können, wurde die Lohndebatte verschoben. 2014 führte noch der heutige Regierungsrat Markus Dieth (CVP) die Geschicke des Dorfes. Dieser verdiente damals jährlich 248'000 Franken.

Lohnerhöhungen nur noch für Verwaltungsangestellte

2017, im ersten Amtsjahr des jetzigen Ammanns Roland Kuster (CVP), schlug der Gemeinderat gleich selbst eine Lohnreduktion um fünf Prozent vor. Eine Anpassung auf 200'000 Franken, wie von Fricker gefordert, kam nicht in Frage. Roland Kuster sagte damals zur AZ: «Die Herausforderungen und Aufgaben für den Gemeindeammann haben zugenommen und an Komplexität gewonnen.» Für ihn sei auch der neue Lohn ein guter Lohn, auch, weil die Aufgabe als Gemeindeammann spannend sei. Der Einwohnerrat stimmte dem Ansinnen deutlich zu und so erhielt Kuster ab 2018 235'000 Franken. Da auch der Gemeindeammann von generellen Lohnerhöhungen für Gemeindepersonal profitiert, liegt der Lohn in der Zwischenzeit etwas höher. Auch zu diesem Thema haben Palit und Fricker eine Motion eingereicht: Sie fordern, dass Exekutivmitglieder nicht mehr in den Genuss einer solchen Erhöhung kommen.

Wettinger verdient mehr als der Badener Stadtammann

Vor drei Jahren erhielt auch der Badener Stadtammann noch einiges mehr an Lohn, mit dem Antritt von Markus Schneider (CVP) im 2018 sank dieser aber auf 230'000 Franken (exklusive Spesen von 8760 Franken). Der Einwohnerrat hatte sich für einen tieferen Verdienst ausgesprochen. Schneiders Vorgänger Geri Müller (Team Baden) erhielt in seinem letzten Amtsjahr 272'871 Franken, damals einer der höchsten Löhne aller Schweizer Stadtpräsidenten. Während der Badener Stadtammann im Jahr 2017 rund 25'000 Franken mehr als das Wettinger Gemeindeoberhaupt verdiente, so hat ihn dieser inzwischen um wenige tausend Franken überholt. Der Lohn des Gemeindeammanns in Wettingen liegt auch über demjenigen in Aarau mit 227'000 Franken (exklusive Spesen von 10'000 Franken). Das geht aus der Statistik hervor, die der «Blick» Anfang Woche von allen Schweizer Gemeinden mit über 10'000 Einwohnern veröffentlicht hat. Rechnet man den Lohn mitsamt Spesen auf die Einwohnerzahlen von 2019 herunter, so bezahlt der Aarauer pro Kopf am wenigsten, rund elf Franken, während die Badenerin mit rund 12,20 Franken etwas mehr als der Wettinger mit rund 11,60 Franken ausgibt.

Roland Kuster will sich aktuell nicht zu seinem Lohn äussern: Der Einwohnerrat habe diesen so festgelegt. Diskutiert wird dann im Parlament, wenn die Motion zur Sprache kommt.