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Die Beziehung zwischen der Gemeinde Leibstadt und ihrem wichtigsten Steuerzahler und Arbeitgeber, dem Atomkraftwerk, wird derzeit auf die Probe gestellt. Der Ammann sagt, das Atomkraftwerk schade dem Image der Gemeinde.
Es sei eine Distanz zwischen den Betreibern und der Gemeinde entstanden – zu diesem Schluss kamen die Gemeinderäte bei einer Klausur. Die Beziehung sei «nüchtern und neutral», heisst es im Mitteilungsblatt Leibstadts. Die Erwartungen für eine aktive Image-Aufwertung nach dem Zwischenfall in Fukushima seien zwischen den beiden Partnern nicht erfüllt worden.
Die Misstöne überraschen, hatte Gemeindeammann Christian Burger in der Vergangenheit doch wiederholt auf die «enorme Bedeutung» des Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) hingewiesen. Es sorge für rund einen Viertel des gesamten Steuereinkommens der Gemeinde, sei ausserdem ein enorm wichtiger Arbeitgeber.
Burger erklärt nun gegenüber der Aargauer Zeitung, warum sich die Beziehung abgekühlt hat. «Nach Fukushima hat das Image der Kernkraftwerke gelitten. Beim Wort ‹Leibstadt› denkt fast jeder sofort an das Kernkraftwerk, im Gegensatz etwa zu Döttingen, das man nicht sofort mit Beznau in Verbindung bringt.»
Darum habe er den Betreibern des KKL nach Fukushima mitgeteilt: «Leibstadt hat wegen des Kernkraftwerks ein Image-Problem.»
Vertreter der Axpo hätten ihm in Gesprächen mitgeteilt, bereit zu sein für eine gemeinsame Image-Aufwertung, sagt Burger. «Wir haben gerade in den Wochen direkt nach Fukushima eng mit den Betreibern des Kernkraftwerks zusammengearbeitet. Das Verhältnis war sehr gut.»
Die Gemeinde habe darum gehofft, gemeinsame Projekte für ein besseres Image durchziehen zu können. Welches diese Projekte sind, will Burger nicht verraten. «Leider ging es mit diesen Projekten aber nur schleppend voran.» Immerhin laufe die Planung für eine E-Bike-Fahrroute, die allenfalls vom Kernkraftwerk finanziert werde.
Stephan Döhler, Leiter Division Kernenergie der Axpo und Geschäftsführer des KKL, äussert sich in einer schriftlichen Stellungnahme diplomatisch zu den Aussagen Burgers. «Wir sind in regelmässigem Kontakt mit der Gemeinde Leibstadt und den Standortgemeinden sowohl in Bezug auf aktuelle Projekte als auch speziellen Anlässen.»
Es sei dem Kernkraftwerk Leibstadt seit Inbetriebnahme ein Anliegen, sich in sozialen, sportlichen und kulturellen Themen zu engagieren. Zum regelmässigen Austausch mit den Gemeinden gehöre unter anderem die jährliche Informationsveranstaltung mit den Gemeinderäten aller Anliegergemeinden. «Wir schätzen diese Zusammenarbeit und wollen diese auch in der Zukunft so fortführen.»