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Das Alter für den Lernfahrausweis soll heruntergesetzt werden. Was Fahrlehrer aus der Region dazu meinen.
Ab nächstem Jahr dürfen aller Voraussicht nach wohl bereits 17-Jährige als Lernfahrer ans Steuer. Dies möchte Noch-Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) im Zuge des seit Jahren geplanten Gesamtpakets zur Fahrausbildung ermöglichen.
In der Region Baden sind die Fahrlehrer geteilter Meinung, ob die geplanten Änderungen positive oder negative Auswirkungen haben werden. Aber es gibt Punkte, in denen sie sich einig sind.
«Grundsätzlich finde ich den Lernfahrausweis mit 17 Jahren in Ordnung. Ob sich die jungen Männer und Frauen wirklich früher ans Steuer setzen, oder ob der Lernfahrausweis unbenutzt liegen bleibt, ist schwierig zu sagen», sagt Philip Schwarz, der seit rund vier Jahren Fahrlehrer ist und eine eigene Fahrschule in Baden hat. «Wichtig wäre es, dass die Lernfahrer mit 17 eine enge Betreuung erhalten. Sei dies durch die Eltern, oder eben durch den Fahrlehrer.»
Die Begründung hinter der Senkung des Alters für den Lernfahrausweis: Zu den weiteren geplanten Massnahmen gehört, dass Neulenker erst nach einem Jahr Fahrpraxis an die Fahrprüfung zugelassen werden sollen. Damit die Fahrprüfung weiterhin mit 18 absolviert werden kann, soll das Lernfahralter runtergesetzt werden.
Was unumstritten ist: Autolenker unter 25 Jahren sind statistisch gesehen öfters in Unfälle verwickelt als andere Altersgruppen. Der Verkehrsunfallstatistik des Kanton Aargaus ist zu entnehmen, dass Autofahrer im Alter von 20 bis 24, letztes Jahr die meisten Unfälle verursachten.
So soll die neue Regelung zu mehr Fahrpraxis verhelfen und damit Unfälle vermeiden. Ob das funktionieren wird, ist sich Daniel Zünd nicht sicher. Der Fahrlehrer übt seinen Beruf seit 21 Jahren aus und ist von Doris Leuthards Vorschlag nicht sonderlich begeistert: «Grundsätzlich zeigt die Erfahrung, dass 17-Jährige nicht so reif sind wie 18-Jährige. Die Selbsteinschätzung und das Gefahren-Bewusstsein sind mit 18 Jahren weiter entwickelt.»
Wichtig sei für ihn, dass sich die Person auf dem Beifahrersitz ihrer Verantwortung bewusst sei. «Viele haben das Gefühl, Beifahrer zu sein sei eine leichte Aufgabe. Aber man braucht Erfahrung und es ist harte Arbeit. Denn es kann gefährlich werden, wenn man nicht aufmerksam ist.»
In der Schweiz ist die Fahrschule nicht obligatorisch. Theoretisch kann man die Fahrprüfung absolvieren, ohne jemals eine Fahrstunde besucht zu haben. Für Zünd ist das ein grosses Problem: «Lernfahrer wollen schon möglichst viel Fahrpraxis sammeln, bevor sie in die Fahrschule kommen. Dabei eignen sie sich falsche Automatismen an. Diese zu löschen, geht oft viel länger, als etwas Neues zu lernen.»
Sehr ähnlich sieht das auch der Fahrlehrer Mige Justiniano: «Die Gefahr sehen wir darin, dass die Jungen mit viel Routine an die Prüfung gehen, aber sich vieles falsch aneignen. Gewohnheiten zu vergessen, dauert meistens länger, als Neues zu lernen.» Der Fahrlehrer der Wettinger Fahrschule Star wurde 2015 vom Vergleichsportal «Superfahrlehrer.ch» zum besten Fahrlehrer des Kantons gewählt. Seit sechs Jahren übt er seinen Beruf aus.
Für Justiniano ist es wichtig, dass die Ausbildung geregelt ist: «Wenn ein 17-Jähriger Autofahren darf, aber erst mit 18 Jahren an die Prüfung zugelassen wird, wird er dann auf dieselbe Weise üben wie jetzt? Ich denke, dass es obligatorische Blöcke geben müsste, wie es heute in Deutschland bereits der Fall ist, zum Beispiel mit Nachtfahrt, Autobahn fahren und längeren Fahrten.» Gänzlich abgeneigt ist der Fahrlehrer von der neuen Regelung nicht: «Wenn es der Sicherheit dient, unterstützen wir es.»