Die Satire in der Schweiz steht unter Druck. Mit dem «Bissfest» sollen die Künstlerinnen und Künstler wieder eine Bühne erhalten. Im Trafo Baden finden erneut gesprochene, gesungene und gezeichnete Satire zusammen. Mit dabei sind alte Hasen und Newcomer.
Gute Satire muss überraschend und böse sein, da sind sich Silvan Wegmann und Marco Ratschiller einig. Die beiden Karikaturisten veranstalten mit dem Musiker Nic Niedermann und dem Werber Diego Egloff zum zweiten Mal das Satirefestival «Bissfest» im Trafo Baden. Vor einem Jahr, mitten in der Coronakrise, wurde das Festival auf die Beine gestellt. Am 21. Oktober gibt es in Baden jetzt wieder bitterböse Satire in aller Form zu geniessen.
Die Besucherinnen und Besucher erwartet auch dieses Jahr gesprochene, gesungene und gezeichnete Satire. Die ersten beiden Kategorien werden vom bekannten Satiriker Gabriel Vetter, dem Bassisten Daniel Ziegler, den man aus Giacobbo Müller kennt, und den beiden St.Galler Slam-Poeten Pierre Lippuner und Fabian Engeler, besser bekannt als Pink im Park, bestritten. Durch den Abend führt die aufstrebende Kabarettistin Rebekka Lindauer.
Für Satire auf dem Papier sorgen nach dem Bühnenprogramm 35 eingeladene Cartoonistinnen und Cartoonisten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Zum Thema «Heiss gebadet» präsentieren sie ihre Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungswänden in der monumentalen Halle 37 im Trafo. Das Thema entstand in Anlehnung an die diesjährige Eröffnung des Thermalbades «Fortyseven» in Baden. Umgesetzt wurde das Thema aber sehr breit, sagt Silvan Wegmann: «Es sind ganz wirre Ideen dabei, an die man unter dem Motto ‹Heiss gebadet› zuerst gar nicht denken würde.»
Am Ende des Abends gibt es einen Preis für die besten Arbeiten. Neu wird nebst dem Jury-Urteil auch ein Publikumspreis ermittelt und vergeben. Im Vergleich zum ersten Mal könne man dieses Jahr ausserdem mit mehr gesprochener Satire rechnen, sagt Wegmann. Ansonsten sei das Konzept gleichgeblieben, denn: «Es war ein grosser Erfolg, die Plätze waren voll besetzt und wir hatten ein sehr gutes Echo vom Publikum und den Künstlerinnen und Künstlern.»
Das «Bissfest» entstand aus der Idee, der Satire eine Plattform zu bieten. Denn die Gattung sei unter Druck, das sagen sowohl Wegmann als auch Ratschiller. In diese Entwicklung reihe sich das Schicksal des Satiremagazins «Nebelspalter», das Ende letzten Jahres an Markus Somm verkauft wurde. Ratschiller, der vorher selbst Chefredaktor des einzigen Satiremagazins der Schweiz war, sagt: «Somm betreibt jetzt ein ganz anderes Portal unter dem alten Namen. Die Satire macht jetzt nur noch einen Bruchteil aus und findet praktisch nicht mehr statt.»
Auch sonst stehe die Satire aktuell stärker im Fokus. Das liege zum einen daran, dass im Zuge von Sparmassnahmen bei Zeitungen Cartoonisten weniger oder gar keine Arbeit mehr haben. Andererseits an der zunehmenden Polarisierung und Digitalisierung. «Mit dem Internet passiert es schnell, dass ein Cartoon aus dem Kontext gerissen und falsch verstanden wird. Aber natürlich sind es spannende Zeiten für Satiriker und das Interesse des Publikums nimmt mehr und mehr zu, weil sie die Satire als eine Art «vertrauenswürdigen» Kompass sehen», sagt Wegmann.
Mit dem «Bissfest» soll auch sichtbar gemacht werden, was eigentlich hinter einem Cartoon steckt, sagt Ratschiller: «Um einen Cartoon zu schaffen, der vom Betrachter im Bruchteil einer Sekunde verstanden wird, braucht es ein grosses Know-how. Das geht in der heutigen Schnelligkeit manchmal vergessen.»
Weitere Informationen zum Anlass und Tickets gibt es hier.