Die «Spedition» feiert am 16. August Wiedereröffnung. Der «Bouillon»-Besitzer James Kong haucht dem Restaurant, das im Mai Konkurs anmeldete, neues Leben ein. Das «Bouillon» schliesst «bis auf Weiteres». Kong nimmt sein komplettes Team mit.
Wenn James Kong das Merkerareal betritt, bleibt er nicht lange ungesehen. «Und? Hast du den Vertrag schon unterzeichnet?», ruft einer über den Zoderer-Teppich hinweg. Ein anderer gratuliert ihm bereits mit einem kräftigen Händedruck.
«Ich habe den Pachtvertrag für die ‹Spedition› unterschrieben», sagt James Kong. Man sieht dem stadtbekannten Wirt die Freude darüber an. Am 16. August wird das Restaurant Spedition mit einem Fest eröffnet.
«Ich habe bereits ein grosses und positives Echo bekommen, nachdem bekannt wurde, dass ich mich für die ‹Spedition› interessiere», sagt der 45-Jährige. «Bevor ich überhaupt den Vertrag in den Händen hatte, kamen mehrere Anfragen für Hochzeiten.» Diese Freude der Leute motiviere ihn sehr.
James Kong (45) kam 1987 von Malaysia in die Schweiz. Er fing als Küchenhilfe, Buffetangestellter und Kellner an. Danach besuchte er die Hotelfachschule in Crans Montana. 1997 übernahm er sein erstes Restaurant, die legendäre «Seerose» in Baden. Mit dem «Pavillon» belebte Kong einige Jahre das Bäderquartier. Seit 11 Jahren wirtet er nun im «Bouillon» in Baden und im «Killer» in Turgi. Diese Woche unterschrieb er den Pachtvertrag für das im Mai überraschend Konkurs gegangene Gault-Millau-Restaurant Spediton in Baden. Kong strebt in seiner «Spedition» keine Gault-Millau-Punkte an. (cru)
Ein Restaurant für alle soll es sein
Damit Kong den Mietzins für die «Spedition» tragen kann, hatte er zuerst überlegt, den Saal im oberen Stock nicht zu mieten. «Wir haben uns dann aber geeinigt, dass ich den Raum übernehme.» Die Merker Liegenschaften AG sei ihm mit dem Mietzins entgegengekommen.
«Sie wollen mit mir das Vertrauen im Merkerareal wieder aufbauen.» Denn – so Kong – viele der Mieter im Areal hatten die Spedition bisher gemieden. Auch viele Badener hätten sich vor dem Etikett «Haute Cuisine» abschrecken lassen.
Das will James Kong nun ändern. «Sie haben sich für mich entschieden und wollten nicht einen Fremden aus Zürich. Sie wollten jemanden, der Baden kennt.» Kong wird die «Spedi», wie er sie liebevoll nennt, nicht total umkrempeln.
«Grosse Neuerungen wird es im Moment nicht geben. Die Zeit ist knapp, es ist alles sehr schnell gegangen». Die «Spedition» soll künftig familienfreundlich sein. Ob mit Krawatte oder mit Kind, alle sollen sich wohlfühlen, meint der Turgemer.
Sogleich ein Nachfolger gesucht
Nachdem die «Spedition» im Mai dieses Jahres Konkurs angemeldet hatte, wurde sogleich ein Nachfolger gesucht (wir berichteten).
Dass James Kong als solcher gehandelt wurde, hat damit zu tun, dass er sein Interesse schon früh angemeldet hatte: «Ich habe schon vor dem Konkurs der ‹Spedition› gesagt, dass es nur wenige Beizen gibt, die mich interessieren würden, die ‹Spedition› sei eine davon.»
«Wir sind sehr zufrieden», sagt Peter Conrad, Verwaltungsrat der Merker Liegenschaften AG über den Vertragsabschluss mit James Kong. So werde das Ziel, Baden bald wieder eine attraktive «Spedition» als Treffpunkt und Restaurant zur Verfügung zu stellen, schneller als erwartet erreicht. «James ist als unser neuer Mieter nicht nur Unternehmer, sondern auch Frontmann, sozusagen das Gesicht der Spedition.» James sei nahe bei den Leuten, obwohl, oder gerade weil er, ein gewisses Potenzial zur Polarisierung in sich trage, so Conrad. Es habe auch andere Interessenten für die «Spedition» gegeben. «Niemand war aber so rasch, engagiert und entschlossen wie James», so Conrad. Der Konkurs gegangene Vormieter der «Spedition» hatte behauptet, der Mietzins sei mit knapp 200 000 Franken im Jahr überhöht gewesen. Conrad: «Es war ein Umsatzmietzins mit einer unteren Basis vereinbart.» Über die Höhe der Mietausstände und weitere Kosten durch den Konkurs könne er keine Angaben machen, da das Verfahren noch im Gange sei. James Kong seien sie mit dem Mietzins entgegen gekommen, um ihm den Einstieg im ersten Jahr zu erleichtern. (cru)
Doch damals lief der Vertrag zwischen der Merker Liegenschaften AG und der Konkurs gegangenen Mieterin noch. Da es für Kong keine anderen Perspektiven in Baden gab, hat er den Vertrag für das Restaurant Bouillon noch einmal verlängert – obwohl klar war, dass die Grossbaustelle auf dem Dynamo-Hof den Restaurantbetrieb stark beeinträchtigen wird.
Die lauschige Terrasse gibts nicht mehr. «Es läuft zwar nach wie vor sehr gut», sagt der Wirt. Die Tage der Beiz sind aber gezählt: Das «Bouillon» schliesst am 5. Juli «bis auf Weiteres».
Das «Bouillon» sei eine grosse finanzielle Belastung, trotz der Mietzinsreduktion wegen der Baustelle. Doch dem Restaurant muss man keine Träne nachweinen: «Ich nehme das Konzept vom ‹Bouillon› mit in die ‹Spedition›.»
Das Team komme mit und er hoffe, dass auch die Gäste ins Merkerareal kommen.
Kong will weiterhin auf Qualität beim Essen setzen. Das koste ein bisschen mehr, dafür bekomme man auch mehr. «Bei mir gibt es kein Poulet aus China.»