Mellingen
«Brand»-gefährlich für Mensch und Tier? – warum der Strassenausbau für Unmut sorgt

Der 4,5 Millionen Franken teure Ausbau der Strecke «Brand» zwischen Mellingen und Niederrohrdorf sorgt bei der Naturschutzorganisation Pro Natura für Unmut.

Claudia Laube
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Führt eine Verbreiterung der Strecke zu Kollisionen zwischen Auto und Tier? Ces

Führt eine Verbreiterung der Strecke zu Kollisionen zwischen Auto und Tier? Ces

Carla Stampfli

Der Kanton Aargau will für rund 4,5 Millionen Franken die Strassenverbindung zwischen Mellingen und Niederrohrdorf ausbauen (die AZ berichtete). Die Strecke, auch bekannt unter dem Namen «Brand», soll auf sechs Meter verbreitert werden — und parallel dazu ein Weg für Fussgänger und Radfahrer entstehen.

Landschaft und Natur würden durch den Ausbau nicht beeinträchtigt, schreibt der Kanton im technischen Bericht zum Ausbau. Das sorgt bei der Aargauer Naturschutzorganisation Pro Natura für Unmut. In einer Medienmitteilung schreiben sie, dass die Verbreiterung der Strasse für Mensch und Tier gefährlich sei. Geschäftsführer Johannes Jenny ist sich sicher, dass der Ausbau zu einer sportlichen Fahrweise einladen würde. Das erhöhe die Gefahr von Kollisionen zwischen Mensch und Tier: «In diesem Wald gibt es nach fast 200 Jahren endlich wieder Rotwild — und der Hirsch ist kein Reh. So ein Tier kann über 100 Kilogramm wiegen und prallt bei einer Kollision direkt auf die Windschutzscheibe.» Er ist der Meinung, dass durch den Wald keine Strassen mehr ausgebaut werden sollen, sondern zur Sicherheit von Mensch und Tier zu beruhigen seien.

Zudem befürchtet Jenny durch eine raschere Durchfahrt Mehrverkehr vor den Toren Mellingens und sagt: «Wie kommt es, dass man die Folgen für die Mellinger Altstadt einfach verleugnet, obwohl im Rahmen des Umfahrungsprojektes bestimmt Abertausende von Franken für die Verkehrsplanung investiert wurden?»

Ebenso stört sich Pro Natura am geplanten Radweg. Dieser soll 210 Meter lang, 2,5 Meter breit und durch einen Grünstreifen von der Kantonsstrasse abgetrennt entstehen. Auf eine Weiterführung auf Niederrohrdorf wurde verzichtet, weil mit dem Hinterriederweg bereits eine Verbindung für den Fussgänger- und Radverkehr besteht. Das macht für die Naturschutzorganisation keinen Sinn. Sie schreibt: «Es gibt keine sachliche Begründung für das Radwegstück ohne Fortsetzung.» Warum solle der Landwirt so viel Land hergeben, wenn der Radweg dann doch nur Stückwerk bleibe, fragt sich Jenny. Deshalb verlangt er einen Bedarfsnachweis: «Kommt man tatsächlich zum Schluss, dass es diese Veloverbindung braucht, dann braucht es sie auch durch den Wald und dann müssen die starken Verkehrsteilnehmer auf die Umfahrung geführt werden.» Das wäre für Pro Natura die Ideallösung. Die Naturschutzorganisation hat nun gegen das Baugesuch des Kantons Einsprache erhoben.(cla)