BT-Kolumne
Eine Ode an den Hausdienst: Die Helden der Schule

Lehrer Patrick Hersiczky berichtet in seiner Kolumne «aus der geschützten Schulwerkstatt» über seinen Arbeitsalltag. Heute:« Im Gegensatz zu den unsäglichen Bildungsbürokraten, die mit ihren arbeitsaufwendigen Reformen unser Leben erschweren, würde die Schule ohne die wertvolle Arbeit des Hausdienstes nicht funktionieren».

Patrick Hersiczky*
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Patrick Hersiczky

Patrick Hersiczky

Im Gegensatz zu meinen Aargauer Ferientechnikerkolleg:innen plagt mich ich als Zürcher Pädagoge noch der Lehrer:innensommerblues.

Keine Angst, ich bin nicht dem Genderwahnsinn verfallen, doch das BT kann man bekanntlich auch im so fernen Zürich lesen, und da drücke ich mich sprachpolizeilich besser korrekt aus. Aber der Reihe nach: Klar, Ferientechniker oder eben Lehrersommerblues ist ein Affront gegenüber allen anderen Angestellten, die in der «Afrika-Hitze» («Blick») oder in der spanischen Monsterhitze (eigene Ferienerfahrung aus Andalusien) malochen müssen.

Doch aufgepasst: Lehrersommerblues, gepaart mit spanischer Ferienerinnerung (Mañana sei in Spanien bekanntlich der stressigste Tag, wurde mir von einem Einheimischen mit Augenzwinkern gesagt) ist so was wie ein pädagogischer Overkill.

Gewiss, wir Lehrerinnen und Lehrer sind längst keine Ferientechniker mehr und müssen auch während der Ferien arbeiten. Aber irgendwie kommen mir vor allem die Sommerferien immer etwas spanisch vor: Nach Mañana folgt nämlich oft der grosse Arbeitshammer, der den einen oder anderen Pädagogen schon vor Schulbeginn ausbrennen kann.

Meine Erfahrung zeigt nämlich, dass das flotte Lehrerleben in den Schulen erst in der letzten Ferienwoche so richtig floriert. Vorher weht dort arbeitstechnisch eher ein pädagogischer Saharastaub.

Dies gilt aber nicht für die Mitarbeitenden des Hausdienstes, die im Sommer sicher nicht im spanischen Modus funktionieren: Sommerferien sind für den Hausdienst nämlich die arbeitsintensivste Zeit – und das meine ich für einmal nicht ironisch.

Dabei kommen freilich kommunikative Lehrerinnen und Lehrer ungelegen, die zuerst stundenlang in Ferienerinnerung schwelgen, bevor sie sich über die vielen unbezahlten Überstunden beklagen.

Aber Zimmer müssen geputzt und Böden versiegelt werden, damit sie für die nächste Kaugummiorgie gefechts-und einsatzbereit sind. Vergessen wir zudem nicht die einen oder anderen FC-Aarau-Insignien, die man wegmachen muss.

Vielleicht haben inzwischen auch einige FCZ-Modefans kreative Spuren hinterlassen, die einem eingefleischten FCA-Hausdienstfan sauer aufstiessen.

Ich habe deshalb vor dem Hausdienst grosse Hochachtung. Denn im Gegensatz zu den unsäglichen Bildungsbürokraten, die mit ihren arbeitsaufwendigen Reformen unser Leben erschweren, würde die Schule ohne die wertvolle Arbeit des Hausdienstes nicht funktionieren.

Denn: Wie soll ich unterrichten, wenn das Licht nicht geht, die Storen nicht funktionieren und ich womöglich gleichzeitig die Fenster nicht öffnen kann? Woher bekomme ich die den x-ten Schülertisch für das Kind jener Eltern, denen kurz vor Schulstart die Privatschule doch noch zu teuer geworden ist?

Und ganz wichtig: Wer kümmert sich um die Kaffeemaschine, ohne die es vielleicht eine offene Koffeinszene in den Schulen gäbe?

Der Hausdienst weckt zwar in unseren Schulerinnerungen vielleicht immer noch den Schrecken vom bösen und despektierlich genannten Abwart, der uns unfreundlich alle coolen Sachen wie etwa Fussballspielen verboten hatte und sich sprachpädagogisch nicht vorbildlich verhielt.

Auch ich habe in meiner bisherigen Lehrerkarriere die Mitarbeitenden des Hausdienstes nicht immer als zugängliche Zeitgenossen erlebt.

Letztlich sind sie aber die gute Seele, die bei weitem nicht zum Lehrerlohn unsere Zimmer putzt, den Rasen mäht und nebenbei den Dreck der Jugendlichen wegräumt, die eine verzechte Nacht vor der Schule gefeiert haben.

Ja, sie sind die wahren Helden unserer Schule – nicht wir ewig jammernden Lehrerinnen und Lehrer.

Darum: Ein ganz grosses Dankeschön an alle Hausdienstmitarbeiter! Ohne euch würde Schule nicht funktionieren.

*Patrick Hersiczky (51) lebt in Baden und ist Sekundarlehrer im Kanton Zürich. In seinen Kolumnen äussert er sich stets privat, aber auch mit viel Selbstironie über den eigenen Berufsstand.