Baden
Bücher zu Geschichte und Politik sind gefragt wie selten zuvor

Die Buchhändler mussten 2015 Umsatzeinbussen in vielen Genres hinnehmen. Gestiegen ist aber die Nachfrage nach Büchern, welche die Welt erklären.

Pirmin Kramer
Drucken
Librium: Verkäufe im Bereich Geschichte und Politik verdoppelt.

Librium: Verkäufe im Bereich Geschichte und Politik verdoppelt.

Pirmin Kramer

Im vergangenen Jahr mussten Schweizer Buchhändler gemäss kürzlich veröffentlichten Zahlen durchschnittlich ein Umsatz-Minus von 5,7 Prozent hinnehmen. Susanne Jäggi vom «Librium» spricht von einem schwierigen Jahr: «Der Umsatz ging um 6,8 Prozent zurück, dennoch konnten wir das Jahr zum Glück mit Gewinn abschliessen.»
Die Aufhebung des Euromindestkurses sei ein Schock gewesen. Negativ auf die Geschäfte hätten sich 2015 zudem zwei Baustellen in unmittelbarer Nähe ausgewirkt, teilweise war der direkte Weg zur Buchhandlung versperrt. «Den deutlichsten Rückgang im Vergleich zu früheren Jahren verzeichnen wir bei den Taschenbüchern.
Wir haben das Sortiment entsprechend ein wenig angepasst. Ich vermute, dies hängt mit den E-Books zusammen, die für Taschenbücher eine grosse Konkukurrenz sind», erklärt Jäggi. Sehr gut verkauften sich seit einiger Zeit hingegen kleine, gebundene Bücher, die sich auch in Handtaschen transportieren lassen, ohne dass sie schnell beschädigt werden.

Auch betreffend Inhalt sei seit einem Jahr ein Trend erkennbar: «Die Verkäufe im Bereich Geschichte und Politik haben sich verdoppelt. Viele Leser suchen in der momentan weltpolitisch unsicheren Zeit Orientierung. Lange Zeit waren Männer über 60 Hauptleser dieser Bücher, seit vergangenem Jahr interessieren sich auch viele jüngere Leser für diese Themen», so Jäggi.

Denselben Trend beobachtet Christine Siegrist von der 130 Jahre alten Badener Traditionsbuchhandlung «Doppler»: «Sehr gefragt sind aus aktuellem Anlass Bücher zum Thema Islam und Terrorismus.» Auch «Doppler» verzeichnete im vergangenen Jahr Umsatzeinbussen von rund 5 Prozent. «Die Anzahl verkaufter Bücher blieb im Vergleich mit dem Vorjahr erfreulicherweise konstant, nachdem sie in den Jahren zuvor ständig gesunken war, erklärt Christine Siegrist. «Zu schaffen machte uns 2015 aber der starke Franken.»
Die Preise für Bücher waren in der Schweiz im Zuge der Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro gesenkt worden, das Problem des Buchhandels mit tiefen Margen wurde damit verschärft. «Wir reagieren, indem wir unser Angebot ständig überprüfen.»
Letztes Jahr seien das Interesse und die Nachfrage nach Literatur von Schweizer Schriftstellern und Schriftstellerinnen gestiegen. «Entsprechend haben wir da aufgestockt.» Ebenfalls erfreue sich das Kinderbuch, speziell das Bilderbuch, weiterhin grosser Beliebtheit und «ist sicher einer unserer stärksten Umsatzträger», so Siegrist. Grösste Konkurrenz für den Buchhandel seien aber nicht die E-Books, sondern das Internet, hält Siegrist weiter fest.