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Letzten Herbst wurde der Mobility-Standort in Würenlos aufgehoben, Ende Monat wird das Angebot auch in Birmenstorf eingestellt. Sind weitere Schliessungen geplant?
Ende Monat wird er aufgehoben: der Mobility-Standplatz beim Gemeindehaus in Birmenstorf. Seit Januar 2012 konnte man den Kombi übers Internet oder Telefon reservieren und anschliessend selbstständig ausleihen. Der Grund für die Aufhebung: Das Angebot wurde nur schlecht genutzt und kostete die Gemeinde jährlich etwas über 6000 Franken. Auch in Würenlos schrieb der Mobility-Standplatz beim Bahnhof rote Zahlen: Da das Schweizer Carsharing-Unternehmen kein Potenzial mehr gesehen hat, hob es den Standort im letzten Herbst nach zehn Jahren auf.
Mit dem Verschwinden von Mobility in Birmenstorf und Würenlos gibt es im Bezirk Baden noch 14 Gemeinden, in denen die bekannten roten Autos zur Verfügung stehen: In Baden, Ehrendingen, Ennetbaden, Fislisbach, Freienwil, Killwangen, Mellingen, Neuenhof, Niederrohrdorf, Obersiggenthal, Spreitenbach, Turgi, Untersiggenthal und Wettingen (siehe Grafik unten). Im Bezirk Zurzach ist Mobility mit einem einzigen Auto beim Bahnhof in Döttingen präsent.
Will Mobility weitere Standorte aufheben? «Da wir rollend planen, können wir derzeit keine Angaben machen zu möglichen Standortschliessungen», sagt Mobility-Mediensprecher Patrick Eigenmann. Auch seien derzeit keine neuen Standorte geplant. «Wir prüfen die Nachfrage der Fahrzeuge jedoch regelmässig.» Erhöhe sie sich, werde das Angebot entsprechend angepasst. Sei sie hingegen konstant niedrig, könne es zu Fahrzeugabzügen oder Schliessungen kommen, sagt Eigenmann.
Den weitaus grössten Teil der Standorte eröffnet das Carsharing-Unternehmen von sich aus, wobei es sich primär auf Städte und Agglomerationen konzentriert. Neu können seit 2017 Gemeinden, Firmen und Immobilienverwaltungen Carsharing-Standorte auch auf Eigeninitiative eröffnen. Schweizweit stehen an 1500 Standorten Mobility-Fahrzeuge. In ländlichen Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern fehlt laut Mobility die Nachfrage, um die roten Autos genügend auszulasten.
Das gilt nicht für die 1000-Seelen-Gemeinde Freienwil, in der das Angebot seit 1997 besteht. «Die Auslastung in den Jahren war unterschiedlich gut und aus unserer Sicht genügend. Die Gemeinde musste nie intervenieren», sagt Gemeindeammann Robert A. Müller. «Bei uns verkehren die Busse nur im Stunden-Takt. Mit dem Mobility-Standort gewinnt das Dorf an Attraktivität.»
Eine Gruppe von Personen habe sich damals für dessen Einführung starkgemacht, worauf der Gemeinderat die nötigen Schritte in die Wege geleitet habe. «Wir sind sehr zufrieden und wollen das Angebot nicht missen.»
In Birmenstorf war es ähnlich. «Die Initiative kam vom Gemeinderat, der im Rahmen einer Diskussion über den Verkehr Alternativen prüfte», sagt Gemeindeschreiber Stefan Krucker. So startete die Gemeinde 2012 ein Pilotprojekt, bei der sie gegenüber Mobility eine Umsatzgarantie pro Jahr von 12'000 Franken zu leisten hatte.
«Der Start erwies sich als zögerlich. Danach entwickelten sich die Auslastung und die Kostendeckung positiv, weshalb der Versuch verlängert wurde.» Doch: Im letzten Jahr nahm die Nachfrage ab – in Kombination mit dem geänderten Abrechnungsmodus ab 2018 wurde der Gemeinde der Defizitbeitrag mit rund 10'000 Franken zu gross.
Laut Mediensprecher Eigenmann gibt es verschiedene Faktoren, damit ein Mobility-Standort erfolgreich ist: «Die wichtigsten sind sicherlich die Anbindung an den öV, die Standortlage sowie die Affinität der Einwohner zu Carsharing.» Welcher Standort in der Region besonders Anklang findet, ist nicht zu erfahren: «Wir geben generell keine Nutzungszahlen bekannt.»
Was man aber sagen könne: Standorte an Verkehrsknotenpunkten, etwa Bahnhöfen, liefen besonders gut. Dies, weil Mobility-Kunden statt mit dem Privatauto oft kombiniert unterwegs seien. «Zum Beispiel nehmen sie von Stadt zu Stadt den Zug und fahren dann mit dem Mobility-Auto ans Ziel.»
Obwohl der Mobility-Standort in Birmenstorf in Kürze aufgehoben wird, bleibt der Gemeinderat von Carsharing überzeugt: Er wäre bereit, bei entsprechender Nachfrage wieder Hand zu bieten. «Dafür müsste das Angebot für die Gemeinde aber kostenneutral bleiben», sagt Gemeindeschreiber Krucker.