Baden
Casino-Werbung für SP sexistisch, für Bürgerliche nicht: Was sagt das Model?

Die SP findet die Stadtcasino-Werbung sexistisch und fordert die Stadt Baden auf, sich für die Einstellung der Werbekampagne einzusetzen. Bürgerliche Politikerinnen finden die SP-Intervention unnötig. Und was sagt das Model auf dem Plakat selbst?

Pirmin Kramer
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So wirbt das Grand Casino. «Auf keinen Fall sexistisch», sagt das abgelichtete Model.

So wirbt das Grand Casino. «Auf keinen Fall sexistisch», sagt das abgelichtete Model.

ZVG
Casino-Plakat und Sexismus-Vorwurf

Casino-Plakat und Sexismus-Vorwurf

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Es war an der Generalversammlung des Stadtcasinos diese Woche eines der Hauptgesprächsthemen: Sind die Werbesujets der aktuellen Grand-Casino-Kampagne sexistisch? In den Augen von SP-Einwohnerrätin Andrea Arezina handelt es sich bei den Plakaten – eines davon ist rechts abgebildet – um einen klaren Fall sexistischer Werbung. «Es geht darum, dass das Casino etwas verkauft, was mit halb nackten Frauen nichts zu tun hat. Es geht um Glücksspiel, nicht um einen Modelwettbewerb. Darum ist die Reduktion auf das Äussere ein billiger Griff in die sexistische Mottenkiste», sagt Arezina. In einer parlamentarischen Anfrage fordert sie die Stadt Baden als Mehrheitsaktionärin des Casinos dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass die Spielbank die Werbekampagne einstellt.

Die Werbekampagne des Stadtcasinos
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Die Werbekampagne des Stadtcasinos
Die Werbekampagne des Stadtcasinos
Die Werbekampagne des Stadtcasinos

Die Werbekampagne des Stadtcasinos

Zur Verfügung gestellt

Kritik von bürgerlichen Frauen

Politikerinnen bürgerlicher Parteien zeigen wenig Verständnis für den Vorstoss. Das «Badener Tagblatt» hat ihnen das rechts abgebildete Plakat vorgelegt. Stefanie Heimgartner (SVP), Grossrätin und Vizepräsidentin des Badener Einwohnerrates: «Ich ärgere mich über die überflüssige Anfrage.» Die Stadt Baden habe definitiv grössere Probleme als diese Werbekampagne. «Frau Arezina hat die Anfrage noch vor den Hitze-Tagen eingereicht, ansonsten wäre für mich klar gewesen, dass sie definitiv zu viel Sonne abbekommen hat. Und ich hoffe, dass sie ihren Kopf nicht im Schwimmbad der Stadt Baden abkühlt, dort könnte es nämlich leicht bekleidete Frauen haben.» Sie finde diese Werbekampagne super, die Frau auf dem Bild gefalle ihr, sagt Stefanie Heimgartner.

Ist das Werbeplakat sexistisch? CVP-Grossrätin Marianne Binder: «Ein beeindruckendes Décolleté gehört für mich noch nicht zwingend auf den Index des Sexismus. Ob man es lieber zugeknöpfter hätte, ist eine andere Frage, aber ich persönlich habe auch am Busen von Sophia Loren oder Marilyn Monroe nichts zu beanstanden.» Klar solle sich der Stadtrat gegen Sexismus aussprechen. «Nur stört er mich bitteschön anderswo erheblich mehr. Wenn man bei den unmöglichen Sprüchen des Ammanns über Mitarbeiterinnen beide Augen zudrückt, ist es etwas schräg, wenn ein leicht bekleidetes Mannequin eine solche Erschütterung hervorruft.»

Schon einmal gerieten die Plakate des Grand Casino in die Schlagzeilen: 2006 rügte die Lauterkeitskommission die Werbekampagne, bei der sich eine halbnackte Frau auf einem aufblasbaren Delfin räkelte. Auch gegen die aktuelle Kampagne ging eine Klage ein, doch die Lauterkeitskommission stellte diesmal keinen Verstoss gegen die Sexismus-Richtlinien fest. Grand-Casino-Chef Detlef Brose weist die Sexismus-Vorwürfe denn auch zurück: «Da weder die Lauterkeitskommission noch wir eine unangemessene Darstellung von Sexualität oder gar Geschlechterdiskriminierung erkennen können, steht ein Rückzug der Kampagne nicht zur Diskussion.» Ziel der Werbung sei es, das Grand Casino nicht nur als Spielbank, sondern auch als «House of Entertainment» darzustellen. Brose: «Das ist meiner Meinung nach ausgezeichnet gelungen.»

Model: «Auf keinen Fall sexistisch»

Das Schlusswort gehört Sira Topic, der Frau, die sich für die Kampagne ablichten liess. «Ich habe auch schon Werbeplakate gesehen, die ich sexistisch fand. Zum Beispiel, als eine fast nackte Frau für Hamburger-Werbung posierte, da habe ich keinen Zusammenhang erkannt. Die Bilder für das Grand Casino Baden sind aber auf keinen Fall sexistisch», sagt Topic. «Beim Stichwort Casino denke ich als Erstes an Geld – und danach an schön gekleidete Männer und Frauen. Ich finde, die Fotos der neuen Kampagne im Pin-up-Style sind gelungen, gleichzeitig charmant, sexy und spielerisch.»

Dass die Sexismus-Debatte geführt werde, finde sie zwar wichtig, sagt Topic. «Für ein Grand Casino ist es aber sicher passend, eine schön gestylte Frau oder einen schön gestylten Mann zu zeigen. Ausserdem finde ich, Frauen dürfen zu ihrer Weiblichkeit stehen und stolz darauf sein, wenn ein Bild den Männern gefällt.»