Neubesetzung
Chef für 19 Abteilungen: Baden sucht Nachfolger des Verwaltungsleiters

Der Stadtrat schreibt die Stelle des neuen Verwaltungsleiters wie geplant aus. Von bürgerlicher Seite wird moniert, durch die Verwerfungen in der Affäre Geri Müller würde sich nur noch die zweite Garnitur an Bewerbern melden.

Roman Huber
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Wer wird Nachfolger von Patrick Schärer?

Wer wird Nachfolger von Patrick Schärer?

Keystone

Per Ende Januar wird der jetzige Verwaltungsleiter Patrick Schärer die Stadt Baden verlassen. Er hinterlässt 19 Abteilungen und eine Stelle, deren Notwendigkeit und Ausgestaltung umstritten ist.

In einem dringlichen Postulat verlangten Mark Füllemann (FDP) und die Mitunterzeichner Peter Conrad (CVP) und Daniel Glanzmann (SVP) vom Stadtrat eine Überprüfung von Führungsspanne, Stelle und Funktion des Verwaltungsleiters.

Die Suche eines Nachfolgers sei zu sistieren, bis die Überprüfung abgeschlossen sei. Der Stadtrat hat dies anders gesehen: Die Stelle wird gemäss der jetzigen Rolle des Verwaltungsleiters ausgeschrieben und zwar so rasch als möglich. Der Einwohnerrat hat das Postulat allerdings nicht als erledigt abgeschrieben.

Mehrere Zweifel aufgeführt

Der Verwaltungsleiter als oberster Angestellter müsste laut Füllemann im Aufsichtsbereich des Einwohnerrates sein, sonst könnten politische Entscheide dem Einwohnerrat vorenthalten werden. Füllemann verlangte zudem, dass die Stellung des Finanzchefs aufgewertet werde. «Im Zentrum stehen derzeit die Finanzen, doch der Finanzleiter hat kein Weisungsrecht», gab er zu bedenken. Somit sei keine vernünftige Finanzplanung möglich.

Füllemann führte auch das Rekrutierungsproblem an: «Für diese Stelle wird sich doch nur eine zweite Garnitur melden», befürchtet der FDP-Einwohnerrat. Grund: Wegen der Vorkommnisse um den Stadtammann würden sich die guten Leute nicht melden, «weil sie nicht unter diesem Stadtammann arbeiten wollen».

Martin Groves (SP) wurde den Eindruck nicht los, dass hier alles schlechtgeredet werde. «Bei diesem Aktivismus von bürgerlicher Seite frage ich mich, warum dieser in den vergangenen Jahren so gefehlt hat», fügt Groves spitz an. Der SP-Einwohnerrat fragte sich, ob es hier um die Sache, die Verwaltung oder etwa nur um den Stadtammann gehe. Er warnte vor einer Hauruck-Übung. Denn damit würden Stadtrat und Verwaltung nur geschwächt.

Laut Stefan Häusermann (Grüne) habe der Stadtrat eine «zielgerichtete Strukturreform» angepackt. «Jetzt will dieses Postulat das Gegenteil. Doch die Angst vor Machtverlust des Einwohnerrates ist unbegründet», sagte Häusermann. «Nur wer Zeit und Geld verlieren will, stimmt diesem Postulat zu», fügte er an.

Politische Entscheide beim Stadtrat

Stadtammann Geri Müller hielt fest, dass es Aufgabe des Stadtrates sei, darauf zu achten, ob die Verwaltung ihre Aufträge erfülle. Der Verwaltungsleiter habe dabei die Aufgabe, zu koordinieren. Patrick Schärer habe dies glänzend gemacht. Doch dies sei kein politischer Job. Die Diskussionen über Investitionen seien politisch und würden darum im Stadtrat geführt.

Das Projektportfolio diene künftig dazu, die Kontrolle betreffend der Priorisierung von Projekten zu führen. «Heute ist das nicht so einfach wie früher, als noch viel Geld in die Kasse gespült worden ist», erklärt Müller.

«Der Stadt geht es nicht grauenhaft schlecht, aber wir müssen reagieren», so Müller. Der Stadtrat habe schnell reagiert. Das vom Einwohnerrat verlangte Null-Prozent-Wachstum bei der Produkterechnung der Abteilungen sei keine einfache Aufgabe. «Doch wir sind dran.»

Interimistisch wird der Stadtammann die Verwaltungsabteilungen führen. «Ich werde bei der Stellvertretung vom Stab unterstützt», sagt Müller.

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