Die Hydrior AG muss eine neue Abladeeinrichtung bauen. Bisher erhielt sie die in Basel produzierte Chlorsulfonsäure mit einem Zisternenwagen per Bahn. Doch in Zukunft wird die SBB Cargo den Bedienpunkt in Wettingen nicht mehr anfahren
Rund 12 Zisternenwagen mit 15 bis 20 Tonnen (t) Chlorsulfonsäure erhält das Unternehmen pro Jahr. Künftig wird die Hydrior AG mit Tanklastwagen beliefert und um diese zu entladen wird die neue Anlage gebaut. Wie bisher wird die Säure im speziell erstellten Sicherheitstank gelagert. Die 1946 in Bodio gegründete Hydrior AG befindet sich seit 60 Jahren in Wettingen. Sie stellt Tenside her, die von anderen Unternehmen zu Reinigungsmitteln wie Shampoo weiter verarbeitet werden. Hydrior ist die einzige Firma in der Schweiz, die solche Produkte herstellt.
Verlad von Schrott und Altpapier
«Wir bleiben ein Bedienpunkt, der SBB», sagt Ruedi Stüssi, Geschäftsführer der Ferro AG. Das Recyclingunternehmen versendet pro Jahr gegen 12000 t Schrott. Der gesamte Umlad erfolgt in der grossen Halle beim ehemaligen Bahnhof Baden Oberstadt. «Müssten wir den Schrott künftig mit Lastwagen abtransportieren, gäbe es beträchtlichen Mehrverkehr», sagt Stüssi. Ein Lastwagen kann zirka 20 t laden. Bei Ferro wird auch das in Baden gesammelte Altpapier auf Bahnwagen verladen. «Das macht 3 bis 4 Güterwagen pro Monat aus.» Die Firma habe sich schon mehrfach nach einem neuen Standort umgesehen. «Das Interesse der Gemeindebehörden an einem Recycling Betrieb ist aber sehr gering», sagt Stüssi. Eine der Bedingungen für den neuen Standort, er muss über einen Bahnanschluss verfügen.
Bahnanschluss in Regensdorf
«Für unseren Betrieb spielt der Verlust des Bedienpunktes keine Rolle», sagt René Buchli, Geschäftsleiter Debrunner Acifer beim Bahnhof Wettingen. Schon heute habe der Bahnanschluss praktisch keine Bedeutung mehr. Deshalb werde es auch nicht zu mehr Lastwagenfahren kommen. Die grossen Komponenten des Stahlhändlers werden im Betrieb Regensdorf bearbeitet: «Dort wird fast 100 Prozent mit der Bahn geliefert.» Trotzdem bedauert er den Verlust des Bedienpunktes: «Es ist für das Grundstück ein Wertverlust, wenn der Bahnanschluss nicht mehr besteht.» Die Gleise werden bis auf weiteres im Boden bleiben. «Unser Standort Wettingen ist nicht gefährdet», sagt Buchli.
Bahnratte für die Zuckerrüben
«Wir haben keine Informationen zu unserer Verladestelle Wettingen erhalten», sagt der Otelfinger Bauer Hans Schlatter. Er organisiert jeweils den Zuckerrübenverlad für die Bauern von Boppelsen, Otelfingen, Wettingen und Würenlos. «In diesem Jahr haben wir an den 3 Tagen rund 3000 t Zuckerrüben verladen.» Dazu wird extra ein Gerät, umgangssprachlich Bahnratte genannt, aufgestellt. Mit diesem werden die Zuckerrüben von den Anhängern der Bauern auf die Bahnwagen verladen. Mit diesen werden die Rüben zur Weiterverarbeitung in die Zuckerfabriken transportiert. Im gesamten Furttal werden jährlich rund 10000t Zuckerrüben geerntet. Der grösste Teil davon wird in Regensdorf verladen.