Wettingen
Circus Royal: Tierschützer empören sich über die Löwen

Der bekannte Zirkus ist zu Gast auf der Zirkuswiese in Wettingen. Mit dabei hat er sieben Löwen. An seiner Hauptattraktion erfreuen sich Tierschützer überhaupt nicht, sie kritisieren die Haltung und den Einsatz der Löwen scharf. Der Zirkusdirektor sieht das natürlich anders.

Dana Liechti
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Ab diesem Freitag gastiert der Circus Royal auf der Zirkuswiese in Wettingen. Mit dabei hat er diesmal sieben Löwen, darunter zwei weisse. Sie gehören zu der Löwenfamilie des für seine Shows ausgezeichneten Dompteurs Martin Lacey junior. Die Löwen-Show wird von Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten kritisiert.
Nachdem seit 2004 keine Grosskatzen mehr in Schweizer Zirkussen aufgetreten sind und der Circus Knie, der als Vorzeigezirkus fungiert, bekannt gegeben hat, dass er die Elefantenshow endgültig aus dem Programm nimmt, sei dies jetzt ein herber Rückschlag für Tierschützer, so Julie Stillhart, Länderchefin Vier Pfoten Schweiz. «Die Haltungsbedingungen in einem Zirkus werden diesen sensiblen Tiere nicht gerecht», sagt sie.
Nicht domestizierte Tiere wie Löwen würden oft mit fragwürdigen Trainingsmethoden trainiert, damit sie solche Kunststücke vorführen würden. Auch wenn sie seit Generationen in menschlicher Obhut leben: «Die Haltung und Dressur der Tiere ist nicht artgemäss», sagt Stillhart: Das Reisen, der Applaus in der Manege und das Training, all das gehöre nicht zum normalen Leben einer Grosskatze.

Die Löwen des Circus Royal tigern in Baden druchs Aussengehege.
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Die Löwen des Circus Royal tigern in Baden druchs Aussengehege.

Chris Iseli

Der Zirkusdirektor vom Circus Royal, Oliver Skreining, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Er sagt: «Artgerecht kann man ein Tier gar nicht halten – gar keines. Man kann ihm höchstens ein würdiges Leben bieten.» Und das täten sie. «Wir tun alles, was wir für die Tiere machen können.» Zudem sagt er: «Die ganze Kritik ist sehr dumm und parolenhaft, die hoffen, dass jemand darauf anspringt. Diese Tierschützer würden am liebsten alle Beziehungen zu Tieren verhindern.» Oliver Skreining steht ganz klar hinter der Löwennummer.

Zudem sagt er: «Grosskatzen möchten gefordert werden.»
Dies unterstützt Julie Stillhart nicht. «Das Argument, dass die Tiere Spass am Zirkusleben haben, stimmt nicht», sagt sie. Oft entstünden Verhaltensstörungen bei den Grosskatzen: «Alarmierende Anzeichen, dass es ihnen nicht gut geht und sie nicht genügend respektive falsch beschäftigt werden, sind zum Beispiel das Herumlaufen im Kreis, oder das Auf- und Abgehen der immerselben Strecke.»
Oliver Skreining sagt jedoch, dass es Zirkustiere gegenüber Zootieren schön hätten: «Sie leiden nie unter Langeweile, erleben an jedem neuen Ort eine völlig neue Geräusch- und Geruchskulisse.» Zudem habe es an der Uni Münster für diese Löwengruppe einen Test gegeben, bei dem mittels Speichelproben Stresshormone geprüft worden seien.
Dabei konnte weder vor oder nach dem Auftritt, noch beim Transport Stress nachgewiesen werden.» Trotz allem sagt Julie Stillhart von Vier Pfoten, dass sich der Zirkus der Kontroverse bewusst sei. Darum erkläre sich vor der Löwen-Show beim Publikum, indem er behaupte, Tierprogramme seien Kulturgut. «Dass er sich auch ungefragt rechtfertigt, zeigt uns, dass etwas nicht stimmen kann.»
Zirkusdirektor Skreining sieht das aber anders: «Wir erklären den Zuschauern vor der Show, wie die Situation mit den Zirkuslöwen ist. Wir haben eine Art Verantwortung, über die Tiere aufzuklären.» Julie Stillhart sieht keinen Grund für ein Programm mit Löwen: «Wir verstehen, dass die Zirkuswelt harzig ist und sie sich immer neu erfinden muss.
Aber es gibt so viele andere Wege, Menschen zu unterhalten – es braucht keine Wildtiere in der Manege.» Und der Circus Royal überzeugt wirklich nicht nur mit Löwen, sondern auch mit talentierten Akrobaten und einer «temperamentvollen und temporeichen Vorstellung.» Betreffend der Löwen sagt Zirkusdirektor Skreining: «Es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Tiere im Zirkus sehen will.»