Baden
Cordula-Passage beim Schulhausplatz erhält offene Bühne – vorerst wenigstens

Die neue Fussgängerpassage in Baden lockt bald mit Kultur. Künstler Kari Amsler präsentiert eine spezielle Idee.

Claudia Laube und Martin Rupf
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Der Badener Künstler Kari Amsler freut sich darauf, dass bei der Cordulapassage eine offene Bühne entstehen soll.

Der Badener Künstler Kari Amsler freut sich darauf, dass bei der Cordulapassage eine offene Bühne entstehen soll.

Alex Spichale

Vergangenes Wochenende verwandelte sich die Cordulapassage bei der feierlichen Eröffnung des neuen Schulhausplatzes in eine Open-Air-Bühne. Lokale Musiker wie Adi Stern, Hendrix Ackle oder Frank Powers und die Badener Band Al Pride sorgten für Stimmung wie an einem Rockkonzert. «Schade, dass die Bühne hier wieder verschwindet», gab eine Festbesucherin zu Protokoll. «Sie könnte ruhig permanent hierbleiben und würde Baden als lebensfrohe Stadt gut anstehen.»

Ihr Wunsch dürfte bald in Erfüllung gehen. Laut Auskunft von Stadtrat und Kulturvorsteher Erich Obrist (parteilos) soll es bald eine offene Bühne bei der Cordulapassage geben. «Hier darf jedermann, Künstler aber auch Amateure, seine Darbietungen zum Besten geben, ohne vorher eine Bewilligung einholen zu müssen», sagt Obrist. Und: «Die Auftritte sollen kultureller Natur sein, also keine politischen oder religiösen Gesinnungen verbreiten.»

Die Idee einer offenen Bühne wurde angeregt, nachdem der Strassenmusiker Frank Powers, der wegen verbotenen Musizierens in der SBB-Bahnhofunterführung zweimal eine Anzeige kassierte. Er wünschte sich einen Ort, an dem Strassenmusiker ohne grosse Auflagen spielen dürfen. Kurz darauf gelangte Einwohnerrat Benjamin Steiner (Team Baden) mit einem Vorstoss an den Stadtrat, dieser solle prüfen, wo in Baden eine solche freie und unbürokratische Zone für künstlerische Darbietungen ermöglicht werden könnte. Es stellte sich heraus, dass die Cordulapassage besonders geeignet wäre: «Die Cordulapassage soll eine belebte Scharnierfunktion zwischen Altstadt und Vorstadt einnehmen, und da könnte eine offene Bühne einen wichtigen Beitrag leisten», sagte Obrist im März.

Kodex mit Verhaltensregeln

In mehreren Sitzungen hätten nun verschiedene städtische Abteilungen mit den Ladenmietern der Cordulapassage und der City Com, der Innenstadt-Vereinigung der Badener Detaillisten, die Möglichkeiten einer offenen Bühne ausgelotet, so Obrist. «Sie alle waren bereit, das Projekt zu unterstützen.» Es sei alles aufgegleist. «Auch einen Kodex mit Verhaltensregeln wurde ausgearbeitet», sagt Obrist. Deren Inhalt werde man bei der Eröffnung kommunizieren.

Wann genau die Bühne eröffnet wird, stehe noch nicht endgültig fest. «Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, um schon bald die Öffentlichkeit mit mehr Details bedienen zu können. Klar ist: Die Bühne kommt.» Gleichzeitig betont Obrist, dass es sich um ein Pilotprojekt handle. «Die offene Bühne soll laufend evaluiert werden.» Die Initianten würden sich regelmässig zusammensetzen. «Wir werden besprechen wie es bis dann gelaufen ist – was hat funktioniert und was nicht? Erst dann wird entschieden, ob und wie es weitergeht.»

Das dürfte auch dem pensionierten Badener Maler und Künstler Kari Amsler (83) gefallen. «Das ist eine Bereicherung für die Cordulapassage. Sie muss unbedingt aktiviert werden.» Doch damit nicht genug: Der stadtbekannte Künstler besuchte kürzlich die Redaktion und stellte seine Idee eines «Speaker’s Corner» vor, wie es ihn zum Beispiel im Hyde Park in London gibt. Dort teilen Menschen der Öffentlichkeit lautstark mit, was ihnen auf dem Herzen liegt. Das wünscht sich Amsler auch für Baden. Mit der offenen Bühne ist er nun ganz unverhofft seinem Traum einen Schritt näher gekommen: in der Öffentlichkeit Diskussionen anzuregen.

Heute spricht er beim Stadtturm

Kari Amsler sprudelt über vor Ideen, die möglich wären: «Die Leute könnten mitteilen, was ihnen spezifisch an Baden gefällt oder eben nicht. Man könnte aber auch Gesellschaftsthemen in Gedichte verpacken und vorlesen.» Ob Amsler je auf der Bühne Diskussionen anregen wird, wird sich zeigen. Bisher macht er es noch im kleinen Rahmen, auf dem Bänkli in der Nähe des Stadtturms, wie er erzählt. Dort führe er täglich gute Gespräche mit anderen Menschen und könne so den Puls der Stadt fühlen.

Der Künstler, der neben Eigenkreationen auch gerne prominente Maler wie Chagall oder Picasso imitiert, ist in Baden aufgewachsen, unten in der Halde, zusammen mit elf Geschwistern. Alle sind früher oder später aus Baden ausgeflogen: «Ich bin der Einzige, der hier geblieben ist», sagt er. Zu allem und jedem kommt ihm eine Anekdote in den Sinn, die er sich auch nie scheut, sie sofort zu erzählen: «Ich könnte ein Buch über Baden und die Menschen hier schreiben.» Deshalb ist er überzeugt: Amsler: «Die offene Bühne wird Baden guttun: Baden muss interessant bleiben!»