Corona
Trotz Lockerungen: Warum diese Badener Tanzschule den Sommer fürchtet

Die Bevölkerung atmet allmählich wieder auf. Doch für Tanzlehrerin Daniela Berger und Tanzlehrer Mischa Schneeberger könnte der grösste Brocken noch kommen.

Sharleen Wüest
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Daniela Berger und Mischa Schneeberger wünschen sich wieder eine belebte Tanzschule.

Daniela Berger und Mischa Schneeberger wünschen sich wieder eine belebte Tanzschule.

Foto: Alex Spichale

Eine kleine Gruppe Senioren tritt aus dem Badener Tanzcentrum. Sie unterhalten sich und wirken aufgestellt. Ansonsten sind die grossen Tanzsäle leer. Die coronabedingten Massnahmen sind einschränkend – sieben zusammenlebende Paare dürfen im Moment zur selben Zeit tanzen. Masken und Abstand gehören dabei zur Normalität.

«Wir hatten alle viel Energie», sagt Daniela Berger.

«Wir hatten alle viel Energie», sagt Daniela Berger.

Foto: Alex Spichale

Was Geschäftsleiterin Daniela Berger in den Anfängen als heilsame Zeit beschreiben würde, ist für die Tanzschule immer schwieriger geworden. «Natürlich war es schlimm, als wir die Schule im vergangenen Frühling schliessen mussten, aber wir hatten alle viel Energie», sagt sie. Es wurde geputzt und aufgeräumt – niemand konnte ahnen, wie lange sich die Situation noch ziehen würde. Um nicht komplett auf das Tanzen verzichten zu müssen, wurden Zoom-Lektionen durchgeführt. Diese fanden ein- bis zweimal pro Woche statt. «Klar wollten unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer lieber vor Ort tanzen, aber sie haben das Tanzen zu Hause als guten Ersatz geschätzt», sagt Mischa Schneeberger. Er leitet zusammen mit Daniela Berger und Ebi Baldt das Badener Tanzcentrum. An den Zoom-Lektionen haben jeweils 20 bis 30 Personen teilgenommen.

Die Maskenpflicht wirkt abschreckend

Nach einer Wiedereröffnung voller Motivation Mitte Juni folgten von Unsicherheit geprägte Monate. Massnahmen wurden eingeführt und das Zentrum erneut geschlossen. Bei der zweiten Schliessung hätten die Schwierigkeiten überwogen: «Jetzt zieht sich das Ganze wahnsinnig in die Länge», sagt Berger. Davon lässt sich die Tanzlehrerin nicht abhalten. Die Schule bietet nun seit einigen Wochen Kurse im Freien an. Zwei Salsa-Klassen schwingen das Tanzbein auf dem Trafoplatz. Die Teilnehmenden sind begeistert, sagen die beiden.

Eigentlich wären mehr solche Kurse geplant gewesen, doch die anderen kamen nicht zu Stande. «Die Maskenpflicht schreckt viele Personen ab», sagt Schneeberger und ergänzt: «Die Menschen sind allgemein vorsichtiger.» Die Outdoorklassen sind aufwendig und aufgrund der Ausgaben für Personal, Bewilligung und Platzmiete nicht kostendeckend. Es überwiegt jedoch der Spass der Teilnehmenden. «Wir freuen uns über alles, was wir machen dürfen», sagt Berger. Vergangene Woche konnte nicht einmal der Regen die Gruppe vom Tanzen abhalten.

«Haben Angst, dass wir die Letzten sind, die von einer Öffnung profitieren»

«Wir müssten planen», sagt Mischa Schneeberger.

«Wir müssten planen», sagt Mischa Schneeberger.

Foto: Alex Spichale

Man könnte meinen, das Schlimmste sei jetzt überstanden. In den meisten Branchen ist die Vorfreude auf weitere Lockerungen gross. Die Gesellschaft atmet allmählich wieder auf. Doch für das Badener Tanzcentrum könnte die schwierigste Zeit noch kommen: Der Sommer steht an. «Diese Jahreszeit ist auch in normalen Jahren eine Nebensaison für uns, aber jetzt ist es bedrohlich», sagt Berger mit Blick auf den Boden. In normalen Jahren können die fehlenden Einnahmen vom Sommer im Winter kompensiert werden – nicht dieses Jahr. Die Co-Leitung des Tanzcentrums wartet auf den kantonalen Entscheid bezüglich Härtefallhilfe. In der Zwischenzeit wird versucht, die Räumlichkeiten zu vermieten. Doch die hohen Säle eignen sich primär für das Tanzen.

Vor allem die Unsicherheit bezüglich des weiteren Vorgehens macht den beiden zu schaffen. «Uns sind die Hände gebunden. Wir müssten planen aber wissen nicht was und ab wann», sagt Schneeberger. Das Team würde gerne loslegen, an Lust fehlt es ihnen nicht, aber das ständige Umorganisieren sei schwierig. «Wir befürchten, dass wir die Letzten sind, die von einer Öffnung profitieren», sagt Berger. Grund dafür ist der Körperkontakt – ein Risiko zu Zeiten von Corona.

Berger und Schneeberger wünschen sich vor allem wieder ein belebtes Badener Tanzcentrum, wo Menschen miteinander tanzen und sich austauschen. Denn:

«Im Moment sind die Räume leer und etwas trostlos.»