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Die Gemeinde Wettingen soll die Elektromobilität fördern, ohne dafür Geld in die Hand nehmen zu müssen. Ein dafür geeignetes Finanzierungsmodell gibt es bereits in anderen Gemeinden.
Elektroautos gewinnen an Popularität. Auf dem Markt sind immer günstigere Modelle erhältlich. Und erst am Wochenende drehten zum ersten Mal Elektro-Rennautos ihre Runden am ersten Formel-E-Rennen in der Stadt Zürich. Zum 30-Jahr-Jubiläum der Fusion von BBC und ASEA zu ABB schenkt das Unternehmen der Stadt Zürich 30 öffentliche Schnellladestationen. So können Besitzer von Elektroautos kurz einkaufen, einen Kaffee trinken oder zur Post gehen und dabei ihr Elektroauto aufladen.
Das soll auch in Wettingen möglich werden. Elektroladestationen sollen die Elektromobilität in der Gemeinde fördern – und zwar ohne das Gemeindebudget zu belasten. Auf Parkplätzen im öffentlichen Raum wie etwa beim «Tägi», beim Rathaus und Zentrumsplatz oder am Bahnhof sollen solche Ladestandorte entstehen. In einem Vorstoss fordert Einwohnerrat Roland Michel (CVP) den Gemeinderat, eine entsprechende Verordnung zu erlassen.
Die Idee: Die Gemeinde soll einzig den Platz zur Verfügung stellen und aktiv auf Anbieter zugehen, die solche Ladestationen auf eigene Rechnung bauen und betreiben. «In Gemeinden wie Berikon, Holziken oder Unterkulm funktioniert dieses Modell», sagt Roland Michel und fügt an: «Dieses Modell funktioniert sogar in sehr ländlichen Gemeinden in der ganzen Deutschschweiz und ich frage mich, warum Wettingen als einwohnerstärkste Gemeinde im Bezirk, die zudem im aufstrebenden Limmattal liegt, dazu nicht in der Lage sein sollte.» In seinem Vorstoss nennt er etwa Alpiq, Energie360 oder Greenmotion als mögliche Anbieter, wobei das Elektrizitätswerk Wettingen (EWW) oder die AEW AG als aargauischer Stromproduzent einbezogen werden könnten.
Sein Anliegen begründet Roland Michel mit dem steigenden Anteil der Elektrofahrzeuge in der Schweiz. Zwar lag der Anteil an Elektrofahrzeuge hierzulande im vergangenen Jahr erst bei gut fünf Prozent. Gleichzeitig haben aber die Neuzulassungen für Elektro-Personenwagen um knapp 40 Prozent zugenommen und lagen bei 4929 Fahrzeugen. Auch aus Bundesbern kommen deutliche Signale: So sollen bis in vier Jahren 15 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge Elektrofahrzeuge sein. So lautet das Ziel einer vom Bundesamt für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) ins Leben gerufenen Roadmap, welche in den kommenden Monaten ausgearbeitet wird.
«Nebst dem Erreichen der Klimaziele ergibt sich aus der Elektrifizierung des Individualverkehrs eine Reduktion der volkswirtschaftlichen Kosten durch die Minderung von Feinstaub- und Lärmemissionen», heisst es im Vorstoss. Dies verbessere zudem die Standortqualität, schreibt Michel, der bereits mit 26 Jahren eine Diplomarbeit über Elektrofahrzeuge verfasst hat, in seinem Vorstoss weiter.
Der Wettinger Gemeinderat will den Vorstoss an der kommenden Einwohnerratssitzung vom 21. Juni zwar entgegennehmen, allerdings nicht als Motion, sondern als Postulat. «Wir finden die Förderung von Elektromobilität grundsätzlich eine gute Sache», sagt Gemeinderat Martin Egloff (FDP), der für die Ressorts Energie und Hochbau zuständig ist. Der Gemeinderat wolle jedoch mehr Spielraum bei der Umsetzung des Anliegens haben.
Dieser Spielraum sei bei einer Motion nicht gegeben. «Deshalb wollen wir den Vorstoss als Postulat entgegennehmen.» Dem Gemeinderat gehe die Forderung, eine entsprechende Verordnung zu erlassen, zu weit. «Vielmehr kann der Gemeinderat den Bau von solchen Elektroladestationen unterstützen und bei der Suche nach geeigneten Standorten behilflich sein zum Beispiel beim Bahnhof, beim «Tägi» oder beim Rathaus», sagt Martin Egloff.