Therese Schneider spricht über die Gründe für ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat. Ihre Partei stellt an den Nachfolger hohe Anforderungen.
CVP-Sozialvorsteherin Therese Schneider (52) tritt per Ende Mai aus beruflichen Gründen aus dem Gemeinderat zurück. Vor etwas mehr als einem Jahr erst hatte sie noch für das Amt des Gemeindeammanns kandidiert, unterlag aber Dieter Martin (FDP). Verlor sie danach die Lust an der Politik? «Nein, auf keinen Fall. Die Nichtwahl war zwar eine persönliche Niederlage, aber ich habe keine Motivationsprobleme.»
Zu Beginn des Wahlkampfes habe sie ihre beruflichen Aktivitäten zurückgeschraubt und wäre bei einer Wahl sogar bereit gewesen, ihr Organisationsberatungs-Geschäft aufzugeben. «Nach der Wahlniederlage habe ich mich dazu entschlossen, den Fokus wieder ganz auf den Beruf zu legen. Vor mir liegen noch ein paar Berufsjahre, die ich optimal nutzen will. Neben Job und Familie auch weiterhin zeitintensive Politik auf hohem Niveau zu betreiben, wäre nicht mehr möglich», begründet die Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter ihren Entscheid.
Schneider war vor zehn Jahren als Quereinsteigerin ohne politische Erfahrung direkt in den Gemeinderat gewählt worden. Als grössten Erfolg wertet sie die Tatsache, dass der Einwohnerrat all ihre Anträge genehmigte. «Ich denke, ich habe es geschafft, das Ressort Soziales in der Gemeinde zu etablieren.» Ihren letzten grossen Abstimmungserfolg feierte sie 2014, als das Stimmvolk den 5,5 Millionen-Franken-Kredit für den Bau der Kindertagesstätte Goldiland genehmigte.
Bedeckt hält sich Schneider in der Frage zu ihrer Nachfolge. «Ich kann nur verraten, dass die Gespräche in der CVP im Gang sind.» CVP-Präsident Josef Sieber erklärt: «Wir wissen schon seit längerem vom bevorstehenden Rücktritt Therese Schneiders. Selbstverständlich sind wir sehr an der Verteidigung des Gemeinderatsitzes interessiert, noch steht aber nicht fest, welchen Kandidaten wir zur Wahl vorschlagen werden. Konkrete Interessenten gibt es noch keine.»
Das Anforderungsprofil sei sehr breit gesteckt. «Es gibt für solch ein intensives Amt nicht so viele Interessenten wie Sand am Meer. Darum ist auch keine Voraussetzung, dass sich erneut eine Frau zur Wahl stellt.» Linus Egger, CVP-Gemeinderat, ergänzt: «Als Nachfolgerin oder Nachfolger kommt nur ein Politiker infrage, der die Gemeinde, die politischen Abläufe sowie das Zusammenspiel zwischen Einwohnerrat und Gemeinderat gut kennt. Ausserdem müsste der Kandidat fähig und willens sein, das Ressort Soziales zu übernehmen, das als interessant, aber anspruchsvoll gilt.
Die Ortsparteien sind vom Rücktritt Therese Schneiders zum Teil überrascht worden – beispielsweise die SVP: «Wir haben am Wochenende vom Rücktritt Schneiders erfahren und darum parteiintern noch keine Gespräche geführt», sagt Vizepräsidentin und Grossrätin Annerose Morach. «Wenn in Obersiggenthal ein Gemeinderatssitz frei wird, hat die SVP generell immer Interesse, diesen zu besetzen. Darum würde ich zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls ausschliessen, dass wir den Sitz der CVP angreifen werden.» Das weitere Vorgehen zur Ersatzwahl werde die SVP an ihrer nächsten Vorstandssitzung beraten .