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Der Badener Stadtpfarrer spricht im Interview über seine eigenen Erfahrungen mit der Fastenzeit und erzählt, worin der tiefere Sinn des Fastens besteht.
Josef Stübi: Ich werde sicher heute und am Karfreitag gar nichts zu mir nehmen – vielleicht mit Ausnahme von etwas Wasser. Gut möglich, dass ich auch an weiteren Tagen bis zu Ostern konsequent faste. Generell ist die Fastenzeit für mich eine Zeit des Verzichts. Ich werde versuchen, mich da und dort in Abstinenz zu üben und zu verzichten. Das kann beim Trinken beginnen, indem ich zum Beispiel lieber einmal bewusst eine Tasse Tee statt ein Glas Wein trinke.
Das ist so und damit gut umzugehen, ist letztlich auch eine Herausforderung der Fastenzeit. Es geht darum, sich zurückzunehmen – auch vom Konsum. Ich erinnere mich noch gut, wie wir als Kinder während der 40 Tage keine Süssigkeiten wie zum Beispiel Schokolade gegessen haben. Umso grösser war dann die Freude an Ostern über die Köstlichkeiten. Und: Dank des Fastens habe ich vor einigen Jahren mit dem Rauchen praktisch aufgehört, indem ich während der Fastenzeit begonnen habe, mir das regelmässige Rauchen von Zigarren abzugewöhnen.
Fasten hat für mich ganz klar eine spirituelle Dimension. Es geht darum, dass wir unserer Endlichkeit bewusst werden. Deshalb wird am Gottesdienst von Aschermittwoch den Kirchengängern Asche aufs Haupt gestreut. Man soll sich durch das Fasten bewusst werden, dass der Weg auf dieser Welt irgendeinmal zu Ende geht, und dass es nach diesem Leben noch etwas anderes gibt.
Fasten macht die Sinne für manches offener, auch für spirituelle Aktivitäten. Man wird sprichwörtlich freier. Wenn man nicht vollgestopft ist, wird der Geist beweglicher. Man wird wachsamer und empfänglicher für neue Gedanken, Eindrücke und auch geistliche Erfahrungen.
Sagen wir es so: Ich fühle mich jeweils gut. Abgesehen davon: Studien haben nachweislich ergeben, dass Fasten für den Körper gesund ist und nach neuer Erkenntnis auch entzündungshemmend wirkt.