Stadtpfarrer von Baden
«Dank des Fastens habe ich praktisch mit dem Rauchen aufgehört»

Der Badener Stadtpfarrer spricht im Interview über seine eigenen Erfahrungen mit der Fastenzeit und erzählt, worin der tiefere Sinn des Fastens besteht.

Martin Rupf
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Seit 2008 ist Josef Stübi Pfarrer der katholischen Pfarrei Baden und Ennetbaden. Zuvor war er Pfarrer in Hochdorf LU und Windisch.

Seit 2008 ist Josef Stübi Pfarrer der katholischen Pfarrei Baden und Ennetbaden. Zuvor war er Pfarrer in Hochdorf LU und Windisch.

Samuel Schumacher

Herr Stadtpfarrer Stübi, heute ist Aschermittwoch und für Katholiken beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Wie begehen Sie persönlich die Fastenzeit?

Josef Stübi: Ich werde sicher heute und am Karfreitag gar nichts zu mir nehmen – vielleicht mit Ausnahme von etwas Wasser. Gut möglich, dass ich auch an weiteren Tagen bis zu Ostern konsequent faste. Generell ist die Fastenzeit für mich eine Zeit des Verzichts. Ich werde versuchen, mich da und dort in Abstinenz zu üben und zu verzichten. Das kann beim Trinken beginnen, indem ich zum Beispiel lieber einmal bewusst eine Tasse Tee statt ein Glas Wein trinke.

Überall lauern Verlockungen, da braucht es einen starken Willen.

Das ist so und damit gut umzugehen, ist letztlich auch eine Herausforderung der Fastenzeit. Es geht darum, sich zurückzunehmen – auch vom Konsum. Ich erinnere mich noch gut, wie wir als Kinder während der 40 Tage keine Süssigkeiten wie zum Beispiel Schokolade gegessen haben. Umso grösser war dann die Freude an Ostern über die Köstlichkeiten. Und: Dank des Fastens habe ich vor einigen Jahren mit dem Rauchen praktisch aufgehört, indem ich während der Fastenzeit begonnen habe, mir das regelmässige Rauchen von Zigarren abzugewöhnen.

Was ist für Sie der tiefere Sinn des Fastens?

Fasten hat für mich ganz klar eine spirituelle Dimension. Es geht darum, dass wir unserer Endlichkeit bewusst werden. Deshalb wird am Gottesdienst von Aschermittwoch den Kirchengängern Asche aufs Haupt gestreut. Man soll sich durch das Fasten bewusst werden, dass der Weg auf dieser Welt irgendeinmal zu Ende geht, und dass es nach diesem Leben noch etwas anderes gibt.

Und das fällt einem leichter mit einem leeren Magen?

Fasten macht die Sinne für manches offener, auch für spirituelle Aktivitäten. Man wird sprichwörtlich freier. Wenn man nicht vollgestopft ist, wird der Geist beweglicher. Man wird wachsamer und empfänglicher für neue Gedanken, Eindrücke und auch geistliche Erfahrungen.

Sind Sie froh, wenn die Fastenzeit jeweils vorbei ist?

Sagen wir es so: Ich fühle mich jeweils gut. Abgesehen davon: Studien haben nachweislich ergeben, dass Fasten für den Körper gesund ist und nach neuer Erkenntnis auch entzündungshemmend wirkt.