Die Badener Umweltwochen zeigen mit verschiedenen Anlässen und Aktivitäten, wo in der Stadt Platz für Wildnis ist und wieso dass es noch mehr davon geben sollte.
Der steile Hang oberhalb des Badener Tränenbrünneli ist ein Vorzeigebeispiel für die Arbeit der Stadtökologie Baden. Die Wiese wird nur noch einmal im Jahr gemäht, hier wachsen Kräuter sowie seltene Obstbäume, die Steinmauern bieten Eidechsen und Schlangen Unterschlupf. «Biodiversität in der Stadt wird unterschätzt», sagt Stadtökologin Pascale Contesse. Eine grosse Artenvielfalt ist nicht nur für die Natur, sondern auch für die Stadtbewohner von Vorteil. «Natürliche Grünzonen sehen gut aus, funktionieren als Lunge der Stadt und bieten Raum für Erholung».
Die diesjährigen Umweltwochen der Stadtökologie widmen sich deshalb dem Thema der urbanen Wildnis. Noch bis zum 20. September finden verschiedene Anlässe statt, an denen die Besucher mehr über verschiedenste Arten von Natur in der Stadt erfahren oder gleich selbst Hand anlegen können. In den Workshops und Führungen lernen die Teilnehmer, wie man eine Trockenmauer errichtet oder wie ein Naturgarten funktioniert. Wer die wilden Pflanzen lieber auf dem Teller statt im Garten hat, kommt im «Roten Turm» auf seine Kosten, dort können sich die Gäste vom Geschmack einheimischer Wildkräuter und Blumen überraschen lassen. Auch die Tierwelt kommt nicht zu kurz, die Umweltwochen laden ein zu abendlichen Fledermausbeobachtungen und zum Bauen von Häusern für Spatzen. Eine andere Führung lockt die Besucher mit Netz und Lupe in den Stadtbach, um alles, was dort kreucht und fleucht, aus der Nähe zu betrachten. Diese Führung dürfte besonders – aber nicht nur – für Kinder sehr interessant sein.
Bei einem Wettbewerb gibt es den Einsatz eines Presslufthammers zu gewinnen: Wer auf seinem Grundstück eine Asphaltfläche loswerden möchte, kann ein Foto derselben mit einer Idee für die Umnutzung einschicken, der beste Vorschlag für mehr Natur wird realisiert.
Die Umweltwochen sind dieses Jahr ein Teil des zweijährigen Projekts «Natur findet Stadt». Im Rahmen dieses Projekts werden verschiedene Grünflächen in der Stadt neu- oder umgestaltet, sodass sie zum Lebensraum für einheimische Pflanzen oder Tiere werden. So werden verschiedene kleinere und grössere Rasenflächen auf Stadtgebiet in Zukunft nur noch einmal im Jahr gemäht, Grünflächen mit Sträuchern, Ast- und Steinhaufen aufgewertet. «Diese Aufwertung ist nicht nur gut für die Biodiversität, sondern auch für das Portemonnaie, da der Aufwand für die Pflege viel geringer wird», sagt Contesse. Die natürlicheren Grünflächen werden aber nicht sich selbst überlassen. «Wir lassen der Natur mehr Spielraum, greifen aber auch ein, sonst hätten wir an diesen Stellen bald einen Wald», sagt Contesse.
Die Stadtökologin betont auch den Wert von Pflanzen, die im Volksmund gern als Unkraut bezeichnet werden: «Unkraut wird generell viel zu schnell verurteilt. Dabei dienen diese Pflanzen beispielsweise Wildbienen als Nahrung. Viele sehen durchaus auch schön aus, bis jetzt passten sie einfach nicht in das menschliche Verständnis von Ordnung im Garten.» Mit den Aktionen der Umweltwochen solle das Bewusstsein der Menschen für eine natürlichere Grünflächengestaltung, zu der jeder im eigenen Garten oder auch auf dem Balkon einen Beitrag leisten kann, gefördert werden.
Das ganze Programm der Umweltwochen finden Sie hier.