Es gibt nur ein Thema auf dem Pausenplatz der Kantonsschule Baden: Die Gerüchte, die SVP-Grossrat Andreas Glarner verbreitete. Die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Baden sind empört über die Anschuldigungen. Die Aufregung ist gross.
«Diese Schülerin da, die ist billig zu haben!», ruft ein Schüler und lacht. Die Kolleginnen wehren sich und ärgern sich über die von Glarner gemachten Aussagen. Als «unwahr» und «falsch» bezeichnen sie den Vorwurf, dass die Schule angeblich ein «Drogenmekka» sei, wo sich Schülerinnen prostituieren, um sich Luxuskleider zu kaufen.
Das wollen die Schülerinnen und Schüler der Kanti Baden nicht auf sich sitzen lassen: «Vielen Dank für diese Vorwürfe. Es ist erstaunlich, wie eine Schülerin der Kantonsschule Baden nichts von Prostitution hört, aber Sie, Herr Glarner, schon», schreibt Fatima auf «az online.» Ähnlich sieht es auch Victoria: «Ich bedanke mich herzlich dafür, dass Sie mich der Prostitution beschuldigt haben, und ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Sie Ihre nächste Wahl verlieren.»
«Extreme Minderheit»
Klipp und klar drückt es auch Francesca Troietta aus: «Lieber Herr Glarner, ich bin schockiert und beelendet, was für ein Frauenbild Sie hier beschwören. Junge, schöne Frauen, die Freude an ihrem Aussehen und ihrer Bildung haben, aufgrund von reinen Vermutungen (oder doch eher Fantasien) zu Huren und luxussüchtigen Doofchen zu degradieren, ist eine frustrierte Denke aus den 50er-Jahren.» Und ein anonymer Kantonsschüler schreibt: «Guten Tag, ich bin Kiffer. Und ich besuche die Kantonsschule Baden. Wir Cannabis-Konsumenten stellen hier an der Schule eine extreme Minderheit dar.»
Facebookgruppen schon aktiv
Doch die Schülerschaft wehrt sich nicht nur mit Kommentaren: Die Facebookgruppe «Drogenmekka» mit einer Map, auf der die Kanti Baden markiert ist, wurde gestern gegründet. Wie auch die Facebookgruppe «Gegen Rufmord der Kanti Baden». Diese fordert die sofortige Rücknahme der Vorwürfe durch Glarner, eine Entschuldigung sowie eine Wiedergutmachung. Auf der Site ist auch ein Statement von Rektor Stauffacher an die Schülerschaft. Er schreibt zum Schluss: «Wir alle haben das nicht verdient.»
Trotz der ganzen Aufregung beginnen nächste Woche die Maturprüfungen.