Die Hoteliers verzeichnen bei den Übernachtungen im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Plus von über neun Prozent.
Bereits im vergangenen Jahr sind sie massiv angestiegen. Nun führen sie die Bergfahrt fort: Die Rede ist von den Logiernächten der Badener Hotels. Von Januar bis September wurden 5782 Übernachtungen mehr gezählt als noch in der Vorjahresperiode, ein Plus von rund 9 Prozent. Das geht aus den neusten Zahlen hervor, die das Bundesamt für Statistik vor kurzem publiziert hat. Und es sieht ganz danach aus, als könnte Ende Jahr gar die Grenze von 90 000 Logiernächten geknackt werden – ein Wert, der seit Jahren nicht mehr erreicht wurde.
«Diese Entwicklung ist sehr positiv», sagt Thomas Lütolf, Leiter Standortmarketing. Man sei auch positiv überrascht, zumal die Logiernächte 2015 gegenüber dem Vorjahr bereits angestiegen sind – um 25 Prozent. «Wir hätten nicht gedacht, dass erneut ein grosser Sprung nach vorne möglich ist.» Zwar sei man weit entfernt von den hohen Logiernachtzahlen der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als die Bäder blühten, dennoch sei die Erkenntnis für die Hoteliers wertvoll, dass sie gemeinsam auf dem richtigen Weg sind, sagt Lütolf.
Den Hauptgrund für den Anstieg sieht Thomas Lütolf im Business-Geschäft. Viele Gäste würden die Stadt wegen der internationalen Firmen wie ABB, Axpo, Ansaldo und General Electric besuchen. «Das Bedürfnis, möglichst nah am Arbeitsplatz oder am Tagungsort zu nächtigen, ist sehr gross», sagt er. Patrik Erne, Co-Direktor des Atrium-Hotels Blume, fügt als Grund auch den Verkauf von Alstom an General Electric an. «Jetzt haben wir in Baden drei Divisionen von GE ansässig.»
Das habe dazu geführt, dass viele Gäste aus den USA anreisen, während im Jahr vor dem Verkauf die Reisetätigkeit der Mitarbeitenden praktisch auf null reduziert gewesen sei. «Die Übernachtungen von Sonntag auf Montag sind stark gestiegen», sagt Erne und fügt an: «Zuvor war sie die schlechteste Nacht der Woche.» Lorenz Diebold, Direktor vom Hotel Limmathof Baden, bestätigt dies und ist darob positiv überrascht: «Wir befürchteten, dass sich der Verkauf von Alstom negativ auswirken würde.» Doch nun sei das Gegenteil eingetroffen. Auch im Hotel Du Parc kehren nun vermehrt Leute aus dem Management von GE ein.
Patrik Erne von der «Blume» ist mit dem laufenden Jahr «sehr zufrieden». Hotel, Bankett sowie Seminar hätten sich sehr gut entwickelt. Auch der «Limmathof» stimmt in die Euphorie ein: Im Vergleich zur Vorjahresperiode seien die Übernachtungen um rund 5 Prozent gestiegen, sagt Direktor Lorenz Diebold. Dies sei erfreulich, zumal die starken Monate, in denen Wellness-Wochenenden im Vordergrund stehen, erst noch anstehen.
Du-Parc-Direktor Alexander Fischer ist mit den Logiernachtzahlen ebenfalls «sehr zufrieden». Das 4-Sterne-Hotel verzeichnet vor allem einen Anstieg bei den internationalen Gästen. «Dazu zählen nicht nur Business-Gäste, sondern auch Touristen aus dem asiatischen Raum», sagt Fischer. Das Trafo-Hotel, das Ende 2014 eröffnet hat, legt konkrete Zahlen vor: Von Januar bis September sind die Übernachtungen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3500 auf 17 000 gestiegen.
«Auch wenn wir erst im zweiten Betriebsjahr sind und keine weiteren Vergleichszahlen haben, sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden», sagt Mediensprecherin Martina Maier. Die Logiernachtzahlen des Blue City Hotels, das wie das «Trafo» der Blue Management GmbH gehört, seien auch erfreulich.
Es gibt aber Branchenvertreter, welche die derzeitige Situation als herausfordernd bezeichnen. Zum einen, weil ein neuer Mitbewerber in den lokalen Markt eingestiegen ist, zum anderen aufgrund von verschiedenen Faktoren wie Wechselkurse, verändertes Reiseverhalten von Business-Gästen, Online-Buchungsplattformen oder Airbnb.
Hat der Gästezuwachs der letzten Jahre auch einen Preiskampf ausgelöst? Martina Maier vom «Trafo» und «Blue City» verneint: «Unsere Preispolitik orientiert sich zwar am Angebot in Baden, doch sie ist sehr standfest.» Preisschwankungen gäbe es vor allem an den Tagen, in denen die Auslastung tiefer als sonst liegt. «Blume»-Co-Direktor Erne fügt an, dass die Preise in der heutigen Zeit sehr transparent seien und «der Gast kann super vergleichen, was für ihn passend ist».
Für die Hotellerie zeichnen sich künftig einige Veränderungen ab, beispielsweise mit dem Bau des Botta-Bads. Patrik Erne sagt, dass man eine Belebung des Bäderquartiers erwarte, die Bauphase jedoch eine grosse Herausforderung für alle darstellen werde. Thomas Lütolf erwähnt auch den Bau neuer Hotels in Stadtnähe, so das Aparthotel Baden in Dättwil. «Weil dessen Positionierung für die Destination Baden komplementär ist, gehen wir davon aus, dass es das bestehende Angebot ergänzen und nicht konkurrenzieren wird.»