Baden
Das Buch wird so schnell nicht verschwinden

Oft wurde Büchern ihr Untergang vorhergesagt. Wieso unter anderem das Arbeiten am Computer die Bücher vor dem Aussterben bewahren soll. Zwei Buchhändler wissen es.

Anja Zingg
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Buchhändler in Baden

Buchhändler in Baden

Christine Siegrist, Bücher Doppler «Unsere Kunden hängen immer noch sehr stark am gedruckten Wort.»

Christine Siegrist, Bücher Doppler «Unsere Kunden hängen immer noch sehr stark am gedruckten Wort.»

Eine Gesellschaft ohne das gedruckte Wort. Seit Jahren wird von diesem Zukunftsszenario gesprochen. Aber: Noch immer wird gelesen. Und an der Frankfurter Buchmesse, die am Sonntag zu Ende ging, kam sogar mehr Lesepublikum als in den Jahren zuvor . In Baden stehen zwei traditionsreiche Buchläden: An der Badstrasse gibt es seit 1885 den Bücher Doppler. Die Buchhandlung Librium wurde vor fast 40 Jahren in Baden gegründet. Seit vier Jahren ist sie am Theaterplatz. Wie steht es um die Lesefreudigkeit der Badener?

Bei Bücher Doppler läuft es ein wenig verhalten, wie Geschäftsführerin Christine Siegrist mitteilt. Grund zur Sorge sei das keine, es gebe mehrere Gründe dafür: «Bei so gutem Wetter werden weniger Bücher verkauft. Ausserdem ist bei uns während den Herbstferien meistens wenig los.» Laurin Jäggi, Mitinhaber des Librium, ist mit der aktuellen Situation zufrieden: «Es gab Zeiten, die um einiges schwieriger waren für uns. Zum Beispiel als 2015 der Euro-Mindestkurs aufgehoben wurde. Im Vergleich dazu geht es uns heute nicht schlecht.» Und Bücher werden nicht nur gekauft, sondern auch ausgeliehen. In der Stadtbibliothek Baden zieht man eine positive Bilanz: «Die Ausleihzahlen wachsen zwischen zwei und vier Prozent pro Jahr», sagt die Kommunikationsverantwortliche Diethilde Stein.

Eltern wollen, dass Kinder lesen

Ein klares Trend-Genre bei den Büchern ist nicht erkennbar. Kinderbücher werden sowohl im Doppler als auch im Librium gut verkauft. «Den Eltern ist es wichtig, dass die Kinder lesen und mit Büchern in Kontakt kommen, das merkt man», sagt Siegrist. Für Jäggi zeigt es auch den Versuch, den Kinder die analoge Welt näherzubringen: «Es gibt kaum Eltern, die glücklich sind, wenn ihre Kinder den ganzen Tag auf ein Display starren. Ein Buch ist eine gute Alternative dazu.»

Aber nicht nur für die Kinder ist es eine gute Alternative: «Viele Erwachsene arbeiten am Computer, sind acht Stunden am Tag vor einem Bildschirm. Für viele ist deshalb das Buch als Wissensvermittlungsform nach wie vor wichtig.» Und dass auch Jugendliche immer noch lesen, zeigt die Stadtbibliothek: Die Jugendliteratur steht bei den Bibliotheksnutzern hoch im Kurs.

Und in Zukunft? Im Bücher Doppler ändert sich nicht viel: «Unsere Kunden hängen immer noch stark am gedruckten Wort. Wir sind überzeugt, dass das auch in Zukunft so sein wird.» Kleinere Projekte stehen an, so stellt Doppler am nächsten Dienstag Neuerscheinungen vor.

Für Stein jedoch ist klar: «Die digitalen Medien erleben bei uns den stärksten Zuwachs. Es ist eine Verschiebung im Leseverhalten erkennbar, die anhalten wird. Darauf wollen wir uns vorbereiten.» Jäggi hält am Buch als analoges Medium fest: «Es wurde schon oft gesagt, dass das Buch wegen den neuen Technologien verschwinden wird. Ich glaube, dass Bücher bleiben. Was man nicht vergessen darf: Viele Branchen wurden von der Digitalisierung viel härter getroffen, als die Buchbranche. Die Musikbranche, wie es sie früher gab, ist quasi inexistent. Und auch die Filmbranche hat zu kämpfen. Im Vergleich dazu geht es der Buchbranche recht gut.»