Bergdietikon
Das Gemeindehaus verwandelt sich zum letzten Mal in eine Galerie

32 Jahre wurden auf der Verwaltung Kunst ausgestellt. Diese Ära endet nun.

Jefimija Djukic
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Urs Spörri vor seinem Lieblingsgemälde der Künstlerin Elisa Sindico.

Urs Spörri vor seinem Lieblingsgemälde der Künstlerin Elisa Sindico.

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Die leeren weissen Wände seien langweilig, sagten die Verwaltungsangestellten, als das Gemeindehaus in Bergdietikon bezogen wurde. Das war vor 32 Jahren. Da hatte der damalige Vizeammann Werner Rodel, die Idee, dass man Bilder von Künstlern ausstellen könnte. Sie wurde von Urs Spörri mit Freude aufgenommen. Der damalige Gemeindeschreiber und spätere Gemeinderat hatte jedoch eine Bedingung: «Mir war wichtig, dass ich die Verantwortung für die Kunstausstellung im Alleingang und ohne Kommission übernehmen konnte». Er setzte sich bei den Behörden durch und eröffnete die erste Ausstellung mit Radierungen von Elfi Zeindler. Das Format «Kunst im Gemeindehaus» war geboren. Nun endet diese Geschichte. Heute Abend findet die letzte Vernissage zur 155. und letzten Ausstellung statt.

Für Spörri war das Organisieren der Kunstausstellungen ein willkommener Ausgleich zum doch eher trockenen Büroalltag. Zudem habe er dadurch viele Persönlichkeiten kennen gelernt. «Ich bin ein Liebhaber von Kultur, hatte aber zu Beginn der Anstellungstätigkeit keine vertieften Kenntnisse der Malerei. Rückblickend kann ich sagen, dass ich ein breites Spektrum an Kunstrichtungen bestaunen konnte», sagt Spörri.

Viele spannende Künstler

Am meisten schätzte Spörri, dass er die Künstler für seine Ausstellung selbst aussuchen durfte. «Ich wollte eine Plattform für junge Talente anbieten und sie so fördern. Viele waren aus der Region, vor allem aus Dietikon», sagt Spörri. Gerade wenn Künstler aus der Region ausstellten, sei der Besucherandrang hoch gewesen. Das weckte schon bald auch das Interesse bei internationalen Künstlern, beispielsweise solchen aus Deutschland und Frankreich. Sie wollten ihre Kunst ebenfalls in Bergdietikon ausstellen. «Davon hätte ich am Anfang nie zu träumen gewagt», sagt Spörri.

Als sein persönliches Highlight der letzten dreissig Jahre bezeichnet Spörri seine Freundschaft mit dem Künstler Kurt Ingendahl, einem ausgebildeten Bildhauer, der menschliche Körper und Tiere skulptierte und malte. Er hatte ihn an einer Party in Zürich kennen gelernt. Im Gespräch fand Spörri heraus, dass Ingendahl, der zu jener Zeit in Frankreich lebte, Gemeindebürger von Bergdietikon ist. «Er war ein grossartiger Künstler und überzeugte mit seinen authentischen Werken», sagt Spörri. Der plötzliche Tod von Ingendahl im Jahr 1982 sei ein sehr trauriges Ereignis für ihn gewesen. Er organisierte Jahre nach seinem Tod eine Gedenkausstellung für seinen Freund. «Das war ein riesen Erfolg, denn der Besucherandrang war sehr gross», sagt Spörri.

Eine besondere Geschichte verbindet ihn auch mit dem Sohn von Kurt Ingendahl, der in Amerika wohnhaft ist. Dieser reiste nach dem Tod seines Vaters mit seiner Freundin in dessen Heimatort nach Bergdietikon, um dort im damaligen Zivilstandsamt zu heiraten. Spörri führte die Trauung durch und übersetzte sie ins Englisch.

«Alles kommt zu einem Ende»

Bergdietikon spielt auch bei der letzten Ausstellung im Gemeindehaus eine wichtige Rolle. Gezeigt werden Bilder von Elisa Sindico, die aus der Gemeinde stammt. Ihr Stil zeichnet sich durch farbenfrohe Acryl-Gemälde aus, die meist mit Edelmetallen wie Kupfer, Bronze, Silber und Gold hervorgehoben werden. Auffallend an ihrer Malerei sind die Autos, meist von der Marke Fiat, die sie oft in Szene setzt. Sindicos Kunstwerke zeigen sich in harmonischen Farbverläufen und emotional starken Kompositionen. Neben Aycrylfarben verwendet sie verschiedene Mischtechniken wie Strukturgel, Gips und Spray. Sindico bezeichnet ihre Malerei denn auch als den Ausdruck ihres inneren Glückszustandes.

Für seine letzte Ausstellung wünscht sich Spörri einen würdigen Abschluss. «Ich gehe weder mit einem lachenden noch mit einem weinenden Auge. Es war für mich eine wunderbare Erfahrung, aber alles kommt mal zu einem Ende. Es soll aber kein trauriger Abschied werden», sagt Spörri.

Obwohl nun Schluss ist mit den Ausstellungen im Gemeindehaus, wird es Spörri nicht langweilig. «Ich arbeite an weiteren kulturellen Projekten», sagt Spörri. Er ist unter anderem Präsident der Kulturkommission sowie der Museumskommission, die zuständig für das Ortsmuseum in Bergdietikon ist. Zudem ist er auch im Vorstand des Stadtvereins in Dietikon tätig. Dieser gibt etwa das Neujahrsblatt raus und organisiert Stadtführungen.

Die Vernissage von Elisa Sindico findet heute um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Bergdietikon statt. Die Ausstellung dauert bis zum 21. April