Baden
Das Haus am Ländliweg wurde sogar in den USA ausgeschrieben: Die Luxusvilla des Spielemillionärs

Am Ländliweg in Baden weicht ein schützenswertes Haus einem Neubau – es war selbst in der «New York Times» inseriert.

Andreas Fahrländer
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Vom Ländliweg nicht einsehbar: Mit diesem Foto wurde die Villa letztes Jahr angepriesen.

Vom Ländliweg nicht einsehbar: Mit diesem Foto wurde die Villa letztes Jahr angepriesen.

zvg

Er ist eine der begehrtesten und nobelsten Wohnlagen der Stadt und der ganzen Region: Der Ländliweg in Baden. Wenn hier ein Haus den Besitzer wechselt, geht es um hohe Millionenbeträge. Das ist auch bei dem Baugesuch so, das jetzt öffentlich bei der städtischen Abteilung Planung und Bau aufliegt.

Der luxuriöse Bungalow am Ländliweg 9a war vor rund einem Jahr samt Umschwung zum Verkauf ausgeschrieben. Selbst in der «New York Times» warb die Zürcher Immobilienagentur Wüst und Wüst für das Haus.

Nun ist klar: Ein Käufer ist gefunden. Allerdings ist es kein Selfmademillionär aus Amerika – dafür einer vom Rohrdorferberg. Wie aus dem Baugesuch hervorgeht, ist der neue Besitzer Thomas Frey aus Remetschwil. Der 39-Jährige ist Kreativdirektor und Teilhaber der Firma Giants Software in Schlieren.

Vom Informatiker zum Erfolgsunternehmer

Gamedesigner Frey und seine Kollegen sind mit der Entwicklung von Landwirtschaftscomputerspielen («Farming Simulator») erfolgreiche Unternehmer geworden. Das Spiel wurde seit 2008 millionenfach verkauft. Frey ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, wurde Informatiker und hat in Zürich Game Design studiert. Das Baugesuch, das noch bis Ende März aufliegt, sieht nun den Abbruch der bestehenden Bungalow-Villa am Ländliweg vor.

Das Einfamilienhaus war 1954 von den Badener Architekten Bölsterli und Weidmann für den Autohändler Leoni gebaut worden, der die Badener Hautevolee einst mit luxuriösen Autos versorgte. Das Haus steht im ehemaligen Park der Villa Funk. In der Villa des BBC-Direktors Fritz Funk ist heute das Schweizer Kindermuseum daheim.

Der grosse Park über der Limmat wurde in den 1950er-Jahren parzelliert, damals wurden hier fünf neue Häuser gebaut. Was aus dem nun vorliegenden Bau- und Abbruchgesuch nicht hervorgeht: Der Bungalow von Bölsterli und Weidmann ist im Badener Inventar der schützenswerten Bauten eingetragen.

Das schlichte, pavillonartige Einfamilienhaus sei ein typischer Vertreter der Architektur der 1950er-Jahre, heisst es im Inventar. Es hat fünf Schlafzimmer, drei Badezimmer, einen grosszügigen Garten und eine Veranda über dem Limmatufer.

Acht Zimmer, ein grosser Garten und ein Hallenbad

«Es handelt sich um ein sehr spezielles Haus», sagte Immobilienunternehmerin Annelies Wüst vor einem Jahr zur AZ. «Speziell heisst aber nicht nur, dass ein Objekt einfach teuer oder luxuriös ist. Sondern, dass es eine grosse Liebhaberkomponente aufweist und wir den richtigen Käufer finden wollen.»

Zum Verkaufspreis – wie bei so teuren Häusern üblich nur «auf Anfrage» – machte Wüst keine Angaben. In der Stadt sprach man gerüchteweise von fünf Millionen Franken. Das wurde so nie bestätigt.

Mit Thomas Frey hat die Liegenschaft nun also einen Käufer gefunden, der wohl das Grundstück und seine Lage schätzt, aber dem alten Bungalow einen Neubau vorzieht. Kein Geheimnis sind die Kosten für das neue Haus mit acht Zimmern und 520 Quadratmetern Wohnfläche: 5,3 Millionen Franken sind es laut Baugesuch.

Der Entwurf des Badener Architekturbüros Endres ist wieder ein flacher Bungalowbau mit grosser Gartenanlage – und einer neuen, unterirdischen Schwimmhalle. Der Entwurf gleicht in seiner Ästhetik dem bestehenden Bau und dürfte sich damit auch sehr gut in das Quartier einfügen.

Darf man den Bungalow überhaupt abbrechen?

Trotzdem stellt sich die Frage, ob ein schützenswertes Gebäude aus dem städtischen Inventar einfach abgebrochen werden darf. «Ja», sagt Jarl Olesen, Leiter Planung und Bau bei der Stadt Baden. Für Inventarobjekte bestehe, anders als bei Denkmalschutzobjekten, kein Abbruchverbot. Da das Grundstück aber in der Villenzone liegt, muss der Neubau ein mindestens gleichwertiges Niveau wie der Vorgängerbau aufweisen, erklärt Olesen.

Die Stadtbildkommission habe bereits über das Projekt beraten. «Es ist sehr sorgfältig ausgearbeitet», sagt Jarl Olesen. Die Nachbarn wurden vom Bauherrn, den Architekten und dem Landschaftsarchitekten frühzeitig über den Neubau informiert. Ein Architekturmodell ist bei der Abteilung Planung und Bau im Roten Turm ausgestellt.