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Der geplante Bau des Pferdezentrums Bücklihof sorgt unter Freienwiler Einwohnern für Unmut. Vier Beschwerden sind gegen den Gestaltungsplan «Bücklihof 2017» eingegangen, die aktuell beim Kanton behandelt werden. Der Gestaltungsplan basiert auf der «Spezialzone Bücklihof», der die Freienwiler Bevölkerung 2013 mit grosser Mehrheit zugestimmt hatte.
Aufgrund der Einwendungen verzögert sich die Realisierung des Projekts, weshalb die Interessensgemeinschaft IG Bücklihof eine Fristverlängerung beantragte (die AZ berichtete). Diese liegt noch bis 15. April auf der Gemeinde auf. Die Fristverlängerung wird benötigt, weil in der «Spezialzone Bücklihof« festgehalten ist, dass wesentliche Teile des Pferdehofs innert sieben Jahren realisiert werden müssen; also bis spätestens 25. September 2020. Ansonsten würden wieder die früheren Bestimmungen der Landwirtschaftszone gelten.
Doch auch die Fristverlängerung wird wiederum für Einwendungen sorgen. Die Gegner des Projekts monieren, dass das Bauprojekt inzwischen einige Veränderungen erfahren habe, die nicht mehr mit dem ursprünglichen Projekt übereinstimmen würden, über das die Einwohner abgestimmt hätten.
Das sagt auch Alt-Gemeindeammann Eduard Laube, der hinter der privaten Initiative «Freienwil transparent» steht, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Freienwiler Bevölkerung über alle wichtigen Geschäfte der Gemeinde transparent zu informieren. Auf der Website sind viele Dokumente zu früheren Verfahrensschritten zum Bücklihof öffentlich einsehbar. «Inzwischen ist das Projekt viel grösser und die Einmaligkeit auch nicht mehr gegeben», so Laube. Wenn er mit Menschen im Dorf über den Bücklihof spreche, seien viele überrascht, dass es noch immer nicht vom Tisch sei.
Ein Einwender, der nicht namentlich genannt werden möchte, wandte sich in einer Mail an die Redaktion: «Beispielsweise war im damals den Stimmberechtigten vorgelegten Projekt nie die Rede davon, dass die Reithalle auch als Eventhalle benutzt werden könne, dass der Ökonomieteil komplett abgebrochen und an Volumen gewinnen werde und das Bauernhaus vermutlich auch nicht mehr den Anforderungen genügen werde.» Auch das 2018 überarbeitete Verkehrsgutachten entspreche inzwischen nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten: «Es wird völlig ausgeblendet, dass der Verkehr in Freienwil seit 2013 infolge mehr Einwohnern massiv zugenommen hat.» Insbesondere werde die Dorf- und die untere Bergstrasse zusätzlich mit der neuen Überbauung Eich von Mehrverkehr belastet werden.
Auf der Website von «Freienwil transparent» ist im Protokoll zu den Verhandlungen eine Erklärung des Gemeinderats zu finden: «Entscheidend ist, dass das prognostizierte Verkehrsaufkommen vom bestehenden Strassennetz aufgenommen werden kann.» Und: Die Eichstrasse habe keinen Einfluss auf das Verkehrsgutachten.
Doch der Einwender findet, dass der durch das Pferdezentrum erwartete Mehrverkehr für die schmalen Dorfstrassen ohne Gehsteig für die Fussgänger, insbesondere für Kinder, «Anlass genug sein sollte, das Projekt noch einmal zu überdenken». Das Einwendungspapier gegen die Fristverlängerung werde er auf jeden Fall schon bald einreichen. Auch Eduard Laube hat vor, sich einzubringen.
In den auf www.freienwil-transparent.ch einsehbaren Dokumenten zum Gestaltungsplan «Bücklihof 2017» kann nachgelesen werden, welcher Art die Einwände sind. Einige der Einwender stellten gleich den Antrag, den Gestaltungsplan abzuweisen. Neben vielen kleineren Bemängelungen und der Kritik am erstellten Verkehrsbericht, ist auch von einer «Verletzung des sensiblen Ortsbilds» die Rede. Was ebenfalls von diversen Einwendern bemängelt wird, ist das angetönte öffentliche Interesse an einem solchen Pferdezentrum. Gemeindeammann Robert Müller (SVP) sagte 2016 zur AZ: «Freienwil hat sehr wohl ein Interesse daran, dass das Pferdezentrum realisiert wird. Es soll sich um ein national bedeutendes Zentrum handeln, der Name Freienwil würde also in die ganze Schweiz getragen.»
Der Einwender, der anonym bleiben will, sagt aber: «Warum lebt wohl jemand in Freienwil? Weil er oder sie naturverbunden ist und Ruhe sucht. Wir wollen nicht den Bekanntheitsgrad der Gemeinde steigern, das Projekt passt nicht ins Dorf und bringt Unruhe ins Dorf.»
Er versichert, dass hinter den vier Beschwerden beim Kanton viele Einwohner stehen, die seine Meinung teilen, dass der Standort des Pferdezentrums hier in Freienwil in vielerlei Hinsicht unpassend sei: «Das im 2013 vorgestellte Projekt hat nichts mehr mit dem heutigen Vorhaben zu tun.» Deshalb fordert er vom Gemeinderat, die Fristverlängerung abzulehnen – und eine neue Abstimmung. Er ist sich sicher: Es handelt sich um ein neues Projekt, das inzwischen nicht mehr mehrheitsfähig wäre. Dieser Meinung ist auch Eduard Laube. Doch dann «würde das ganze ‹Rösslispiel› wieder von vorne beginnen».