Baden
Das Leben von Rolf Lyssy schwankt zwischen Tragik und Komik

Gerade durfte der Schweizer Filmregisseur Rolf Lyssy seinen 80. Geburtstag feiern. Im Kino Sterk erzählte er dem Publikum über Freud und Leid, wenn man einen der erfolgreichsten Schweizer Filme aller Zeiten gedreht hat.

Ursula Burgherr
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Rolf Lyssy litt nach seinem Film-Erfolg an einer schweren Depression, heute kann er wieder lachen.

Rolf Lyssy litt nach seinem Film-Erfolg an einer schweren Depression, heute kann er wieder lachen.

Ursula Burgherr

«Leben spüren kann nur, wer mit sich im Einklang ist», sagt Filmregisseur Rolf Lyssy beim Interview im Foyer des Kinos Sterk, bevor seine Komödie «Kassettenliebe» aus dem Jahr 1981 präsentiert wird. Seine dunklen Augen hinter der markanten Brille blitzen schalkhaft und wirken nachdenklich zugleich. Im Gespräch nimmt der Zürcher kein Blatt vor den Mund.

Er gesteht, dass ihn menschliche Schwächen, Unzulänglichkeiten und Abgründe für seine Arbeiten viel mehr interessieren als Stärke und Heldentum. Er redet von seiner schweren Depression 1998, und bezeichnet sie als Höllenfahrt. Zur Limmatstadt hat der feingliedrige Mann eine enge Beziehung. Er war mit der 2013 verstorbenen Badenerin und ehemaligen Tagesschau-Moderatorin Dominique Rub verheiratet. Zusammen drehten sie den DOK-Film «Schreiben gegen den Tod» über die Beziehung einer Schweizerin mit ihrem Briefpartner in der Todeszelle eines US-Gefängnisses in Texas.

Er schwärmt von den Badenfahrten, die er hier erlebte und natürlich von seiner Freundschaft zu Kinobetreiber Peter Sterk, den er seit 1968 kennt. Die Bande sind eng. Obwohl der Jubilar zu seinem 80. Geburtstag am 25. Februar 2016 landesweit viel Medieninteresse genoss, macht er nach einer Ehrung im Zürcher Filmpodium nur noch im Kino Sterk seine Aufwartung vor Publikum. Dort redet er mit Felix Ghezzi, Herausgeber des frisch erschienenen Buchs «›Die Schweizermacher› – Und was die Schweiz ausmacht», über Entstehung und Konsequenzen seines gleichnamigen Klassikers.

Die darauffolgende Komödie «Kassettenliebe» über ein Partnervermittlungsinstitut, welches seine Kunden mittels Video zur Zweisamkeit führt, wurde von der Presse vernichtet. «Man erwartete eine Art ‹Schweizermacher 2›. Alles andere hatte gar keine Chance. Das machte mich fertig», erzählt Lyssy im Rückblick. Ganz im Soge der Kritik hatte er lange selbst ein ambivalentes Verhältnis zu seinem Schaffen.

Heute gibt er sich versöhnlich und schwärmt über die guten schauspielerischen Leistungen von Emil Steinberger und dessen Film-Kollegen. Und Rolf Lyssy blickt auch vorwärts: Noch dieses Jahr soll der Dreh zur Tragikkomödie «Die letzte Pointe» über eine 89-jährige Frau mit panischer Angst vor Demenz beginnen. Das neue Projekt ist zurzeit noch in der Finanzierungsphase. Denkt der 80-Jährige daran, dass altershalber einmal Schluss sein könnte? Lyssy dazu: «Solche Überlegungen schwingen nur ganz selten mit. Ich lebe in der Gegenwart und will dieses Jahr meinen neuen Film machen. Danach schauen wir weiter.»