Während im Zürcher Casino die pompöse Eröffnungsfeier läuft, laufen in Baden noch immer die Umbauarbeiten. Ende Monat soll auch im Grand Casino Baden die grosse Party steigen.
Detlef Brose hat die neue Konkurrenz in Zürich bisher noch nicht aus der Nähe begutachtet. Der CEO des Grand Casino Baden hat zurzeit auch sonst genug zu tun. «In den nächsten Monaten werde ich mir das Casino Zürich sicher einmal anschauen, aber momentan konzentriere ich mich auf unsere Vision «House of Entertainment» und den dazugehörigen Umbau», sagt Brose. Denn dieser ist nach wie vor nicht beendet. Bis zur Einweihungsfeier am 30.November müssen noch zahlreiche Teppiche verlegt, Lampen installiert und die Wände der neuen Rolltreppen verkleidet werden.
Dass die Einweihung der neu gestalteten Badener Casinosäle zu spät komme, glaubt Detlef Brose nicht. Die Idee sei von Anfang an gewesen, erst nach dem Casino Zürich Neueröffnung zu feiern. «Die absolute Deadline war immer auf Ende November angesetzt.» Eine Differenz von vier Wochen wurde es in erster Linie deshalb, weil eine Einsprache betreffend Rollstuhlgängigkeit für eine zweimonatige Verspätung sorgte. Bis Ende November sei aber «hundertprozentig» alles fertig, versichert Brose, weil die heikelsten Phasen des Umbaus nun überstanden seien.
Sieben Millionen Franken lässt sich das Casino den Umbau kosten. Zwar sei nach zehn Jahren – also der Hälfte der Konzessionsdauer – sowieso ein günstiger Zeitpunkt für die Neugestaltung, sagt Brose. Der neue Konkurrent im nahen Zürich sorgte aber dennoch dafür, dass bedeutend tiefer in die Tasche gegriffen wurde. Kurz: «Es hätte sicher eine Renovation gegeben, aber nicht mit einem Budget in dieser Höhe.» Die Gelder flossen unter anderem in eine Rolltreppe zwischen den Stockwerken, einen neuen Club und in eine zehn Meter grosse Kuppel mit modernster Technik, wo 3-D-Filme und kurze Shows im Las-Vegas- Stil gezeigt werden. Piano-Abende, Konzerte und Partys sollen ebenfalls die Gäste ins Casino locken.
«Schlammschlacht um die Zürcher Casino-Lizenz» titelte «Der Sonntag» am 1. Mai 2011. Fünf Kandidaten bewarben sich um die Konzession für das Grand Casino Zürich, die erstmals vergeben wurde. Der Kampf gipfelte in heftigen Beschuldigungen. So warf der Schweizer Casino-Verband dem österreichischen Spielautomatenhersteller Novomatic, der an drei der fünf Bewerbungen beteiligt war, vor, seine Apparate liessen sich manipulieren. Die beschuldigte Firma konterte und äusserte die Vermutung, hinter den Vorwürfen steckten Mitbewerber, die ihre eigene Bewerbung stärken wollten. Das Grand Casino Baden bemühte sich auch um die Konzession - allerdings ohne Erfolg. «Casino Royal» nannte die Spielbank Baden AG ihr Projekt, das einen Standort im Haus Du Pont am Zürcher Beatenplatz vorsah. Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK), welche die Gesuche zu prüfen hatte, empfahl dem Bundesrat das Projekt der Swiss Casino Zürich AG zur Annahme. Die Landesregierung folgte dieser Empfehlung und erteilte die Konzession im Juni 2011. 80 Millionen Franken investierten die Betreiber ins Casino, das am Donnerstag im Ober-Haus bei der Sihl zum ersten Mal seine Türen öffnete. Dahinter finden die Besucher 400 Spielautomaten und 26 Spieltische mit Roulette, Black Jack, Poker und Punto Banco. (Mbü)
Doch trotz aller Bemühungen, das Badener Casino rechnet mit einem spürbaren Einbruch der Eintritte bis zu einem Drittel – bei den 523000 Besuchern des letzten Jahres wären das rund 170000 weniger. In Baden hat man bereits auf die erwarteten harten Zeiten reagiert. Um ein Viertel – von 205 auf 155 Stellen – wurde das Personal abgebaut. Zehn Mitarbeiter erhielten die Kündigung. In 40 Fällen kamen natürliche Abgänge dem Blauen Brief zuvor. Etwa zehn Mitarbeiter wechselten zum Zürcher Casino. «Dadurch konnten weitere Entlassungen vermieden werden», sagt Brose. Drei bis vier Mitarbeiter arbeiten ausserdem in Zukunft statt in Baden im Casino Davos, das dem Grand Casino gehört.
Erklärtes Zie l ist es, die erwarteten Umsatzeinbussen unter 30 Prozent zu halten. Detlef Brose ist zuversichtlich, diese Vorgaben auch zu erreichen. Auch wenn fast jeder zweite Besucher des Grand Casino aus dem Kanton Zürich nach Baden kommt. Der Casino-CEO glaubt, dass viele Baden die Treue halten werden: «Schliesslich können sie staufrei nach Baden fahren und bezahlen darüber hinaus nur die Hälfte der Zürcher Parkkosten.» Ausserdem wohnten viele der Gäste im aargaunahen Zürcher Kantonsteil, von wo aus sie Baden bequem erreichten. «Gar nicht so schlecht», findet er, dass einige der Gäste nach Zürich fahren, um sich selber ein Bild vom neuen Angebot zu machen. «Dann können sie vergleichen, welches ihnen besser gefällt.»