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Eine Installation mit Tausend kleinen Pailletten der Oberrohrdorfer Künstlerin und Weltenbummlerin Sonja Feldmeier soll die Alte Schmiede schmücken.
Bis in der 109-jährigen Alten Schmiede die Badener Jugend ein und aus geht, dauert es noch ein Weilchen. Wenn es im Spätsommer aber so weit ist, dann soll das Jugendkulturlokal Werkk schon von weitem sicht- und erkennbar sein dank Kunst am Bau. Dafür hat die Stadt Baden vergangenen September einen Wettbewerb lanciert und fünf Künstler eingeladen, ihre Ideen vorzustellen.
Die Kunst solle einen Beitrag zur unverwechselbaren Identität des Ortes leisten und maximal 90 000 Franken kosten, heisst es im Wettbewerbsbeschrieb. Gewünscht ist «ein inhaltlich wie ästhetisch eigenständiges und nicht bloss dienendes Element», das sowohl der Geschichte des Ortes als auch der heutige Nutzung gerecht werde. Diese Anforderungen wusste Sonja Feldmeier mit ihrem Projekt «Funken Flunkern» am besten zu erfüllen. Seit 19. Januar liegt es öffentlich auf.
Die 49-jährige Künstlerin wohnt heute in Basel und ist eine Weltenbummlerin. In den letzten zwei Jahrzehnten lebte sie unter anderem in Berlin, New York, Los Angeles, Tokio oder Delhi. Aufgewachsen ist Sonja Feldmeier aber in Oberrohrdorf; in Baden machte sie ihre ersten künstlerischen Schritte. «Als junge Schlagzeugerin und Sängerin verbrachte ich selbst viel Zeit in verschiedenen Übungsräumen und umgenutzten Industriebauten», erklärt Feldmeier ihre Motivation für das Projekt.
«Funken Flunkern» nennt sie es. Auf dem Dach des neuen Anbaus an die Alte Schmiede soll eine Art urbanes Billboard installiert werden, das die Materialien des rustikalen Dachaufbaus der Alten Schmiede übernimmt. Rund 800 Kilo schwer wird die Reklametafel. Statt überdimensionierter Werbung wird sie jedoch zwei farbig schillernde, amorphe Formen zeigen. Diese bestehen aus Tausenden drei Zentimeter grossen metallisch reflektierenden Pailletten. Diese farbigen PVC-Plättchen bewegen sich im feinsten Lufthauch und das Spiegeln erzeugt einen glitzernden Effekt. «Auch nachts schimmern sie geheimnisvoll», sagt die Künstlerin. Sie können aber auch zusätzlich mit einer eigenen Beleuchtung inszeniert werden.
«Ich bin von den Musterungen der Schmetterlingsflügel ausgegangen», sagt Sonja Feldmeier. Die Augenzeichnungen imitierten jeweils ein grösseres Tier. «Abstrahiert und grösser sollen solche funkelnde Augen auch ein weithin sichtbares, geheimnisvolles und Identität stiftendes Wahrzeichen des neuen Jugendkulturzentrums sein.» Die 49-Jährige möchte damit – mit einem Augenzwinkern – auf die jugendlichen Verhaltensmuster von Nachahmung und Abgrenzung zur Identitätsfindung verweisen.
Denn seit je vollführten Jugendliche ein akrobatisch anmutendes Spiel zwischen Abgrenzung- und Zugehörigkeitsbemühungen, begründet Feldmeier, die sich mit intensiver Recherche für das Projekt vorbereitet hatte. «Logos, Labels und Signete seien dabei wichtig.» Sonja Feldmeier orientierte sich bei «Funken Flunkern» an den populären Bildwelten der Jugendkulturen zur Erbauerzeit der alten Schmiede Anfang des 20. Jahrhunderts. «Häufig stiess ich auf Schmetterlingsdarstellungen», berichtet sie. Das Tier der Wandlung und Metamorphose erachtete sie als ein passendes Totemtier für die Jugend: Denn die schillernde Schönheit, die leuchtenden Farben und die signalhaften Zeichnungen verfolgten Strategien der Tarnung, Mimikry und Abschreckung, die der Verteidigung ihrer fragilen Konstitution dienten.
Das Beurteilungsgremium der Stadt war von der auf detaillierter Recherche basierenden Arbeit Feldmeiers angetan. «Der eigenständige und subtile Gestaltungsvorschlag besticht durch seine Vielschichtigkeit», heisst es im Bericht. Die Jury glaubt, dass das «Funken Flunkern» zu einem Identität stiftenden Wahrzeichen für das Jugendkulturzentrum Werkk und der Alten Schmiede werden könne. Zudem würden die kraftvollen Gestaltungselemente trotz ihrer Zeichenhaftigkeit genug Offenheit für eigene Assoziationen lassen.
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